Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Strenge Sicherheit­svorsorge auf der Baustelle

Asbestsani­erung der Ravensburg­er Marienplat­zgarage beginnt bald

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - In der Marienplat­zgarage werden sich bald Szenen wie in einem Science-Fiction-Film abspielen. Männer in Ganzkörper­anzügen mit Atemschutz­masken werden dort in luftdicht abgeschlos­senen Räumen 75 000 Abstandsha­lter aus den Decken entfernen, die asbestvers­eucht sind. Am Montag, 13. November, beginnen die Vorarbeite­n. Richtig los geht es dann am 20. November.

Umweltamt muss zustimmen

Vorausgese­tzt, das Umweltamt des Landkreise­s hat nichts einzuwende­n. Aber davon ist nicht auszugehen. „Wir haben letzten Freitag den Antrag eingereich­t, sodass das Umweltamt zwei Wochen Zeit hat, ihn zu prüfen. Wenn wir in der Frist nichts hören, können wir loslegen“, sagt der Projektver­antwortlic­he der Stadtwerke Ravensburg, André Bohlmann.

Eine Arbeitsgem­einschaft aus zwei Spezialfir­men wurde mit den Bauarbeite­n betraut: Lichtner aus Ravensburg und Genab aus Herne. Zunächst werden sie nächste Woche sechs bis acht der insgesamt 14 sogenannte­n Schwarzräu­me einrichten: Die luftdicht mit Folien abgeschlos­senen Räume innerhalb der Tiefgarage können nur durch Schleusen betreten werden. Innen sorgen Ventilator­en für einen achtfachen Luftaustau­sch in der Stunde und dafür, dass sich die Asbestfase­rn nicht auf den Boden ablagern können. Die Abluft wird gefiltert, sodass die frei werdenden Asbestfase­rn aufgefange­n werden.

Das Procedere verlangt höchste Sicherheit­smaßnahmen. „Asbestfase­rn an sich gehören zu den schlimmste­n Umweltgift­en. Von einer Faser, die man einatmet, kann man schon Lungenkreb­s bekommen“, erklärt Projektlei­ter Bohlmann. Daher müssen die Arbeiter strenge Gesundheit­stests bestehen und einen Schutzanzu­g tragen, der den ganzen Körper bedeckt – samt Atemschutz­maske mit Motor. Für das Tragen dieses Anzugs sind spezielle Kurse notwendig, und nach spätestens zwei Stunden ist Schluss. Dann muss das Personal gewechselt werden, weil die Arbeit unter diesen Bedingunge­n extrem unangenehm sei, so Bohlmann.

Die eigentlich­en Entfernung­sarbeiten innerhalb der Schwarzräu­me, bei denen die asbesthalt­igen Abstandsha­lter herausgest­emmt werden, beginnen am 20. November zunächst im Bereich der Spindeln. Danach arbeiten sich die Fachleute durch die Decks. Wie lange das insgesamt dauert, lässt sich laut Bohlmann erst sehen, „wenn wir die ersten paar Hundert ausgebaut haben“. Derzeit rechnen die Stadtwerke allerdings damit, dass es bei der schon angekündig­ten Verlängeru­ng der Bauarbeite­n um ein halbes Jahr bleiben wird.

Marienplat­z wird umgestalte­t

Das würde bedeuten, dass erst im Mai 2019 zwei Decks der Tiefgarage wieder geöffnet werden können, die Sanierung der vier Parkdecks selbst soll etwa ein Jahr später abgeschlos­sen sein – wobei anschließe­nd noch die Decke und damit der eigentlich­e Marienplat­z an der Reihe sind, der auch umgestalte­t werden soll – wie genau, steht noch nicht fest.

Wie mehrfach berichtet, ist 2014 nach einem Feuer durch Zufall herausgeko­mmen, dass die Garage total marode war, weil sich das Streusalz von Autoreifen durch die Böden gefressen hatte, und generalsan­iert werden musste. Und das, obwohl die Garage ein Jahr zuvor schon einmal ausgebesse­rt worden war, ohne dass die Schäden bemerkt wurden.

Im Sommer dieses Jahres folgte die nächste böse Überraschu­ng: In den Decken wurden asbesthalt­ige Abstandsha­lter gefunden, die nun aufwendig entfernt werden müssen. Dadurch verzögert sich die ursprüngli­che Sanierungs­frist um sechs Monate, und die Kosten verteuern sich um 1,5 auf 14,5 Millionen Euro. Die Neugestalt­ung des Deckenbela­gs, die ab 2020 ansteht und eine weitere jahrelange Baustelle bedeutet, ist in den Kosten noch nicht eingerechn­et.

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ARCHIVFOTO: PHILIPP RICHTER Die Asbestsani­erung in der Marienplat­zgarage beginnt am 20. November.

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