Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Hut ab vor „Scotch & Soda“
Internationale Zirkus-Show beeindruckt in Ravensburg
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RAVENSBURG – Wer hätte das gedacht, was alles auf der Bühne im Konzerthaus machbar ist. Die internationale Zirkus-Show „Scotch & Soda“hat am Freitagabend vor ausverkauften Rängen gezeigt, wie viel geht. Ihr Gastspiel mit einer exzellenten Jazz-Live-Band und artistischen Höchstleistungen hat die Herzen der Zuschauer schon nach wenigen Minuten beflügelt. Es war ein außergewöhnlicher Abend, der Musik und Akrobatik in Einklang brachte.
Ein nach Zirkuszelt aussehender Vorhang im Hintergrund, aufgestapelte Holzkisten an den Bühnenrändern, gedämpftes Scheinwerferlicht bestimmten die Atmosphäre. Irgendwie riecht sie nach vergangenen Zeiten, nach frühem 20. Jahrhundert und herunter gekommenem Wanderzirkus. Das vermitteln einem auch die wunderbaren Kostüme, nur handelt es sich bei dieser Truppe um Hochkaräter. Ihr gehört Kontrabassist Eden Ottignon an, der als erster sein behäbiges Instrument präparierte. Sein „Willkommen zur Hochzeitsparty“ging in Richtung Publikum, während sich die Bühne zu einem nach Dixieland tönenden Opener füllte. Mit insgesamt zehn Artisten der „Company 2“und Musikern der „The Uncanny Carnival Band“. Sie stammen mehrheitlich aus Australien und Neuseeland, versehen mit professionellen Ausbildungen in den jeweiligen Genres.
Die Regisseure Chelsea McGuffin und David Carberry, die zugleich Darsteller sind, zeichnen für diesen Weltklasse-Zirkus verantwortlich. Ihre Show sprüht vor Leichtigkeit und kommt mit einem Tempo daher, dass es einem den Atem nimmt.
Wie aus dem scheinbaren Nichts entwickeln sich Szenen, von deren Machbarkeit man vorher nicht einmal zu träumen wagte. Und das eher unspektakulär und ohne riesengroßes Equipment. So läuft Alice Muntz geradezu behände über einige senkrecht auf dem Boden aufgestellte Flaschen, aus denen sie sich zuvor noch zugeprostet haben. Schließlicht geht es um ein ausgelassenes Hochzeitsfest. Im Wechsel mit dieser abenteuerlichen Flaschen-Balance oder dem riskanten Freischwingen in Rückenlage auf dem Statischen Trapez feuern sie sich gegenseitig an zu theatralen Einlagen, angereichert mit unzähligen Sketchen und poetischen Momenten. Mit berstenden Soli an Tuba (Lucian McGuiness) und Schlagzeug (Ben Hendry).
Klamauk, der nie Pausenfüller ist
Schräg, spektakulär und mit einer Portion Klamauk, der nie als Pausenfüller daher kommt, halten sie ihr Publikum unter Hochspannung. „Zwei Stunden in dem Tempo. Das ist ja Wahnsinn!“oder „Was alles auf der Bühne möglich ist. Enorm!“, waren spontane Äußerungen von Besuchern in der Pause. James Kingsford Smith als tanzender Derwisch auf Krücken und Skip Walker-Milne im freien Fall hoch oben am Chinesischen Mast. Kate Muntz, Schwester von Alice, sorgte in Sachen Partnerakrobatik für Aufsehen und am Vertikalseil. „It’s very high!“mit Blick hinauf zu dem Kistenstapel, der kein Ende nahm und auf dem Skip WalkerMilne sich gerade im Handstand auf einem Arm erprobte.