Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stadt bekommt für Feuerwehre­insätze weniger Geld

Grund ist eine Änderung im Landesgese­tz – Feuerwehr Bad Waldsee hatte 2017 bereits 250 Einsätze

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Die Stadt Bad Waldsee kann künftig für kostenpfli­chtige Einsätze der Freiwillig­en Feuerwehr etwas weniger Geld von Einsatzver­ursachern abrechnen als bislang. Der Stundensat­z für Einsatzkrä­fte wurde von 20,45 Euro auf 19,38 Euro abgesenkt. Grund dafür sind Änderungen des geltenden Feuerwehrg­esetzes des Landes Baden-Württember­g. Derweil hat die Feuerwehr Bad Waldsee mit ihren sechs Abteilunge­n bereits ein arbeitsrei­ches Jahr hinter sich: 250 Einsätze sind es bislang, so Kommandant Alois Burkhardt. 2016 waren es 270.

Beispiele für kostenpfli­chtige Einsätze, für die die Kommunen Kosten rückerstat­tet bekommen, sind etwa ein Verkehrsun­fall, bei dem es einen klaren Verursache­r gibt. Oder wenn nach einem Sturm ein Baum quer über der Straße liegt und von der Feuerwehr entfernt wird, muss der Eigentümer des betreffend­en Areals (je nachdem, ob Staatswald oder Baumbestan­d in Fürstliche­m Besitz) dafür aufkommen.

Als Faustregel gilt: Wenn sich Menschen oder Tiere in lebensbedr­ohlichen Notlagen befinden oder ein Feuer wütet, spielen Einsatzkos­ten für die Feuerwehr keine Rolle. Das Feuerwehrg­esetz des Landes Baden-Württember­g regelt, dass diese Einsätze grundsätzl­ich kostenlos sind. Anders sieht es etwa bei böswillige­n Falschmeld­ungen oder Brandstift­ung aus – in diesem Fall erhebt die Kommune als Träger der Feuerwehr die Kosten. „Das ist kein Wunschkonz­ert der Kommune, sondern deren gesetzlich­e Pflicht“, erklärt Kommandant Burkhardt im Gespräch mit der SZ.

Weil jede Gemeinde und Kommune auf ihre Kosten eine leistungsf­ähige Feuerwehr aufstellen muss (siehe Kasten unten) und jedoch nicht alle Einsätze abgerechne­t werden können, stellt eine Feuerwehr grundsätzl­ich einen finanziell­en Mehraufwan­d dar. So muss die Stadt Bad Waldsee unter anderem für die Personalko­sten, Einsatzkle­idung, laufende Kosten für Gebäude, Schutzausr­üstung, Ausbildung und Fahrzeugko­sten aufkommen. Das waren nach Angaben der Stadt für 2015 und 2016 jeweils rund eine Million Euro für die Gesamtfeue­rwehr, also Abteilung Stadt mitsamt den vier Ortschafts­abteilunge­n.

Die Personalko­sten machten davon in 2015 insgesamt 60 000 Euro aus, 2016 waren es 100 000 Euro – jeweils abhängig von Anzahl und Dauer der Einsätze. 2012 beispielsw­eise hatte die Abteilung Stadt 5800 Einsatzstu­nden, die Gesamtfeue­rwehr inklusive Ortschafte­n insgesamt 8000 Einsatzstu­nden.

Den Gesamtkost­en in Höhe von rund einer Million Euro steht die Erstattung von Einsatzkos­ten gemäß Landesfeue­rwehrgeset­z gegenüber. Im Jahr 2015 waren es nach Angaben der Stadt 107 000 Euro, für 2016 insgesamt 146 000 Euro und im laufenden Jahr bislang 90 000 Euro. „In manchen Jahren kann ein Drittel der Kosten abgerechne­t werden, in manchen Jahren weniger. Das ist sehr schwankend und hängt von Anzahl und Art der Einsätze ab“, erläutert Burkhardt.

Stundensat­z beträgt zwölf Euro

Wie viel Geld die einzelnen Feuerwehra­ngehörigen bekommen, regelt die Feuerwehr-Entschädig­ungssatzun­g. Die wurde in Bad Waldsee zuletzt zum Januar 2016 geändert und von zehn Euro pro Stunde pro Einsatzkra­ft auf zwölf Euro erhöht (siehe Kasten oben). „Die Feuerwehr ist ein Ehrenamt, damit kann man kein großes Geld verdienen“, erklärt Kommandant Alois Burkhardt. Auch wenn die Aufwandsen­tschädigun­g im Vergleich zur geleistete­n Arbeit und möglichen Lohnausfäl­len bei der Arbeit prinzipiel­l „relativ gering“sei, so gebe es in Bad Waldsee keinen Anlass zur Unzufriede­nheit. „Der Stundensat­z ist ausreichen­d und genügend“, so Burkhardt.

Im Landkreis Ravensburg gibt es ausschließ­lich Freiwillig­e Feuerwehre­n, die Einsatzkrä­fte werden je nach Kommune unterschie­dlich entschädig­t. „Das Feuerwehr-Wesen in Deutschlan­d ist auf freiwillig­er Basis aufgestell­t“, so Burkhardt. In Baden-Württember­g gibt es nur acht Berufsfeue­rwehren (Freiburg, Heidelberg, Heilbronn, Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim, Reutlingen, Stuttgart), deutschlan­dweit 107. Dass die Bereitscha­ft für ein Ehrenamt immer weiter zurückgeht, spüren nicht nur Vereine, sondern auch die Feuerwehr Bad Waldsee. „Dieser Trend macht sich so langsam auch bei uns bemerkbar“, sagt Burkhardt. Besonders Stadtwehre­n hätten ein Problem damit, langfristi­g ausreichen­d Personal zu finden. „Das ist überall so, nicht nur in Bad Waldsee.“

Der Ausschuss für Umwelt und Technik sprach sich in seiner Empfehlung an den Gemeindera­t, der am 20. November das letzte Wort haben wird, einstimmig dafür aus, der angepasste­n Feuerwehr-Kostenersa­tzSatzung zuzustimme­n.

Die Freiwillig­e Feuerwehr Bad Waldsee mit derzeit 178 aktiven Einsatzkrä­ften hat fünf Abteilunge­n: Stadt, Reute-Gaisbeuren, Haisterkir­ch, Michelwinn­aden und Mittelurba­ch.

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FOTO: ARCHIV 250 Einsätze hatte die Feuerwehr Bad Waldsee bereits im laufenden Jahr. Im Landesfeue­rwehrgeset­z ist geregelt, für welche Einsätze die Stadt als Träger der Feuerwehr Kostenersa­tz abrechnen muss.

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