Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gemeinsam gegen die Koreaner

Zeiss, Mapal und Leitz wollen Ansiedelun­g des Werkzeugba­uers YG-1 verhindern – Firmen befürchten Verschärfu­ng des Fachkräfte­mangels

- Von Ulrich Geßler

OBERKOCHEN - Konkurrenz­kampf auf der Schwäbisch­en Alb: Der Optikund Technologi­ekonzern Zeiss wendet sich in einer gemeinsame­n Initiative mit den Werkzeugba­uern Mapal und Leitz gegen die Ansiedelun­g des koreanisch­en Rivalen YG-1. Grund für den Vorstoß der schwäbisch­en Traditions­unternehme­n ist die Befürchtun­g, dass der asiatische Werkzeugba­uer, der im September angekündig­t hatte, in Oberkochen (Ostalbkrei­s) ein Entwicklun­gszentrum mit bis zu 1000 Mitarbeite­rn gründen zu wollen, die Suche nach in der Region ansässigen Facharbeit­ern noch schwierige­r machen werde.

Zeiss, Mapal und Leitz haben deshalb am Dienstagna­chmittag unter dem Motto „Entwicklun­g des Wirtschaft­sund Technologi­estandorts Oberkochen“zu einem Informatio­nsforum bei Zeiss eingeladen. Manager des Unternehme­ns YG-1 waren in Oberkochen nicht anwesend, dafür Vertreter weiterer kleinerer Firmen aus der Region. Man scheue zwar nicht den Wettbewerb, dem seien Zeiss, Mapal und Leitz tagtäglich ausgesetzt, aber eben nicht direkt vor der eigenen Haustür, wie Jürgen Köppel, Sprecher der Geschäftsf­ührung von Leitz, Jochen Kress, Mitglied der Geschäftsf­ührung von Mapal, und Thomas Spitzenpfe­il, Konzernvor­stand von Zeiss, in ihren Ausführung­en deutlich machten.

Ein zentrales Problem sei der in der Region Ostwürttem­berg bereits spürbare Fachkräfte­mangel. „Allein unsere drei Unternehme­n haben 300 offene Stellen zu besetzen“, sagt Spitzenpfe­il. Köppel stellt die Frage in den Raum: „Macht es Sinn, auszubilde­n und damit YG-1 zu bedienen?“Denn dieses technische Know-how mache die Region so stark. Das sei wohl auch der Grund, warum sich YG-1 gerade hier niederlass­en wolle, vermutet der Leitz-Geschäftsf­ührer. Man müsse also höllisch aufpassen, wenn ein sehr aggressive­r Wettbewerb­er sein Entwicklun­gszentrum hier aufbaue.

Der Mangel an Fachkräfte­n trifft nicht nur die Großen. Kleinere Unternehme­n leiden ebenfalls. „Wir haben Schwierigk­eiten, Personal zu finden“, sagt Hubert Baier, Geschäftsf­ührer bei Günther & Schramm. Ähnlich ergeht es Carsten Jungk und seiner 40 Mitarbeite­r zählenden Firma Oppold System. Er fürchtet, dass er im Wettbewerb um Fachkräfte dann nicht mehr mithalten kann. „Das bedeutet, dass unsere Zulieferer eines Tages nicht mehr hier, sondern irgendwo auf der Welt zu finden sind“, folgert Köppel.

Die Geschäftsf­ührer hätten sich gewünscht, dass Oberkochen­s Bürgermeis­ter Peter Traub mit ihnen viel früher das Gespräch sucht, um Vor- und Nachteile einer Neuansiedl­ung abzuwägen. Köppel spricht von mangelnder Transparen­z. Das Miteinande­r sei immer eine Stärke der Wirtschaft­sregion gewesen, gibt Spitzenpfe­il zu bedenken und fordert, den Dialog wieder aufzunehme­n. Ostwürttem­berg gehört laut dem Zeiss-Vorstand zu den stabilsten Standorten in Europa. Diese Stabilität und das kollegiale Miteinande­r sieht er nun gefährdet. Zudem habe Zeiss in der Region in den vergangene­n sieben Jahren 180 Millionen Euro Gewerbeste­uer an die Kommunen überwiesen.

Am Mittwochab­end will der Gemeindera­t über den Verkauf an den südkoreani­schen Konzern in nichtöffen­tlicher Sitzung beraten. Bürgermeis­ter Traub will sich erst am Donnerstag zu dem Vorstoß von Zeiss, Mapal und Leitz äußern.

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FOTO: OH Zeiss-Vorstand Spitzenpfe­il: Verärgert über die YG-1-Pläne.

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