Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„The Gregorian Voices“verzaubern die Zuhörer
Stimmungsvolles Konzert in der Aulendorfer Pfarrkirche St. Martin bringt gregorianische Choräle und Popklassiker nach Aulendorf
● AULENDORF - Die „Meister des gregorianischen Chorals“haben am vergangenen Sonntag auf ihrer Europatournee in Aulendorf haltgemacht und in der Pfarrkirche St. Martin ein beeindruckendes Konzert gegeben. Rund 240 Zuhörer saßen im Mittelschiff, als das Licht ausging und acht Mönche, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, die braunen Kutten mit Stricken gebunden, den von Kerzen beleuchteten Altarraum betraten.
In dieser mystischen Stimmung, das Altarbild pinkfarben angestrahlt, präsentierte der bulgarische Chor „The Gregorian Voices“, allesamt Sänger mit hervorragenden Stimmen, ein erstaunliches stimmliches Spektrum. Dieses reichte vom einstimmigen liturgischen Gesang bis hin zur polyfonen Fünfstimmigkeit mit tiefen Bässen und aufsteigenden Falsettstimmen. Kein Wunder, dass der Chor bereits mehrere internationale Auszeichnungen erhalten hat.
Georgi Pandurov, dem künstlerischen Leiter der Gruppe, und Ivan Uzunov, zugleich Sänger und Leiter des Ensembles, gelang es hervorragend, die Mystik und Faszination der gregorianischen Gesänge zu vermitteln. Der Eröffnungsgesang „Ave Maria“und das folgende „Salve Regina“verursachte bei manchem Zuhörer eine Gänsehaut. Stadtpfarrer Anantham Antony war mehr als begeistert von der Darbietung seines Lieblingsliedes „Adoro Te devote“(Gottheit tief verborgen). Als die Anfrage der Agentur gekommen sei, habe er sofort zugestimmt. „Ich dachte zwar, dass dieses Konzert gut in die Herbstzeit passt“, so Antony, „aber mit so vielen Besuchern habe ich nicht gerechnet“, zeigte er sich positiv überrascht.
Der erste Programmteil war teilweise von Schwermut und beinahe zärtlich anmutender Huldigung geprägt, etwa beim „Jesum benedictum dores glorie“. Glockenklare Stimmen wechselten mit einem Zwiegesang von Bass, Bariton und Tenor. „Ich konnte mich total fallen lassen“, schwärmte eine Zuhörerin in der Pause und fügte hinzu, für sie sei dieser Abend Genuss pur. Auch die absolute Stille zwischen den Chorälen habe sie schwer beeindruckt. „Der Applaus nach jedem Stück hat einfach nicht gepasst“, äußerte sich ein anderer Besucher. „Ja, noch bevor der letzte Ton richtig verklungen ist, haben die Leute geklatscht, das hat einen so abrupt in die Wirklichkeit zurückgeholt“, gab ihm eine andere Konzertbesucherin recht und etliche Umstehende nickten dazu zustimmend.
Entrückte Stimmung
Neben gregorianischen Chorälen präsentierten die bulgarischen Sänger auch orthodoxe Gesänge und Lieder der Renaissance und des Barock. Mit „Domine Dominus noster“von Geminiano Giacomelli setzten die Sänger einen imposanten Schluss vor der Pause. Danach sang der Chor ausgewählte Klassiker der Popmusik. Etwa das „Hallelujah“von Leonard Cohen, „Yesterday“von den Beatles oder „The Sound of Silence“von Simon & Garfunkel. Zum Abschluss applaudierte das Publikum stehend, worauf die Sänger mit der Zugabe „Amacing Grace“antworteten. Als weitere Zugabe folgte „We are the world, we are the children“.
Danach löschten die Sänger das Licht an ihren Notenständern und beendeten das Konzert endgültig mit „Thank you for the Music“unter dem rhythmischen Klatschen der begeisterten Zuhörer.