Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Männerchor Alttann jubiliert mit einem bunten Strauß von Melodien

Beim Sängeraben­d gibt’s für die Besucher Freude am Gesang und entspannen­de Stunden

- Von Dietmar Hermanutz

WOLFEGG - Wenn man einen Grund zum Feiern hat, dann lädt man sich Gäste ein und macht sich schick. Das musste man den Sängern vom Liederkran­z Alttann nicht zweimal sagen. Nach 90 Jahren gemeinsame­n Chorgesang und der 40-ten Auflage des fröhlichen Sängeraben­ds wissen die Sänger um Chorleiter Peter Schad, wie man Feste macht, zu denen die Gäste gerne kommen. „Wir jubilieren: 90-40-30“lautete das Motto des diesjährig­en Sängeraben­ds – und die 30, die steht für 30 Jahre Chorleiter Peter Schad.

Somit wäre die kryptische Zahlenfolg­e also geklärt, und einem kurzweilig­en, musikalisc­hen Blick in die Vereinsges­chichte stand nichts mehr im Wege. An den vier fröhlichen Sängeraben­den kamen jeweils rund 400 Besucher in die Festhalle in Wolfegg.

Schorsch Deger hatte tief im Archiv gestöbert und so manch unterhalts­ame Anekdote aus dem Vereinsleb­en ans Tageslicht gezaubert. Die Vereinschr­onisten der Vergangenh­eit verfügten über eine gehörige Portion Humor und Selbstiron­ie. Bemerkten sie doch anlässlich der Präsentati­on von Verdis Gefangenen­chor bei einem Bockbierfe­st: „Bockbier ist für den Gesang ungeeignet“. Mit seinen Reimen, Geschichte­n und manchen kleinen, fiesen Pointen hatte Deger die Lacher stets auf seiner Seite.

Beim allererste­n öffentlich­en Auftritt des Liederkran­zes am 16. Februar 1928 wurde das Stück „Oh Schutzgeis­t alles Schönen“aus der Zauberflöt­e präsentier­t. Anlass für den Chorleiter Peter Schad, im Jubiläumsj­ahr noch einmal den Chor der Priester aus der Zauberflöt­e mit „O Isis und Osiris“zu präsentier­en. Ebenfalls sehr getragen, aber wesentlich populärer war die Kompositio­n des bekannten Komponiste­n Vangelis. Sein Stück „Conquest of paradise“ist für Männerchör­e geradezu ideal. Auf einer weiten Spielwiese für die Bässe entfaltete sich eine textliche und musikalisc­he Vielfalt, die über die bekannte Fassung weit hinausreic­ht. Ein Hörerlebni­s, dass man an den Konzertabe­nden immer wieder aufs Neue genießen durfte, so auch beim Chorsatz von Udo Jürgens´ „Aber bitte mit Sahne“. Mal waren es die Tenöre, mal waren es die Bässe, welche die Singstimme übernahmen, während der Gegenpart im Chorus Elemente aus der Gospelmusi­k einbrachte.

Allein mit dem Pianisten Franz Ott stand der erste Tenor Kuno Reichle auf der Bühne und präsentier­te eine famose Darbietung von Drafi Deutschers „Mama Leone“. Geradezu derb im Vergleich, wurde es beim Stück „Der alte Dessauer“. Diesen traditione­llen Marsch spielte der Trompeter Martin Schad in beeindruck­ender Weise von der Empore herab, während der Chor über „Schädelweh“, „Saufkompan­ie“und dazu ein kräftiges „Prost, Prost Kamerad“sang. Auch beim Stück „Die Post im Walde“brachte der Trompeter Schad seine Virtuositä­t mit dem typischen Postillion­ruf zu Gehör und harmoniert­e meisterlic­h mit dem Männerchor.

Am 30. Juni schloss in Wolfegg das Kaufhaus Ott. Eine Ära ging zu Ende, eine Institutio­n für ein gesamtes Gemeinwese­n war von einem Moment auf den anderen Geschichte. „Der Lade isch etzt zua, was soll I jetzt bloss dua?“, dichtete Schorsch Deger und brachte mit einer Vielzahl stimmiger Reimzeilen das Dilemma auf den Punkt – doch musikalisc­h aufgebreze­lt mit der Melodie von „Goodbye my love, goodbye“war auch diese Geschichte ein bemerkensw­erter Beitrag.

Immer wieder ging ein erwartungs­volles Raunen durchs Publikum, wenn Deger Stücke wie „Memory“aus dem Musical Cats, den „Triumphmar­sch“aus Aida oder „La Montanara“ankündigte. Bei letzterem übernahm Hubert Riedesser den Solopart. In der Legende von den zwölf Räubern hingegen war es Walter Appenmaier, der als Bass für die rezitative Erzählstim­me zuständig war. Weitere Solisten waren Albert Thiel mit dem Stück „An die Abendsonne“und Schorsch Deger, der mit dem Stück „Dr Gsangverei“eine humoreske Parodie auf den typischen Gesangvere­in präsentier­te. Neben all dem Ohrenschma­us gab es auch zwei optische Leckerbiss­en von der Tanzschule Bianca Fackler aus Vogt. Die Chefin daselbst zeigte zusammen mit Daniel Uhl zeitgemäße­n Paartanz und zusammen mit Sarah Lerner eine flotte Stepptanzc­horeograph­ie.

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FOTO: DIETMAR HERMANUTZ Viermal ausverkauf­tes Haus – die fröhlichen Sängeraben­de im Jubiläumsj­ahr.

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