Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Aufschwung in Deutschland hält an
Erstmals seit 1990 sinkt die Arbeitslosenzahl unter 2,4 Millionen – Exportstärke entscheidend
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NÜRNBERG - Der kräftige Herbstaufschwung und die robuste deutsche Konjunktur haben die Arbeitslosigkeit im Oktober erstmals seit der Wiedervereinigung unter die 2,4Millionen-Marke sinken lassen. Insgesamt waren in dem Monat 2,389 Millionen Männer und Frauen ohne Job, wie die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag berichtete. Das waren 60 000 weniger als im September und 151 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,4 Prozent.
„Die Entwicklung ist ausgezeichnet. Eine Arbeitslosigkeit unter 2,4 Millionen – das ist schon sehr bemerkenswert“, stellte BundesagenturChef Detlef Scheele fest. Die Zahlen führt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, auf die gut laufende Wirtschaft zurück. „Das Wachstum von zwei Prozent liegt deutlich über dem langfristigen Potenzial. Das liegt vor allem an der Exportstärke“, sagte Fratzscher der „Schwäbischen Zeitung“. „Zudem sind die Löhne gestiegen, was wiederum zu einem höheren Konsum führt.“
Rechnet man allerdings noch jene Jobsucher hinzu, die derzeit Ausund Fortbildungen absolvieren oder in Trainingsmaßnahmen oder EinEuro-Jobs für den Berufsalltag fit gemacht werden sollen, lag die Zahl der Arbeitssuchenden rund eine Million höher – nämlich bei 3,367 Millionen, wie die Bundesagentur einräumt. Was die weitere Entwicklung angeht, ist Scheele dennoch optimistisch. Zwar rechnet er für 2018 mit einer steigenden Zahl arbeitsloser Flüchtlinge – und zwar um 60 000 nach einem Plus von gut 20 000 in den vergangenen zwölf Monaten. Da aber die Zahl einheimischer Arbeitsloser 2018 voraussichtlich um 120 000 sinke, werde die Arbeitslosenzahl trotz steigender Flüchtlingsarbeitslosigkeit unter dem Strich um rund 60 000 sinken, ist er überzeugt.
Dass die Wirtschaft weiter großen Bedarf an Arbeitskräften hat, zeigt die Beschäftigtenstatistik: Danach lag die Zahl der Erwerbstätigen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im September bei 44,65 Millionen – ein Plus von 41 000 gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 655 000 Erwerbstätige mehr.
RAVENSBURG (lsw/ lby) - Wegen des ungebremst hohen Bedarfs an Arbeitskräften ist die Zahl der Arbeitslosen in Baden-Württemberg im Oktober erneut gesunken. Im Vergleich zum Vormonat September sank die Zahl der Menschen ohne Arbeit um 9605 auf 200 124, wie die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Auch gegenüber dem Vorjahresmonat waren es weniger – 2016 hatten sich 217 228 Menschen ohne Beschäftigung gemeldet. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 3,3 Prozent, 0,3 Punkte niedriger als noch vor einem Jahr. Arbeitsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut zeigte sich optimistisch, dass Ba- den-Württemberg angesichts der Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent bald in weiten Teilen des Landes von Vollbeschäftigung reden könne.
In Bayern ist die Zahl der Arbeitslosen im Zuge des Herbstaufschwungs auf rund 209 000 gesunken – die Erwerbslosenquote ist damit so niedrig wie zuletzt vor 20 Jahren. Ralf Holtzwart, Chef der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, bezeichnete die Zahlen am Donnerstag als „kleine Sensation“. Bundesweit sank die Arbeitslosenquote im Vergleich zum September um 0,1 Punkte auf 5,4 Prozent. Für das Jahr 2018 rechnet die Bundesagentur für Arbeit mit weiter sinkenden Zahlen.