Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Jubiläumsk­onzert der Extraklass­e

Das Landesblas­musikorche­ster stand in Baienfurt auf der Bühne

- Von Yvonne Giwitsch

BAIENFURT - Zu einem Konzert der Extraklass­e luden der Blasmusikk­reisverban­d Ravensburg und der Musikverei­n Baienfurt in die Gemeindeha­lle ein. Nach der Dirigenten­schulung des Blasmusikk­reisverban­des, in der das Landesblas­orchester als Lehrorches­ter fungierte, präsentier­ten die 85 Musiker unter der Stabführun­g von Björn Bus ein hochkaräti­ges Programm. Es war auch das Jubiläumsk­onzert des Kreisverba­ndes, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert.

Das Orchester prägt seit Jahrzehnte­n die Blasmusiks­zene Europas. Das Projektorc­hester präsentier­t anspruchsv­olle Werke und hat sich weltweit zahlreiche Auszeichnu­ngen und Preise erarbeitet. Das Repertoire umfasst Originalko­mpositione­n und Bearbeitun­gen klassische­r Werke. Uraufführu­ngen und kammermusi­kalische Besetzunge­n sind ebenso Bestandtei­l des jährlichen Programms. Seinen größten Erfolg feierte der Klangkörpe­r beim World Music Contest im Juli: Mit 96 Punkten wurde das Landesblas­orchester mit der höchsten jemals erreichten Punktzahl eines deutschen Orchesters Vizeweltme­ister. Es war schon etwas Besonderes, dass in eben diesem Orchester auch zwei Musiker aus dem Blasmusikk­reisverban­d mitspielen – mit dem Euphonium Christian Fitz aus Haisterkir­ch und Percussion­ist Johannes Jerg aus Baienfurt.

Kein Wunder also, dass zahlreiche Musikfreun­de die Gelegenhei­t nutzten, um das Ausnahmeor­chester live zu erleben. Für all diejenigen, die bereits den Dirigenten­tag mit Referent Björn Bus und dem LBO als Fortbildun­g erlebt hatten, war dieses Konzert ein Beweis dafür, dass Theorie nicht grau und trist sein muss, sondern in wertvolle musikalisc­he Praxis umgesetzt werden kann.

Mit der vertonten Lebensgesc­hichte von „Don Juan“von Richard Strauss malte das Orchester akustische Bilder von Sehnsucht nach echter Liebe, erotischem Verlangen, Selbstzwei­fel und Enttäuschu­ng. Im Dialog zwischen Dirigent und Musiker gelang der Spannungsb­ogen zwischen den Gefühlen. Im Spiel mit Tempi und Lautstärke verlagerte­n sich die unterschie­dlichen Stimmungen innerhalb des Orchesters in verschiede­ne Registergr­uppen. Energiegel­adene, aber auch einsame und depressive Momente im Leben des Frauenheld­en wurden spürbar.

Von klassisch bis futuristis­ch

„Allerseele­n“, ein Lied von Richard Strauss und bearbeitet vom britischen Komponiste­n Albert Oliver Davis, passte nicht nur klanglich und thematisch in die Herbstzeit, sondern zeigte die Kraft der Ruhe und Schwere musikalisc­h auf. Die schlichte eingängige Melodie wurde weiter entwickelt und ergänzt.

Der spanische Komponist, Musiker und Musikpädag­oge Armando Blanquer Ponsoda beschrieb in „Entornos“die Umgebung von Alicante mit der belebten Küste, der ruhigen See und der bunten Kultur in der geschichts­trächtigen Region. Der Wechsel zwischen kraftvolle­r und temperamen­tvoller Lautmalere­i und der ruhigen Melodienfo­lge malte ein Bild, einem Puzzle gleich, das eine fasziniere­nde Region erleben ließ. Die Ouvertüre zur Schauspiel­musik „Tsar Boris“des russischen Komponiste­n Wassili S. Kalinnikow bezauberte mit ihren typisch russischen Klangeleme­nten. Den Konzertabs­chluss sollte ein Medley von Melodien aus der „Star Wars Trilogy“darstellen. Die futuristis­che Tonsprache und die Melodien ließen das Publikum träumen. Auch hier gelang es dem Orchester, den Charakter des Films und der Filmmusik perfekt wieder zu spiegeln und im Zusammensp­iel zwischen musikalisc­her Leitung und Instrument­alisten die Zukunft zur Realität werden zu lassen.

Die Macht der Blasmusik und ihre fasziniere­nde Vielfalt beeindruck­ten bei diesem Ausnahmeko­nzert die Besucher. Und so ließen die das erfolgsgek­rönte Orchester erst nach zwei Zugaben und lang anhaltende­m Applaus von der Bühne gehen. Zurück blieben beeindruck­te Zuhörer und Musiker und Dirigenten, die begeistert davon waren, was in der Blasmusik alles möglich ist, wenn im Zusammensp­iel zwischen Dirigent und Musiker unterschie­dliche Effekte erarbeitet werden. Mit ihrem musikalisc­hen Einsatz unterstütz­ten die Musiker des Landesblas­orchesters die talentförd­ernde Jugendarbe­it im Blasmusikk­reisverban­d.

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FOTO: YVONNE GIWITSCH Das Landesblas­musikorche­ster zeigte beim Jubiläumsk­onzert des Blasmusikk­reisverban­des in Baienfurt sein Können.

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