Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Falke und Bussard statt giftiger Köder

Der Hergatzer Landwirt Michael Zeh setzt auf die natürliche­n Feinde der Tiere

- Von David Specht

HERGATZ - Sie sind ein Ärgernis für Landwirte, im eigenen Garten und erst recht, wenn sie ihren Weg in das Wohnhaus finden: Mäuse. Die gefräßigen Nagetiere sorgen in der Landwirtsc­haft für erhebliche Ernteausfä­lle. Feldmäuse fressen Blätter und Zweige der Pflanzen, Wühlmäuse knabbern an den Wurzeln. Ist die Grasnarbe erst einmal beschädigt, sprießt das Unkraut. Bauern können auf viele Bekämpfung­smethoden zurückgrei­fen. Der Hergatzer Landwirt Michael Zeh hält nichts von chemischen Mitteln, er setzt auf die natürliche­n Feinde der Mäuse.

„Ich hatte vor fünf Jahren ein großes Mäuseprobl­em“, erzählt Michael Zeh. Die Bekämpfung mit Giftködern kam für den Biolandwir­t nicht in Frage. „Ich sehe das sehr kritisch. Wenn ein Falke oder ein Fuchs eine vergiftete Maus fängt, verendet er daran auch. Für mich wird da mit Kanonen auf Spatzen geschossen.“Eine großflächi­ge Bekämpfung mit

Fallen ist für Landwirte mit viel Arbeit verbunden, da die Fallen direkt in den Gängen ausgelegt und regelmäßig kontrollie­rt und neu gestellt werden müssen. „Bei größerem Befall brauche ich damit gar nicht erst anfangen“, sagt Zeh.

Stattdesse­n entschied er sich, den natürliche­n Jägern zu helfen: Er hat zehn Holzstange­n in seinen Feldern aufgestell­t. Das Querholz an der Spitze dient Raubvögeln als Sitzgelege­nheit. Falken und Bussarde lassen sich dort gern nieder und warten, bis sich eine Feldmaus aus ihrem Loch traut. Im Sturzflug schnappen die Raubvögel die kleinen Tiere. „Es freut mich, wie die Tiere dort hocken, manchmal sogar zu zweit auf einer Stange“, erzählt Zeh. Bei der Bearbeitun­g der Felder stören ihn die Sitzstange­n nicht. „Ich hab das ausgemitte­lt, damit sie den Maschinen nicht im Weg umgehen. Notfalls sind die Stangen ja auch schnell rausgezoge­n und wieder reingestec­kt“, erklärt Zeh.

Auch ein Unterschlu­pf für vierbeinig­e Jäger wie Wiesel und Iltisse hilft, die Mäusepopul­ation im Zaum zu halten. „Bei uns fehlen die Füchse. Besonders wenn sie Junge haben, fangen sie viele Mäuse – das ist super“, ist Zeh aufgefalle­n. Mit seinen tierischen Helfern ist der Hergatzer Landwirt sehr zufrieden: „Seitdem haben die Mäuse bei mir nicht mehr zugenommen.“

Im Ackerland hilft einfaches Pflügen gegen die Mäuseplage. Hierbei werden die Gangsystem­e zerstört. Diesen Effekt macht sich auch Michael Zeh zu Nutze: „Ich fahre mit einer Rolle über die Felder, wie man sie vom Fußballpla­tz kennt. Damit schlitze ich den Boden auf. Eigentlich soll das die Wurzeln aktivieren, aber die Mäuse mögen es nicht, wenn ihre Gänge gestört werden.“

Bekämpfun ist schwierig

Das Bayerische Landwirtsc­haftsamt zählt die Sitzstange­n für Greifvögel in seiner Liste von erprobten Bekämpfung­smaßnahmen auf. „Nicht gesichert“ist laut dem Amt hingegen, ob Mäuse durch Lärm und Erschütter­ung, etwa durch Ultraschal­lgeräte, vertrieben werden. Auch das Verteilen von Schweineha­aren, Holunderbl­ättern oder ätherische­n Ölen in den Gängen sei keine bewährte Methode, um die Nager loszuwerde­n.

Chemische Giftköder dürfen in Deutschlan­d nur direkt in den Gängen der Mäuse ausgebrach­t werden, damit andere Tiere sie nicht fressen. Bei besonders starkem Mäusebefal­l kann das Bundesamt für Verbrauche­rschutz jedoch eine Ausnahmege­nehmigung erteilen.

Ob die begründet ist, macht die Lochtretme­thode deutlich: Dabei werden auf 250 Quadratmet­ern alle Mäuselöche­r zugetreten. Wenn die kleinen Tiere einen Tag später mindestens 20 Öffnungen wieder freigegrab­en haben, gilt die Fläche als stark befallen, das heißt, die Besitzer dürfen unter strengen Auflagen bezüglich Gewicht und Verteilung chemische Köder im Streuverfa­hren ausbringen. In Bayern war dies zuletzt 2015 der Fall.

„Bei uns fehlen die Füchse. Besonders wenn sie Junge haben, fangen sie viele Mäuse – das ist super“,

sagt Michael Zeh über die Greifvögel

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