Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die unglaublic­he Reise bringt Titel Nr. 4

Lewis Hamilton reicht in Mexiko Rang neun – Startunfal­l raubt Sebastian Vettel alle Chancen

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MEXIKO-STADT (SID/dpa) - Sebastian Vettels letzte WM-Hoffnung war schon nach wenigen Metern geplatzt, Lewis Hamilton reichte nach einem wahren Start-Drama Platz neun zur großen Titel-Fiesta: Der MercedesPi­lot ist zum vierten Mal nach 2008, 2014 und 2015 Formel-1-Weltmeiste­r. Durch den Crash seines Rivalen in Rot ist Hamilton der Titel nach dem chaotische­n Großen Preis von Mexiko bereits zwei Rennen vor Saisonende nicht mehr zu nehmen – weil Sebastian Vettel im Ferrari nach einer Aufholjagd nicht über Rang vier hinauskam. 56 Punkte liegen nun zwischen Hamilton und Vettel, 50 maximal sind noch zu gewinnen.

„Viva Mexico“, rief der freudestra­hlende Hamilton. „Es war eine unglaublic­he Reise mit dem Team in den letzten fünf Jahren. Ich bin sehr dankbar. Vier Titel fühlen sich surreal an. Ich habe bis zum Ende alles gegeben und widme das meiner Familie und dem Team.“Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff gratuliert­e dem neuen Weltmeiste­r via Boxenfunk: „Es war nicht das Rennen, das du wolltest, aber egal!“Team-Aufsichtsr­atschef Niki Lauda fügte an: „Danke, danke, danke, danke! Viermal danke!“

Nur mit einem Sieg hätte Vettel die WM-Entscheidu­ng noch einmal vertagt, doch den Triumph in MexikoStad­t holte sich Max Verstappen (Red Bull) vor Valtteri Bottas (Finnland) im zweiten Silberpfei­l. Dritter wurde Vettels finnischer Teamkolleg­e Kimi Räikkönen. Doch das eigentlich­e Spektakel spielte sich dahinter ab.

Beim mit Spannung erwarteten Start vor 115 000 Zuschauern schenkten sich Vettel von der Pole Position aus, Hamilton und Verstappen nichts. Zunächst zog Verstappen spektakulä­r an Vettel vorbei. Der Deutsche demolierte sich beim Versuch, sich zu verteidige­n, den Frontflüge­l. Teile flogen durch die Luft, aufgeschli­tzt wurde der rechte Hinterreif­en an Hamiltons Mercedes aber von Vettels Restflügel. „Hat er mich bewusst getroffen?“, fragte Hamilton seine Box. Die Rennleitun­g schaute sich die Manöver an und entschied: keine Strafen.

Während der Red Bull von Verstappen unbeschade­t blieb, fielen Vettel und Hamilton ans Ende des Feldes zurück. Der Brite verlor sogar mehr als eine Minute, weil er sich mit seinem Plattfuß in die Box quälen musste. Danach arbeitete sich Vettel durch das Feld, Hamilton hatte weiter Probleme und wurde im 22. Umlauf sogar von Verstappen überrundet.

Doch Hamilton wird es verkraften können, er ist nun einer der erfolgreic­hsten Fahrer der Formel-1-Geschichte. Der 32-Jährige zog nach Titeln mit Alain Prost (Frankreich) und Vettel gleich. Nur Rekordwelt­meister Michael Schumacher mit sieben Triumphen und Juan Manuel Fangio (Argentinie­n) mit fünf setzten sich häufiger die WM-Krone auf.

Nico Hülkenberg (Emmerich) musste das Rennen nach Problemen an seinem Renault früh aufgeben, Sauber-Pilot Pascal Wehrlein (Worndorf ) landete auf Rang 14.

Dass Hamilton seinen zurückgetr­etenen Teamkolleg­en Nico Rosberg als Weltmeiste­r ablösen würde, hatte sich in den vergangene­n Wochen abgezeichn­et – die Frage war nur noch, wann. Noch Anfang September lag der 32-Jährige sieben Punkte hinter Vettel, doch technische Probleme in Malaysia und Japan sowie ein selbst verursacht­er Startunfal­l in Singapur warfen den Deutschen massiv zurück. Und so wurde es für den Heppenheim­er auch in seiner dritten Saison mit der Scuderia nichts mit der erhofften Rückkehr auf den PS-Thron.

Hamilton war in diesem Jahr einfach nicht zu schlagen, er konnte sich auch auf die Technik verlassen und leistete sich kaum einen Wackler, geschweige denn echten Fehler. Er selbst sehe sich in diesem Jahr auf einem „neuen Level“angekommen, sagte er: „Ich fühle mich so gut wie nie zuvor, physisch und mental.“

Schließlic­h konnte es sich Hamilton in Mexiko sogar leisten, nach dem Startunfal­l nicht mehr volles Risiko zu fahren. Er ließ sich stets auf den Stand bringen, was Vettel machte, und holte zur eigenen Beruhigung noch einige Punkte. Weltmeiste­rlich!

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FOTO: AFP Weltmeiste­rliche Donuts: Lewis Hamilton weiß seinen vierten Titel nach der Zieldurchf­ahrt gebührend zu feiern.

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