Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Allerheili­gen rückt Tod und Sterben ins Bewusstsei­n

Pfarrer Karl Erzberger und Diakon Rainer Wagner begleiten Trauernde bei Gräberbesu­chen

- Von Gisela Sgier

LEUTKIRCH - Jährlich wird an Allerheili­gen an die Verstorben­en aus dem Familien-, Freundes- oder Bekanntenk­reis gedacht. Pfarrer Karl Erzberger sowie Diakon Rainer Wagner begleiten am 1. November jeweils um 14.30 Uhr die Trauernden bei Gräberbesu­chen auf den Leutkirche­r Friedhöfen.

Allerheili­gen ist nicht nur ein Fest des Gedenkens an Verstorben­e, sondern auch ein Tag, an dem Hinterblie­bene ihre Schicksale mit anderen Menschen auf den Friedhöfen teilen um sich gegenseiti­g Hoffnung, Kraft, Trost, Mut sowie gegenseiti­gen Beistand spenden. Begleitet werden die Gläubigen auf dem Friedhof an der Wangener Straße von Pfarrer Karl Erzberger sowie auf dem Waldfriedh­of von Diakon Rainer Wagner.

Für Erzberger stehen am Dienstag beim Gräberbesu­ch folgende Fragen im Vordergrun­d: Was kommt nach dem Leben? Wo sind unsere Toten? Und was bleibt einmal von uns selbst? „An diesem Allerheili­genNachmit­tag kommen wir aufgrund einer langen Tradition, dem Totengeden­ken und dem anschließe­nden Gräberbesu­ch zusammen. Da ist Trauer darüber, dass für uns liebgeword­ene Menschen nicht mehr da sind“, so der Pfarrer. Ebenso würden an diesem Tag Gedanken an gemeinsame und erfüllte Stunden wach, verbunden mit der Tatsache, wie zerbrechli­ch das Leben ist.

„Als Christen haben wir die Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat“, so Erzberger. Eine Textzeile aus seiner Predigt lautet: „Wir hoffen, dass Jesus mit uns im Boot ist, wenn das Leid, der Schmerz, die Krankheit, Tod und Trauer uns treffen und berühren“.

Allerheilg­en und Gräberbesu­ch – für mich führt das zuallerers­t in Kindheitse­rinnerunge­n“, sagt Wagner. Er erinnert sich dabei an den gemeinsame­n Besuch mit der großen Verwandtsc­haft am Grab der verstorben­en Großeltern. Und das manchmal bei warmen, sommerlich­en Temperatur­en und manchmal bei Schneetrei­ben und Kälte. Er erinnert sich auch an das Zusammense­in in einer kleinen Dreizimmer­wohnung mit 16 Erwachsene­n und ebenso vielen Kindern.

„Diese Erinnerung­en schwingen noch heute mit, wenn ich an Allerheili­gen auf dem Friedhof stehe und das heuer auf dem Waldfriedh­of“. Dabei denke er stets an alle Menschen, die er dort beerdigt habe, sowie an deren Lebensgesc­hichte, Verwandten und Hinterblie­benen. „Ich glaube sie in Gottes Liebe geborgen und bewahrt. Für mich leben sie. Wohl in einer anderen Realität als der meinen, aber sie leben und ich fühle mich ihnen verbunden“, so der Diakon.

Diese Menschen seien Teil seines Lebens geworden, obwohl ihm viele zu Lebzeiten fremd geblieben seien und deshalb würde er sich mit den Toten verbunden fühlen. „Allerheili­gen und Gräberbesu­ch bedeutet für mich betendes Erinnern und erinnernde­s Beten. Für mich, für die Verstorben­en und vor allem für die Angehörige­n“, erklärte Wagner.

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FOTO: GISELA SGIER Traditione­ll gedenken Hinterblie­bene an Allerheili­gen auf den Friedhöfen ihren Verwandten, Freunden und Bekannten.

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