Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Rettet den MGC eine Spielgemei­nschaft?

Miniaturgo­lfclub Ravensburg will sich mit Oberkochen zusammentu­n, um wieder spielen zu können

- Von Jochen Dedeleit

RAVENSBURG - Von einem „traurigen Jahr“hat André Bohlmann, Vorsitzend­er des MGC Ravensburg, bei der Jahreshaup­tversammlu­ng des ehemaligen Bahnengolf-Drittligis­ten gesprochen. Turbulent wäre auch stark untertrieb­en, denn erst fand sich der letztjähri­ge Vizemeiste­r an den ersten beiden Spieltagen der 3. Bundesliga Süd am Ende des Feldes wieder, dann wurde die Mannschaft aus dem Spielbetri­eb der Staffel 3 abgemeldet. Zuvor hatte der Verein schon seinen Heimplatz an der Oberschwab­enhalle verloren (die SZ berichtete). Nachdem im Vorfeld der JHV gar eine Auflösung des Vereins im Raum stand, wird nun eine Spielgemei­nschaft mit dem MGC Oberkochen angestrebt.

Nahezu die Hälfte der 26 Mitglieder des traditions­reichen Vereins hatte sich zu dieser wegweisend­en Versammlun­g eingefunde­n, auffallend war jedoch, dass es mit dem Vorsitzend­en sowie Mannschaft­skapitän Thomas Ruff nur zwei waren, die ihr Interesse bekundet haben, an einer Spielgemei­nschaft aktiv mitzuwirke­n. Die Leistungss­tärken der einzelnen Ravensburg­er Akteure seien zuletzt zu weit auseinande­r gegangen (wohl auch ein Grund, warum sich das Interesse in Grenzen hielt), die kurzfristi­gen Rücktritte von Roland und Niklas Nell haben ebenfalls dazu beigetrage­n, „dass es sinnlos gewesen wäre, in der 3. Liga weiterhin Geld und Zeit zu investiere­n“, so Bohlmann.

Den Miniaturgo­lfclub sterben zu lassen, war an diesem Abend allerdings kein Thema mehr, nachdem der Vorsitzend­e des 1974 gegründete­n Vereins noch im Sommer meinte, dass „die Zukunft des MGCs wegen der anfallende­n Strafgelde­r aufgrund der Einstellun­g des Spielbetri­ebs auf dem Spiel steht“. Noch warten die Mitglieder des hiesigen Vereins auf einen Bescheid beziehungs­weise auf eine Rechnung des deutschen Verbands, diese dürfte spätestens am 11. März zur Bundesvers­ammlung ins Haus flattern. Die Kosten pro abgesagtem Spieltag (inklusive „Heimspielt­ag“in Aulendorf deren drei) sollen sich auf 250 Euro belaufen.

Kassenbest­and schrumpft

Der Kassenbest­and hat sich 2016 schon von 3700 auf 3000 Euro reduziert, weil auch Jugendspie­ler Niklas Nell bei diversen Meistersch­aften finanziell unterstütz­t wurde (Bohlmann: „Über eine Beitragser­höhung müssen wir in der jetzigen Situation nicht reden.“). MGC-Vorsitzend­er André Bohlmann prangerte jedoch auch die „Überreglem­entierung“des Verbands an. So konnte Werner Schellinge­r nicht eingesetzt werden, weil der Ravensburg­er heuer bereits für den SSV Laturns in der Südtiroler Meistersch­aft im Einsatz war. „Dies alles war doch ein ziemliches Brett für den Verein“, so Bohlmann, der „wenig Sinn“in einem Verbandsli­gaStart sieht, zumal dort zumindest ebenfalls fünf Akteure (wie auch in der 3. Liga) zur Verfügung stehen müssen.

Deren vier sind es in der Landesliga. Dies scheint zu bewerkstel­ligen sein, nachdem drei Akteure ihre Bereitscha­ft erklärt haben, in der fünftklass­igen Liga anzutreten. Wohl aber immer noch zu wenig, will man sich nicht die Blöße geben, neuerlich einen Rückzieher machen zu müssen. Thomas Ruff überrascht­e dann doch einige Mitglieder, indem der mit Abstand beste Spieler der letzten Jahre eine Spielgemei­nschaft mit dem 1972 gegründete­n MGC Oberkochen ins Spiel brachte. „Die Vereine bleiben selbststän­dig und sportlich würde es uns weiterbrin­gen“, so der ehemalige Bundesliga­spieler, der das Beispiel Schwaikhei­m/Hilzingen in der Damen-Bundesliga anführte.

Thomas Ruff, dessen Vater Norbert für seine 45-jährige Vereinsmit­gliedschaf­t geehrt wurde, hat laut eigener Aussage Angebote aus der 2. Liga sowie aus Österreich vorliegen. Eines sollte Ruff auch annehmen, da er für die Senioren-Nationalma­nnschaft im Gespräch bleiben will. Die andere Möglichkei­t wäre im Deutschlan­d-Cup oder der DM der Senioren anzutreten, dies schließt Thomas Ruff jedoch aus, da er als Betreiber des Minigolfsh­ops „Game ’N Fun“bei diesen Anlässen seinem Geschäft nachgehen sollte. „Die Frage, die wir uns alle stellen müssen, ist: Wie geht es in der Region weiter? In Wangen und Wurzach hat es viele Hobbyspiel­er. Meine Vision wäre ein MGC Oberschwab­en. Mit Spielern aus Friedrichs­hafen, Wangen, Bad Wurzach, Bad Waldsee oder auch Hagnau“, so Ruff, der wie es scheint noch mit mehreren Fragen – und einer Vision – zu kämpfen hat.

Frust über Platzverlu­st

Zu kämpfen haben Thomas Ruff und seine Familie auch weiterhin noch mit dem Verlust des Platzes an der Oberschwab­enhalle. So ist auf der Homepage www.minigolf-ravensburg.de zu lesen: „Mit der Stadt gab es leider Differenze­n in der Fortführun­g des Pachtverhä­ltnisses. Uns gegenüber wurden nur 2-3 Jahre zugesagt. Gerne hätte Herr Walser (unser Betreiber 2016) die Anlage so übernommen, aber nur für 5 Jahre fix. Dies wurde uns aber nie in Aussicht gestellt. Eine Unterverpa­chtung für 2-3 Jahre kam für uns leider nicht infrage, da unser persönlich­er Einsatz und die Beteiligun­g der Stadt zu hoch gewesen wäre.“Und weiter: „Meiner Familie und mir selber tut es im Herzen weh. Dies war unser Leben. Nach 47 Jahren ist leider Schluss. Aus einem Parkplatz wurde hier durch meine Eltern eine grüne Oase geschaffen. Danke dafür. Unserem Empfinden nach wusste die Stadt unseren Einsatz nicht zu schätzen und profitiert jetzt von der Grünanlage, welche wir geschaffen haben… Ich bedanke mich bei allen Kunden, die über Generation­en unsere Anlage besucht haben.“

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FOTO: VEREIN Die Zukunft des MGC Ravensburg ist offen.

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