Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bleiche-Umgestaltung: Räte bringen Plan voran
Reduzierung der Parkplätze im AUT erneut kritisiert – Gremium stimmt Bebauungsplan-Entwurf zu
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BAD WALDSEE - Mit der Umgestaltung des Bleiche-Areals hat sich der Ausschuss für Umwelt und Technik des Waldseer Gemeinderats am Montagabend erneut beschäftigt. Albrecht Reuß vom Planungsbüro Cityplan stellte dem Gremium den Bebauungsplan-Entwurf vor. Das Gremium segnete den Entwurf bei einer Enthaltung und drei Gegenstimmen ab und beauftragte die Verwaltung, den Bebauungsplan für einen Monat öffentlich auszulegen.
Wie mehrfach berichtet, soll der Stadteingang künftig mit viel Grün, einem gedrehten Parkplatz, einer neuen Stadthalle und einem Festplatz in der Nähe des Wasserschlosses ansprechender wirken und neu geordnet werden, um eine bessere Verbindung zwischen Altstadt und Naherholungsbereichen zu schaffen. Bestandteil der Planung sind unter anderem der Wegfall von Bushaltestellen und Ampel auf der Bleichestraße, eine neue und intuitive Wegführung für Fußgänger und Radfahrer sowie die Ansiedlungsmöglichkeit eines Nahversorgers und Drogeriemarkts.
Als Leitmotiv für die Planungen nannte Reuß den Gedanken „die Altstadt als kompakter Kern in einem grünen Gürtel“. Nach Einholen aller Gutachten, die in der mehreren Hundert Seiten starken Sitzungsvorlage beigefügt waren, lautete das Ergebnis von Reuß: die „Planungen sind durchführbar“. Das treffe auch auf die Bereiche Bodenbeschaffenheit, Artenschutz, Lärmschutz (hier brauche es noch Regelungen für Stadthalle-Veranstaltung nach 22 Uhr), Ökologie, Gewässerschutz und Verkehr zu.
Durch die Umgestaltung fallen einige Stellplätze am Bleiche-Parkplatz weg, ebenso an der Grabenmühle. „Deswegen wird kein Chaos ausbrechen, denn die Stellplatzkapazität in der Stadt gibt das her“, sagte Reuß. Zudem würden wegfallende Parkplätze durch Fahrradstellplätze ersetzt. Auch der Verkehrsfluss auf der Bleichestraße werde besser, dies sei in gründlichen Gutachten ausführlich untersucht worden. „Die Situation wird für alle besser: Für Radfahrer, den öffentlichen Nahverkehr, für Fußgänger und für Autofahrer.“Die Ansiedlung eines Lebensmittelmarkts mit 1200 Quadratmetern sowie eines Drogeriemarkts mit 800 Quadratmetern Fläche sei möglich. Die Gebäudehöhen sind laut Reuß auf 6,50 Meter Höhe festgesetzt. Vergnügungsstätten seien auf dem Areal ausgeschlossen, lediglich die Kategorie Kino (Stichwort neue Stadthalle/Mehrzweckhalle) sei zulässig.
Im Bereich Artenschutz müssen laut Reuß vier Maßnahmen umgesetzt werden. Um den Baumbestand zu sichern, würden im Schlosspark zehn große Laubbäume gepflanzt als Ausgleich für den Verlust von Brutstätten der Wacholderdrossel. Für den Kleinen Wasserfrosch würden kleine Wasserflächen anstelle der Fischteiche neu angelegt werden. Der Pfaffenbach und Bereiche der Schilfzone sollen geschützt werden. Für Fledermäuse werde im Bereich der Ölmühle ein Ersatz für Nistmöglichkeiten geschaffen.
Franz Spehn (FWV) wollte wissen, ob bei den künftig 475 Parkplätzen sagte Planer Albrecht Reuß zum Wegfall von Stellplätzen am Bleiche-Parkplatz auch an Motorrad- und Rollerfahrer gedacht wurde. Reuß antwortete, im vorderen Parkplatzbereich gebe es noch Raum für Motorradstellplätze, Car Sharing und Ladestationen für Elektroautos. Fraktionskollege Franz Daiber betonte, dass er für eine „noch lebenswertere Innenstadt sei“und die positiven Seiten des Vorhabens sehe. Dennoch bemängelte er den Wegfall der Bushaltestellen und den geplanten Lebensmittelmarkt hätte er lieber im hinteren Bereich des Areals gesehen. „Die Stadthalle sollte man an der jetzigen Stelle belassen.“
Daibers Hauptkritikpunkt war der Wegfall der Parkplätze, die in der Vorlage als „geringfügig reduzierte Parkplatzzahl“bezeichnet wurden. Dass im Vergleich zum aktuellen Bestand 25 Parkplätze auf der Bleiche und im Grabenmühlen-Areal und Hirschhof weitere 62 Plätze entfallen, könne nicht als „geringfügig“bezeichnet werden.
Dass Kunden ihr Einkaufsverhalten auf Zeiten mit besserer Parkplatzsituation verlagern würden, wie in der Vorlage prognostiziert, hielt er mit den Worten „Ihr Wort in Gottes Ohr“für realitätsfern. Karl Schmidberger (SPD) sah in der Parkplatzreduktion kein Problem. „Das ist durchaus möglich. Wir stehen zur Drehung des Parkplatzes und zum Gesamtkonzept.“
Sonja Wild (CDU) sagte, der Wegfall der Busbuchten auf der Bleichestraße bereite ihr „Kopfzerbrechen“, da Fußgänger dann die Busse von allen Seiten queren würden und die Sicherheit nicht gewährleistet sei. Reuß erläuterte: „Da die Busse dann auf der Fahrbahn halten, können sie nicht mehr von Autos überholt werden, das erhöht die Verkehrssicherheit.“
Dominik Souard (GAL) hält das Vorhaben für eine „große Chance für Bürger und Besucher, die Stadt auf neue Art zu erschließen.“Das sah auch Rita König (SPD) grundsätzlich so, merkte jedoch an, dass ein Kleinspielfeld gegenüber des Jugendhauses wünschenswert gewesen wäre. Bürgermeister Roland Weinschenk erklärte, dass die Kriterien für ein Kleinspielfeld in der Innenstadt bereits bei früheren Untersuchungen nicht erfüllt worden seien.
Letztlich stimmte das Gremium dem Bebauungsplan-Entwurf sowie der öffentlichen Auslegung bei einer Enthaltung von Rita König (SPD) und drei Gegenstimmen von Franz Daiber und Oskar Bohner (beide FWV) sowie von Sonja Wild (CDU) zu. Nach Prüfung weiterer möglicher Stellungnahmen soll der Bebauungsplan laut Reuß 2018 endgültig abgesegnet werden.
„Deswegen wird kein Chaos ausbrechen, denn die Stellplatzkapazität in der Stadt gibt das her“,