Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Herwart“wütet in Europa
Tote, Verletzte und große Schäden durch das Sturmtief
BERLIN (dpa) - Sturmtief „Herwart“hat Europa am Wochenende in Angst versetzt. Tote, Verletzte und Schäden waren die Folge. An der Nordsee wurde ein 63-jähriger Camper von der Sturmflut überrascht und ertrank. Auf dem Peenestrom in Mecklenburg-Vorpommern war am Sonntag ein Motorboot mit drei Urlaubern aus Sachsen gekentert. Eine ins Krankenhaus gebrachte Frau verstarb, ein Mann wird vermisst. In Polen und Tschechien waren mindestens drei Todesopfer zu beklagen. Die Deutsche Bahn stoppte in sieben Bundesländern den Fernverkehr und wird ihn teilweise erst am heutigen Montag wieder aufnehmen. Viele Straßen in Nord- und Ostdeutschland, aber auch im Osten Bayerns, waren gesperrt.
Betroffen war auch Baden-Württemberg – in abgeschwächter Form. Es gab umgewehte Bäume und Absperrungen, aber weder Einschränkungen oder Verletzte.
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BERLIN (dpa) - Tote, Verletzte und erhebliche Schäden hat das Sturmtief „Herwart“am Wochenende in Europa hinterlassen. Als der Sturm am Sonntag in Deutschland abflaute, begann vielerorts das große Aufräumen. In Polen und Tschechien waren mindestens drei Todesopfer zu beklagen, in Deutschland zwei. Eine Persdon wird noch vermisst.
Auf dem Peenestrom in Mecklenburg-Vorpommern war am Sonntag ein Motorboot mit drei Urlaubern aus Sachsen gekentert. Eine Frau starb im Krankenhaus, wie ein Polizeisprecher in Neubrandenburg am Abend mitteilte. Rettungskräfte hatten die Frau und einen Mann in der Nähe von Wolgast zunächst bergen können. Die beiden waren trotz Sturmwarnung auf den Peenestrom, der zur Ostsee führt, hinausgefahren. Die Suche nach einem dritten Passagier blieb nach Angaben der Beamten auch nach rund fünf Stunden erfolglos. In Niedersachsen war zuvor ein Camper ertrunken, der vom Hochwasser der Sturmflut eingeschlossen wurde.
Tödliche Bäume
Ein Mann in der polnischen Woiwodschaft Westpommern starb bei einem Autounfall, wie örtliche Behörden angaben. In Tschechien wurde eine Frau bei einem Waldspaziergang bei Trebic (Trebitsch) von einem Baum erschlagen. Ein Mann starb, als er in der böhmischen Kleinstadt Jicin (Jitschin) von einem Baum getroffen wurde, wie die Agentur CTK berichtete.
Hunderttausende Haushalte waren in ganz Tschechien ohne Strom, weil Freileitungen beschädigt wurden. In Most (Brüx) warf das Unwetter eine erst vor sieben Jahre eingeweihte orthodoxe Holzkirche um.
In Deutschland stoppte die Bahn am Sonntag in sieben Bundesländern ihren Fernverkehr. Viele Straßen wurden wegen umgekippter Bäume gesperrt. Meteorologen warnten vor dem Betreten der Wälder, die Zoos in Berlin und Rostock blieben geschlossen. Besonders vom Sturm betroffen waren der Norden und Osten Deutschlands.
Auf der ostfriesischen Insel Wangerooge hat die Sturmflut Massen an Sand weggespült. Der Sand am Badeund Burgenstrand sei zu 80 Prozent verschwunden, sagte Insel-Bürgermeister Dirk Lindner. Ein Teil der unteren Promenade, über die man direkt an den Strand gehen konnte, wurde ins Meer gespült. Wegen der meterhohen Abbruchkante seien zwei Strandübergänge gesperrt.
In Berlin wurde ein Fußgänger von einem umkippenden Baugerüst schwer verletzt. In Sachsen-Anhalt und Bayern verletzten sich Autofahrerinnen, die gegen umgestürzte Bäume prallten. In Nordfriesland überschlug sich ein Autofahrer bei einem Ausweichmanöver und verletzte sich. Auf der A20 in Mecklenburg-Vorpommern krachten Autos auf einer fünf Zentimeter dicken Hageldecke ineinander. Dabei verletzten sich zwei Menschen.
Die Hamburger Feuerwehr rückte bis zum Sonntagmorgen 550-mal aus. Die Berliner Feuerwehr wurde zwischen 4 Uhr und 10 Uhr zu 300 Einsätzen gerufen und rief deswegen den Ausnahmezustand aus. Der Sturm deckte dort ein komplettes Hausdach ab. Zwei S-Bahnen rammten umgestürzte Bäume.
Wegen „Herwart“standen die Züge in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, MecklenburgVorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen still. Züge aus anderen Regionen in diese Gebiete endeten vorzeitig. In Hamburg fuhr die S-Bahn noch eingeschränkt.
Mit bis zu 110 km/h fegten orkanartige Böen übers bayerische Flachland. Auf der Zugspitze waren es bis zu 150 Kilometer. Besonders stark betroffen war Oberfranken und dort die Region um Hof. Die Polizei zählte dort bis zum Nachmittag rund 230 Einsätze. In der Fränkischen Schweiz kam es wegen beschädigter Leitungen teilweise zu Stromausfällen. Laut der Bayernwerk AG waren in der nördlichen Oberpfalz sowie in Oberund Niederbayern zwischenzeitlich 40 000 Haushalte ohne Strom.
Kaum Schäden im Südwesten
Im Südwesten waren die Schäden durch den Sturm überschaubar. Am Sonntagmorgen gab es in Freiburg einige umgewehte Bauzäune sowie umgestürzte Bäume und Absperrungen in Ulm, Karlsruhe und Konstanz.
Wegen starker Windböen in Frankfurt musste am Sonntag ein Airbus A380 der Lufthansa außerplanmäßig in Stuttgart landen, nachdem die aus Houston (USA) kommende Maschine wetterbedingt einige Zeit über dem Flughafen Frankfurt gekreist war.