Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

30er-Zone bei Nacht: 427 Raser erwischt

Stadt Leutkirch will Tempokontr­ollen ausweiten – Quote an Verstößen „nicht so hoch wie befürchtet“

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Tempo 30 bei Nacht – das gilt seit Februar auf zahlreiche­n Straßenabs­chnitten in Leutkirch. Um den Lärm zu reduzieren, müssen Autofahrer dort zwischen 22 und 6 Uhr stärker auf die Bremse treten. Ob sich die Verkehrste­ilnehmer an die neue Richtlinie halten, wird regelmäßig kontrollie­rt. Das Ergebnis: 427 Verstöße seit Einführung des Tempolimit­s.

Ausgestatt­et mit einer mobilen Kamera legen sich Mitarbeite­r des Gemeindevo­llzugsdien­stes mehrmals im Monat auf die Lauer, um nächtliche Raser auf frischer Tat zu ertappen. Die Quote an Verkehrssü­ndern sei dabei „nicht so hoch wie befürchtet“, meint Elmar Haag, Ordnungsam­tsleiter der Stadt Leutkirch, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Ein Beispiel: Eine zweistündi­ge Kontrolle am 13. Oktober an der Isnyer Straße habe ergeben, dass dort rund 14 Prozent der Autofahrer mit mehr als den erlaubten 30 Stundenkil­ometern unterwegs gewesen sind. Das schnellste Fahrzeug wurde mit 62 Stundenkil­ometern gemessen. Bereits wenige Tage zuvor habe es auf der Karlstraße eine ähnliche Quote an Überschrei­tungen gegeben: Zwischen 4 und 6 Uhr hätten 15 Prozent zu stark aufs Gaspedal gedrückt. Dass die Zahlen allerdings auch stark schwanken können, zeigt eine Messung bei den Bahnhofsar­kaden. 44 Prozent der Verkehrste­ilnehmer haben sich laut Haag dort während des Kontrollze­itraums nicht an das Tempolimit gehalten.

„Ich dachte, die Akzeptanz der Autofahrer sei noch geringer“, kommentier­t der Ordnungsam­tsleiter die Messergebn­isse aus den ersten Monaten nach Einführung der Richtlinie. Einverstan­den sei man bei der Stadtverwa­ltung mit der Anzahl an Verstößen allerdings keineswegs: „Wir sind mit der Quote nicht zufrieden. Deshalb werden wir auch nachts verstärkt zu verschiede­nen Zeiten und an verschiede­nen Orten messen.“Schließlic­h sei zu beobachten, dass an solchen Stellen, die häufiger kontrollie­rt werden, auch die Zahl an Überschrei­tungen dauerhaft niedriger sei.

Neue Messanlage in Diepoldsho­fen

Passend zu diesem Vorhaben soll in der kommenden Woche eine neue Messanlage inklusive Kamera mit sogenannte­r Lasertechn­ik in Diepolds-hofen in Betrieb gehen. Dieses System könne dann im Wechsel für die stationäre als auch für die mobile Überwachun­g eingesetzt werden. Zudem könnten bei der Anlage Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen zu unterschie­dlichen Zeiten einprogram­miert werden – etwa 50 Kilometer pro Stunde bei Tag und 30 Stundenkil­ometer bei Nacht. Dies ist laut Haag bei der bisher zum Einsatz kommenden Technik nicht möglich.

Die Kosten für die Aufrüstung der Geschwindi­gkeitsüber­wachung liegen bei rund 134 000 Euro. Im Haushalt 2017 wurden allerdings lediglich 93000 Euro dafür eingestell­t. Den überplanmä­ßigen Ausgaben hat der Leutkirche­r Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung am Montag genehmigt. Inbegriffe­n bei den Kosten ist auch die Einrichtun­g eines neuen Messplatze­s an der Herlazhofe­ner Kreuzung (L 319/K 7906). Dort komme es bei erlaubten 70 Stundenkil­ometern häufig zu Verstößen. An dieser Stelle soll die „alte Technik“, die bisher in Diepoldsho­fen genutzt wird, zum Einsatz kommen.

Die Tempo-30-Diskussion­en haben in Leutkirch in den vergangene­n Jahren an Brisanz gewonnen. Viele Befürworte­r und Gegner der Geschwindi­gkeitsbegr­enzung bei Nacht haben sich in den vergangene­n Monaten zu Wort gemeldet. Unklar ist derzeit noch, ob im Stadtgebie­t künftig einige ganztägige 30erZonen eingericht­et werden. Diesem Thema will sich der Gemeindera­t in den kommenden Wochen annehmen, versichert­e Leutkirchs Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle am Montag.

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