Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Motorrad-WM: Tristesse in Sepang
SEPANG (SID/dpa) - In der großen Trauer nach dem plötzlichen Tod von Teamchef Stefan Kiefer konnten die deutschen Piloten beim MotorradWM-Lauf in Malaysia ihr Versprechen nicht wahr machen. Mit guten Ergebnissen wollten sie dem 51-Jährigen, der am Freitag leblos in seinem Hotelzimmer aufgefunden worden war, eine letzte Ehre erweisen, doch daraus wurde nichts. Sandro Cortese (Berkheim), 2005 auf einer 125er für Kiefer unterwegs, und Marcel Schrötter (Vilgertshofen) verpassten in der Moto2 ebenso die Punkteränge wie Philipp Öttl (Ainring) beim zehnten Saisonsieg des Moto3-Weltmeisters Joan Mir (Spanien).
In der Moto2, in der üblicherweise auch die beiden Kiefer-Fahrer Dominique Aegerter und Tarran Mackenzie starten, krönte sich Franco Morbidelli erstmals zum Weltmeister. Nur noch Tom Lüthi hätte dem Italiener gefährlich werden können, doch der Schweizer konnte wegen eines gebrochenen linken Sprunggelenks nicht starten. So stand Morbidellis Titelgewinn bereits vor dem Rennen fest, er fuhr dennoch als Dritter aufs Podium. Sandro Cortese, der für die kommende Saison noch immer keinen neuen Rennstall hat, stürzte nach einer Kollision mit Mattia Pasini; im Kiesbett fing seine Suter Feuer.
Nur in der Königsklasse MotoGP ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Dort hätte Marc Márquez am Sonntag seinen vierten Weltmeistertitel in den vergangenen fünf Jahren holen können, doch sein einzig verbliebener Konkurrent Andrea Dovizioso gewann und machte dem Spanier einen Strich durch die Rechnung. Der Italiener siegte vor seinem Teamkollegen Jorge Lorenzo (Spanien), der sich in der Schlussphase verbremste und Dovizioso passieren ließ. Von einer Stallorder wollte Lorenzo aber nichts wissen. „Leider habe ich einen Fehler gemacht, aber danach den zweiten Platz ins Ziel gebracht. Ich habe gepusht, bin jedoch nicht am Limit gefahren“, sagte er. Johann Zarco (Frankreich) wurde Dritter vor Márquez, dessen vierter Platz letztlich nicht genügte. Immerhin: Mit 21 Punkten ist sein Vorsprung beim Saisonfinale am 12. November in Valencia komfortabel.
Ob dann auch Jonas Folger (Mühldorf am Inn), der möglicherweise erneut am Epstein-Barr-Virus erkrankt ist, wieder starten wird, ist offen. Das gilt auch für das Kiefer Racing Team, das nach dem Tod Stefan Kiefers vor einer ungewissen Zukunft steht. Die Hintergründe der Tragödie sind weiterhin rätselhaft, Kiefer hinterlässt seine Lebensgefährtin und einen sechsjährigen Sohn.