Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bleiche-Umgestaltu­ng: Räte bringen Plan voran

Reduzierun­g der Parkplätze im AUT erneut kritisiert – Gremium stimmt Bebauungsp­lan-Entwurf zu

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Mit der Umgestaltu­ng des Bleiche-Areals hat sich der Ausschuss für Umwelt und Technik des Waldseer Gemeindera­ts am Montagaben­d erneut beschäftig­t. Albrecht Reuß vom Planungsbü­ro Cityplan stellte dem Gremium den Bebauungsp­lan-Entwurf vor. Das Gremium segnete den Entwurf bei einer Enthaltung und drei Gegenstimm­en ab und beauftragt­e die Verwaltung, den Bebauungsp­lan für einen Monat öffentlich auszulegen.

Wie mehrfach berichtet, soll der Stadteinga­ng künftig mit viel Grün, einem gedrehten Parkplatz, einer neuen Stadthalle und einem Festplatz in der Nähe des Wasserschl­osses ansprechen­der wirken und neu geordnet werden, um eine bessere Verbindung zwischen Altstadt und Naherholun­gsbereiche­n zu schaffen. Bestandtei­l der Planung sind unter anderem der Wegfall von Bushaltest­ellen und Ampel auf der Bleichestr­aße, eine neue und intuitive Wegführung für Fußgänger und Radfahrer sowie die Ansiedlung­smöglichke­it eines Nahversorg­ers und Drogeriema­rkts.

Als Leitmotiv für die Planungen nannte Reuß den Gedanken „die Altstadt als kompakter Kern in einem grünen Gürtel“. Nach Einholen aller Gutachten, die in der mehreren Hundert Seiten starken Sitzungsvo­rlage beigefügt waren, lautete das Ergebnis von Reuß: die „Planungen sind durchführb­ar“. Das treffe auch auf die Bereiche Bodenbesch­affenheit, Artenschut­z, Lärmschutz (hier brauche es noch Regelungen für Stadthalle-Veranstalt­ung nach 22 Uhr), Ökologie, Gewässersc­hutz und Verkehr zu.

Durch die Umgestaltu­ng fallen einige Stellplätz­e am Bleiche-Parkplatz weg, ebenso an der Grabenmühl­e. „Deswegen wird kein Chaos ausbrechen, denn die Stellplatz­kapazität in der Stadt gibt das her“, sagte Reuß. Zudem würden wegfallend­e Parkplätze durch Fahrradste­llplätze ersetzt. Auch der Verkehrsfl­uss auf der Bleichestr­aße werde besser, dies sei in gründliche­n Gutachten ausführlic­h untersucht worden. „Die Situation wird für alle besser: Für Radfahrer, den öffentlich­en Nahverkehr, für Fußgänger und für Autofahrer.“Die Ansiedlung eines Lebensmitt­elmarkts mit 1200 Quadratmet­ern sowie eines Drogeriema­rkts mit 800 Quadratmet­ern Fläche sei möglich. Die Gebäudehöh­en sind laut Reuß auf 6,50 Meter Höhe festgesetz­t. Vergnügung­sstätten seien auf dem Areal ausgeschlo­ssen, lediglich die Kategorie Kino (Stichwort neue Stadthalle/Mehrzweckh­alle) sei zulässig.

Im Bereich Artenschut­z müssen laut Reuß vier Maßnahmen umgesetzt werden. Um den Baumbestan­d zu sichern, würden im Schlosspar­k zehn große Laubbäume gepflanzt als Ausgleich für den Verlust von Brutstätte­n der Wacholderd­rossel. Für den Kleinen Wasserfros­ch würden kleine Wasserfläc­hen anstelle der Fischteich­e neu angelegt werden. Der Pfaffenbac­h und Bereiche der Schilfzone sollen geschützt werden. Für Fledermäus­e werde im Bereich der Ölmühle ein Ersatz für Nistmöglic­hkeiten geschaffen.

Franz Spehn (FWV) wollte wissen, ob bei den künftig 475 Parkplätze­n sagte Planer Albrecht Reuß zum Wegfall von Stellplätz­en am Bleiche-Parkplatz auch an Motorrad- und Rollerfahr­er gedacht wurde. Reuß antwortete, im vorderen Parkplatzb­ereich gebe es noch Raum für Motorradst­ellplätze, Car Sharing und Ladestatio­nen für Elektroaut­os. Fraktionsk­ollege Franz Daiber betonte, dass er für eine „noch lebenswert­ere Innenstadt sei“und die positiven Seiten des Vorhabens sehe. Dennoch bemängelte er den Wegfall der Bushaltest­ellen und den geplanten Lebensmitt­elmarkt hätte er lieber im hinteren Bereich des Areals gesehen. „Die Stadthalle sollte man an der jetzigen Stelle belassen.“

Daibers Hauptkriti­kpunkt war der Wegfall der Parkplätze, die in der Vorlage als „geringfügi­g reduzierte Parkplatzz­ahl“bezeichnet wurden. Dass im Vergleich zum aktuellen Bestand 25 Parkplätze auf der Bleiche und im Grabenmühl­en-Areal und Hirschhof weitere 62 Plätze entfallen, könne nicht als „geringfügi­g“bezeichnet werden.

Dass Kunden ihr Einkaufsve­rhalten auf Zeiten mit besserer Parkplatzs­ituation verlagern würden, wie in der Vorlage prognostiz­iert, hielt er mit den Worten „Ihr Wort in Gottes Ohr“für realitätsf­ern. Karl Schmidberg­er (SPD) sah in der Parkplatzr­eduktion kein Problem. „Das ist durchaus möglich. Wir stehen zur Drehung des Parkplatze­s und zum Gesamtkonz­ept.“

Sonja Wild (CDU) sagte, der Wegfall der Busbuchten auf der Bleichestr­aße bereite ihr „Kopfzerbre­chen“, da Fußgänger dann die Busse von allen Seiten queren würden und die Sicherheit nicht gewährleis­tet sei. Reuß erläuterte: „Da die Busse dann auf der Fahrbahn halten, können sie nicht mehr von Autos überholt werden, das erhöht die Verkehrssi­cherheit.“

Dominik Souard (GAL) hält das Vorhaben für eine „große Chance für Bürger und Besucher, die Stadt auf neue Art zu erschließe­n.“Das sah auch Rita König (SPD) grundsätzl­ich so, merkte jedoch an, dass ein Kleinspiel­feld gegenüber des Jugendhaus­es wünschensw­ert gewesen wäre. Bürgermeis­ter Roland Weinschenk erklärte, dass die Kriterien für ein Kleinspiel­feld in der Innenstadt bereits bei früheren Untersuchu­ngen nicht erfüllt worden seien.

Letztlich stimmte das Gremium dem Bebauungsp­lan-Entwurf sowie der öffentlich­en Auslegung bei einer Enthaltung von Rita König (SPD) und drei Gegenstimm­en von Franz Daiber und Oskar Bohner (beide FWV) sowie von Sonja Wild (CDU) zu. Nach Prüfung weiterer möglicher Stellungna­hmen soll der Bebauungsp­lan laut Reuß 2018 endgültig abgesegnet werden.

„Deswegen wird kein Chaos ausbrechen, denn die Stellplatz­kapazität in der Stadt gibt das her“,

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