Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Milchviehhalter diskutieren über ihre derzeitige Lage
BDM-Regionalversammlung tagt in Gaisbeuren – Sicherheitsnetz für den EU-Milchmarkt gefordert
● REUTE-GAISBEUREN - Der Kreisverband Ravensburg des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) hat am Montagabend im Saal des Gasthofs Adler in Gaisbeuren die diesjährige Regionalversammlung abgehalten. Eingeladen dazu hatte der Vorsitzende des BDMKreisteams Rolf Weidner (Bad Wurzach). Er begrüßte neben den beiden Referenten Hans Foldenauer – Sprecher des BDM aus Freising – und Maria Heubuch, Europaabgeordnete (Bündnis 90/ Die Grünen) aus Ravensburg, auch den neuen Bundestagsabgeordneten Axel Müller (CDU) sowie etwa sechzig BDMMitglieder aus der Region.
Bundesweit 20 000 Mitglieder
Der BDM hat bundesweit etwa 20 000 Mitglieder. Der Verband wurde vor 20 Jahren gegründet, weil sich die Milchbauern durch den Deutschen Bauernverband bezüglich ihrer eigenen Interessen zu wenig berücksichtigt sahen. Seither haben sich die BDM-Mitglieder in allen Landesverbänden als engagierte Streiter in Sachen Milchvermarktung einen Namen gemacht.
Hans Foldenauer ging in seinem sehr ausführlichen Referat mit hilfreicher, plakativer Darstellung durch eine Beamer-Präsentation auf die momentane Situation der Milchviehhalter ein. Er zeigte Aktivitäten wie die „BDM-(Ver-)Pulver-Tour“, bei der Mitglieder mit dem Ausschütten von Milchpulver an verschiedenen Orten noch vor der Bundestagswahl die Öffentlichkeit nutzten, um auf die Anhäufung von Milchpulverbergen auf EU-Ebene hinzuweisen.
Für die Zukunft wappnen
Foldenauer machte deutlich, wie wichtig eine vertragsgebundene Milcherzeugung sein kann, wenn zukünftig die Abnehmer (Molkereien, auch genossenschaftliche) klare, bindende Preisverträge mit den Milcherzeugern vereinbaren. Momentan seien die Preise im deutschen Markt wieder gestiegen. Diese momentane Entwicklung müsse abgesichert werden durch ein funktionierendes Sicherheitsnetz für den EU-Milchmarkt. Der Referent zeigte auch auf, dass krisenhafte Marktentwicklungen auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden können. Es gelte sich zu wappnen.
Die Erfahrungen mit dem zweiten EU-Hilfspaket mit Milchsonderbeihilfe und Mengenreduktionsprogramm hätten gezeigt, dass eine zeitlich befristete EU-Milchmengendisziplin global marktwirksam ist, dass diese mit einem nur geringen Bürokratieaufwand verbunden ist, dass diese auch auf politischer Ebene mehrheitsfähig ist, dass die Milchviehhalter mitmachen und dass eine Mengenplanung mit den Milchviehaltern machbar ist.
Er nannte auch weitere „Brennpunkte“: Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2020, Wirkung von Freihandelsabkommen, die man realistisch einschätzen sollte, Tierwohldebatte und Anbindehaltung, Lebensmittelverschwendung, Umwelt- KlimaNaturschutz sowie Biber- und Wolfsproblematik.
Ausführlich informierte die Europaabgeordnete Maria Heubuch, die dem BDM angehört, über ihre Erfahrungen im Europäischen Parlament und über die vorgesehene Änderung des Artikel 148 GMO (Gemeinsame Marktordnung), nach der den einzelnen Milchviehhaltern die gleichen konkreten Vertragsvereinbarungen zugestanden werden wie den Abnehmern der Milch.
Selbstbewusst auftreten
Beide Referenten forderten die BDM-Mitglieder dazu auf, verbandspolitisch aktiv zu werden und zu bleiben, sich Informationen zu beschaffen und selbstbewusst ihre Standpunkte zu vertreten. Das taten dann auch etliche Mitglieder in der anschließenden gut einstündigen Diskussionsrunde sehr rege.
Bundestagsabgeordneter Axel Müller nahm dabei Stellung zu einem Schwerpunkt der anstehenden BDM-Arbeit, zu der gefordert wird, die neue Bundesregierung zu begleiten. Er verwies darauf, dass momentan erst die Sondierungsgespräche mit allen Partnern (FDP, Grüne) stattfinden mit hoch gesteckten Zielen und erst nach Bildung einer Regierung auf die Themen der verschiedenen Interessenverbände eingegangen werden könne.