Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Falke und Bussard statt giftiger Köder
Der Hergatzer Landwirt Michael Zeh setzt auf die natürlichen Feinde der Tiere
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HERGATZ - Sie sind ein Ärgernis für Landwirte, im eigenen Garten und erst recht, wenn sie ihren Weg in das Wohnhaus finden: Mäuse. Die gefräßigen Nagetiere sorgen in der Landwirtschaft für erhebliche Ernteausfälle. Feldmäuse fressen Blätter und Zweige der Pflanzen, Wühlmäuse knabbern an den Wurzeln. Ist die Grasnarbe erst einmal beschädigt, sprießt das Unkraut. Bauern können auf viele Bekämpfungsmethoden zurückgreifen. Der Hergatzer Landwirt Michael Zeh hält nichts von chemischen Mitteln, er setzt auf die natürlichen Feinde der Mäuse.
„Ich hatte vor fünf Jahren ein großes Mäuseproblem“, erzählt Michael Zeh. Die Bekämpfung mit Giftködern kam für den Biolandwirt nicht in Frage. „Ich sehe das sehr kritisch. Wenn ein Falke oder ein Fuchs eine vergiftete Maus fängt, verendet er daran auch. Für mich wird da mit Kanonen auf Spatzen geschossen.“Eine großflächige Bekämpfung mit
Fallen ist für Landwirte mit viel Arbeit verbunden, da die Fallen direkt in den Gängen ausgelegt und regelmäßig kontrolliert und neu gestellt werden müssen. „Bei größerem Befall brauche ich damit gar nicht erst anfangen“, sagt Zeh.
Stattdessen entschied er sich, den natürlichen Jägern zu helfen: Er hat zehn Holzstangen in seinen Feldern aufgestellt. Das Querholz an der Spitze dient Raubvögeln als Sitzgelegenheit. Falken und Bussarde lassen sich dort gern nieder und warten, bis sich eine Feldmaus aus ihrem Loch traut. Im Sturzflug schnappen die Raubvögel die kleinen Tiere. „Es freut mich, wie die Tiere dort hocken, manchmal sogar zu zweit auf einer Stange“, erzählt Zeh. Bei der Bearbeitung der Felder stören ihn die Sitzstangen nicht. „Ich hab das ausgemittelt, damit sie den Maschinen nicht im Weg umgehen. Notfalls sind die Stangen ja auch schnell rausgezogen und wieder reingesteckt“, erklärt Zeh.
Auch ein Unterschlupf für vierbeinige Jäger wie Wiesel und Iltisse hilft, die Mäusepopulation im Zaum zu halten. „Bei uns fehlen die Füchse. Besonders wenn sie Junge haben, fangen sie viele Mäuse – das ist super“, ist Zeh aufgefallen. Mit seinen tierischen Helfern ist der Hergatzer Landwirt sehr zufrieden: „Seitdem haben die Mäuse bei mir nicht mehr zugenommen.“
Im Ackerland hilft einfaches Pflügen gegen die Mäuseplage. Hierbei werden die Gangsysteme zerstört. Diesen Effekt macht sich auch Michael Zeh zu Nutze: „Ich fahre mit einer Rolle über die Felder, wie man sie vom Fußballplatz kennt. Damit schlitze ich den Boden auf. Eigentlich soll das die Wurzeln aktivieren, aber die Mäuse mögen es nicht, wenn ihre Gänge gestört werden.“
Bekämpfun ist schwierig
Das Bayerische Landwirtschaftsamt zählt die Sitzstangen für Greifvögel in seiner Liste von erprobten Bekämpfungsmaßnahmen auf. „Nicht gesichert“ist laut dem Amt hingegen, ob Mäuse durch Lärm und Erschütterung, etwa durch Ultraschallgeräte, vertrieben werden. Auch das Verteilen von Schweinehaaren, Holunderblättern oder ätherischen Ölen in den Gängen sei keine bewährte Methode, um die Nager loszuwerden.
Chemische Giftköder dürfen in Deutschland nur direkt in den Gängen der Mäuse ausgebracht werden, damit andere Tiere sie nicht fressen. Bei besonders starkem Mäusebefall kann das Bundesamt für Verbraucherschutz jedoch eine Ausnahmegenehmigung erteilen.
Ob die begründet ist, macht die Lochtretmethode deutlich: Dabei werden auf 250 Quadratmetern alle Mäuselöcher zugetreten. Wenn die kleinen Tiere einen Tag später mindestens 20 Öffnungen wieder freigegraben haben, gilt die Fläche als stark befallen, das heißt, die Besitzer dürfen unter strengen Auflagen bezüglich Gewicht und Verteilung chemische Köder im Streuverfahren ausbringen. In Bayern war dies zuletzt 2015 der Fall.
„Bei uns fehlen die Füchse. Besonders wenn sie Junge haben, fangen sie viele Mäuse – das ist super“,
sagt Michael Zeh über die Greifvögel