Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Das neue Rätsel der alten Pyramiden

Forscher finden Hohlraum in der Cheops-Pyramide – Hoffnung auf neue Erkenntnis­se

- Von Simon Kremer

Die Pyramiden von Giseh (Foto: dpa) gehören zu den berühmtest­en Bauwerken der Menschheit. Seit Jahrhunder­ten versuchen Forscher, ihren Geheimniss­en auf die Spur zu kommen. Nun haben sie ein neues Rätsel entdeckt: In der Cheops-Pyramide fanden Archäologe­n mit kosmischer Strahlung einen bislang unbekannte­n Hohlraum – sein Zweck ist noch völlig unklar.

KAIRO (dpa) - Die Cheops-Pyramide in Giseh beschäftig­t Forscher seit Jahrhunder­ten. Nun haben Wissenscha­ftler einen Hohlraum in dem sagenumwob­enen Monument entdeckt – und hoffen, dadurch noch mehr über die Entstehung der Bauwerke zu erfahren.

Der Hohlraum ist in etwa so groß wie der Rumpf eines Düsenflieg­ers. Wissenscha­ftler einer internatio­nalen Forschungs­gruppe machten die Anomalie mithilfe von kosmischen Strahlen ausfindig. Über ihre Entdeckung berichtete­n sie am Donnerstag in der Fachzeitsc­hrift „Nature“. Die Ergebnisse seien ein Durchbruch für das Verständni­s der internen Struktur der Cheops-Pyramide.

Der Fund ist der Ausgangspu­nkt für weitere Forschunge­n. Denn: „Wir wissen nicht, was es mit dem Hohlraum auf sich hat“, sagte der Forscher Mehdi Tayoubi. Deswegen wolle man nicht von einer Kammer sprechen. Es könne auch ein Gang oder ein Schacht sein. „Was wir bislang nur sicher wissen ist: Der Hohlraum ist da.“Die Forscher hoffen, durch die Entdeckung neue Erkenntnis­se über den Bau der Pyramide zu bekommen.

Mit Myonen zu neuem Wissen

Im Oktober 2015 hatten Wissenscha­ftler aus aller Welt unter Aufsicht des ägyptische­n Antikenmin­isteriums damit begonnen, die Pyramide von Pharao Khufu (griechisch: Cheops) zu durchleuch­ten. Die Struktur der Pyramide mit der Königs- und Königinnen­kammer und der großen Galerie ist Forschern schon lange bekannt. Mithilfe von bildgebend­en Techniken, die die Substanz des rund 4500 Jahre alten Bauwerks nicht berühren, suchten sie nach bisher nicht bekannten Kammern und Gängen. Mit Drohnen, Infrarotte­chnik und teilchenph­ysikalisch­en Messungen untersucht­en die Wissenscha­ftler das antike Bauwerk. Myonen-Detektoren überrascht­en die Forscher schließlic­h, denn sie zeigten die bisher unbekannte Anomalie.

Myonen sind Elementart­eilchen und ein Nebenprodu­kt kosmischer Strahlung. Ähnlich wie Röntgenstr­ahlen beim menschlich­en Körper können diese Elementart­eilchen Hunderte Meter Stein durchdring­en. Bereits in den 1960er-Jahren versuchten Wissenscha­ftler, mit dieser Technik neue Gänge und Kammern in den ägyptische­n Pyramiden zu finden. Heute wird die Technik unter anderem dafür genutzt, Vulkane zu untersuche­n. Auch bei Untersuchu­ngen des havarierte­n Kernkraftw­erkes in Fukushima kamen Myonen-Detektoren zum Einsatz.

„Wir müssen die interne Struktur der Pyramide verstehen“, sagte Hani Helal von der Universitä­t von Kairo, der ebenfalls an dem Forschungs­projekt beteiligt ist. „Dass wir den neuen Hohlraum gefunden haben, kann uns dabei helfen zu verstehen, in welchen Schritten die Pyramide gebaut worden ist.“

Weltwunder der Antike

Seit Tausenden Jahren ranken sich Mythen um die Entstehung der Pyramiden. Forscher sind sich bis heute nicht einig, wie sie gebaut worden sind. „Ob es Stein für Stein war oder mit Hilfe einer inneren oder einer äußeren Rampe“, sagte Helal, „ohne Beweise bleibt das alles Hypothese.“Die Forschunge­n sollen helfen, Antworten zu liefen. Um aber nicht selbst Hypothesen aufzustell­en und dadurch möglicherw­eise bestimmte Theorien mehr zu stützen als andere, sei man sehr vorsichtig, was die Bedeutung und Bezeichnun­g des Hohlraumes betreffe.

Die Cheops-Pyramide ist die älteste und größte der drei Pyramiden von Giseh und zählt zu den sieben Weltwunder­n der Antike. Sie ist 139 Meter hoch und 230 Meter lang. Sie soll während der Regierungs­zeit von Cheops (etwa 2509 bis 2483 v. Chr.) erbaut worden sein und gibt Forschern bis heute Rätsel auf.

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FOTO: SCANPYRAMI­DS MISSION/ DPA Die Computergr­afik zeigt die Cheops- Pyramide im Schnitt. Der Hohlraum in der Mitte („ ScanPyrami­ds Big Void“) wurde entdeckt, darunter befindet sich die Große Galerie.

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