Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Das Glück im Süden ist ungleich verteilt
Neue Studie im Auftrag der Deutschen Post zeigt: Badener sind zufriedener als Württemberger
STUTTGART (dpa/epd/KNA) - Wären die hohen Wohnkosten nicht, die Badener wären vermutlich die glücklichsten Menschen Deutschlands. Auch in Württemberg drückt das die Stimmung. Das geht aus dem neuesten Glücksatlas hervor, den die Deutsche Post einmal im Jahr erhebt. Der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen stellte die Studie am Dienstag in München vor. Auf einer Skala von null bis zehn gaben die Badener die Zufriedenheit mit ihrem Leben mit durchschnittlich 7,28 an (Vorjahr: 7,21) und kletterten damit unter bundesweit 19 Regionen auf Rang drei (Vorjahr: vier). Die Württemberger sind auf elf (Vorjahr: neun) abgerutscht – und damit die Unzufriedensten im Süden. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 7,07 (7,11) Punkten. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema im Überblick.
Was macht die Badener so glücklich?
●
Ihr Verdienst. In der Kategorie Einkommenszufriedenheit stehen sie bundesweit sogar ganz vorn. Brandenburg ist dabei Schlusslicht. Auch beim Thema Gesundheit liegen die Badener mit in der Spitzengruppe. Treiber der Zufriedenheit allgemein sind die Jungen und die Alten.
Was macht sie unglücklich?
●
Eindeutig die Wohnsituation und der damit verbundene hohe Anteil ihrer Einkünfte, den sie für die Miete aufbringen müssen. Auch die Baulandpreise drücken die Stimmung. Warum es vor allem die 35- bis 65-Jährigen in Baden sind, die nicht ganz so glücklich sind, klärt die Studie nicht. Auf jeden Fall kommt diese Gruppe aber bundesweit nur auf einen mittleren Rang neun.
Was macht die Württemberger glücklich?
●
Ihr Job. Bei der Arbeitszufriedenheit kommen die mäßig glücklichen Württemberger mit bundesweit Platz drei fast an die Spitze. Dabei hängen sie sogar die Badener (Rang neun) ab, nicht aber die Niedersachsen und Hamburger ganz oben. Auch die Themen Gesundheit und Einkommen stellen sie zufrieden, wenn auch nicht so sehr wie die Badener.
Was macht sie unglücklich?
Es sind vor allem die Älteren, die unzufrieden sind – wobei die Studie nicht klärt, warum genau das so ist. Nur Platz 16 von 19 belegen die Senioren in der allgemeinen Zufriedenheit bundesweit. Die Unzufriedenheit in Württemberg ist zudem eher weiblich als männlich: Die Frauen drücken das Glücksgefühl dort mit einer Zufriedenheit, die es bundesweit nur auf Platz 13 schafft.
Wie sehen die gesamtdeutschen Ergebnisse aus?
●
Die Deutschen sind dem Glücksatlas zufolge mit ihrem Leben weiterhin zufrieden. In Zahlen sieht das so aus: Subjektiv gesehen bleibt demnach die Lebenszufriedenheit auf dem Niveau des Vorjahres und liegt auf einer Skala von null bis zehn bei 7,07. Im vergangenen Jahr betrug der Wert 7,11 Punkte. Für den Ökonomen Bernd Raffelhüschen spielt die wirtschaftliche Entwicklung dabei die entscheidende Rolle. „Die Zufriedenheit in Deutschland ist generell wegen des materiellen Zuwachses gestiegen“, resümiert er. Für ihn gibt es dafür objektive Gründe: Die Arbeitslosenquote habe sich seit 2004 fast halbiert und Erwerbstätige könnten sich wegen Lohnzuwächsen von rund zehn Prozent mehr leisten als 2007.
Wie wirkt sich die globale Krisenstimmung hierzulande aus?
●
Der Glücksatlas deutet darauf hin, dass die Bundesbürger Bedrohungen wie Terrorismus oder gesellschaftliche Entwicklungen wie Zuwanderung nicht als Bremse für ihre Lebenszufriedenheit begreifen. Auch nicht im Osten. Dort liegt das Glücksniveau zwar mit 6,89 Punkten immer noch niedriger als im Westen mit 7,11 Punkten – aber es steigt leicht, während es im Westen eher stagniert oder minimal abfällt.
Wie kommt der Glücksatlas zustande?
●
Der „Deutsche Post Glücksatlas“ist bereits zum siebten Mal erschienen. Bei der Studie geht es um eine Langzeitbewertung des eigenen Lebens sowie um Wünsche, Ziele, Erwartungen und Einstellungen. Befragt wurden für die repräsentative Umfrage im Frühsommer 5698 Personen. Verknüpft wurde die Studie mit einer Umfrage zur nachhaltigen Lebensweise des Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid, an der 1001 Menschen teilnahmen. Dabei habe sich gezeigt, dass die Menschen umso zufriedener seien, je mehr sie sich für soziale und ökologische Belange einsetzten. Zusammengestellt wurde der Glücksatlas vom Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg.