Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Helle Akzente heben die Stimmung
In der dunklen Jahreszeit schaffen verschiedene Lichtquellen in der Wohnung eine gemütliche Atmosphäre
FRANKFURT/KREFELD (dpa) - Es gibt kaum jemanden, dem die dunkle Jahreszeit nicht irgendwann aufs Gemüt schlägt: Morgens wird es spät hell, abends früh dunkel, und dazwischen ist es oft düster. Man verbringt daher die meiste Zeit im künstlichen Licht. Zwischen fünf und 20 Prozent haben laut dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in dieser Zeit Mangelerscheinungen, die sich zu einer Depression entwickeln können. Wie kann man den Bedarf an Tageslicht ersetzen?
„Viele Menschen wissen zwar, dass sie dem durch Spaziergänge entgegenwirken können. Dass auch die Heimbeleuchtung wichtig ist, ist weniger bekannt“, sagt Christa RothSackenheim, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP) in Krefeld. Jana Illhardt hat Roth-Sackenheim und weiteren Experten zum Thema befragt und wichtige Tipps erhalten:
Wie kann ich dem Lichtmangel ● im Winter entgegenwirken?
Dafür reiche eine große Deckenleuchte nicht aus, sagt Monika Schäfer-Feil von Licht.de, einer ZVEIBrancheninitiative. Viel effektiver sei ein Konzept aus verschiedenen Lichtquellen. Drei Arten sind wichtig: „Wir brauchen die Grundbe- leuchtung zur Orientierung, Zonenlicht, das einzelne Bereiche etwa den Esstisch oder die Leseecke beleuchtet, sowie Stimmungslicht.“Letzteres sei insbesondere im Winter für das Wohlbefinden wichtig.
Wie sollte das zum Beispiel im ● Wohnzimmer konkret aussehen?
Das Wohnzimmer sei eine beleuchtungstechnische Herausforderung, weil es als Treffpunkt für die Familie dient, zum Lesen, Spielen, Fernsehen, Ausruhen und zum Empfangen von Gästen. „Bei beispielsweise 25 Quadratmetern brauchen wir vier bis fünf Lichtquellen, die zur Grundbeleuchtung dienen und bestimmte Plätze, etwa die Leseecke, beleuchten“, erklärt Lichtplaner Ralf Schoofs vom Bund deutscher Innenarchitekten. Atmosphärisches Licht für Akzente rundet das Lichtkonzept ab. „Hier eignen sich Lichtschläuche an Vitrinen oder Regalborden.“Um einzelne Schrankfächer in Szene zu setzen, gibt es Anbauleuchten. „Toll sind auch Bilderleuchten, die Kunstwerke im Raum hervorheben, oder sogenannte Downlights, die in einer Linie angebracht, möbelfreie Wände beleuchten“, sagt SchäferFeil. Fensterbretter werden mit Tischleuchten in Szene gesetzt. „Man sollte nicht zu viel indirektes Licht einsetzen, sondern mehrheitlich direktes“, betont Schoofs aber. Der Grund: Für unser Wohlbefinden ist es essenziell, das Licht zu erfahren. Allerdings sollten die Lichtquellen blendfrei sind, also nicht frei strahlen. „Modelle ohne Lampenschirm, wo die Lichtquelle frei strahlt, sind daher weniger geeignet, insbesondere nicht als Orientierungslicht“, erklärt der Architekt weiter. „Wenn man so etwas möchte – das ist ja gerade modern – sollte das Leuchtmittel gedimmt sein und eher als Akzentlicht eingesetzt werden.“
Es gibt warmes und kaltes Licht. ● Was brauchen wir im Winter?
Beides. „Morgens hilft kühles, also helles, neutralweißes Licht, um den Körper zu aktivieren“, sagt SchäferFeil. Es hat einen hohen Blauanteil. Im Badzimmer und in der Küche sollten daher Lichtquellen mit mehr als 5000 Kelvin verwendet werden. Setzt man sich ihm abends aus, kann das hingegen den Schlaf stören. „Zwei bis drei Stunden vor dem Schlafen sollten wir die Lichthelligkeit reduzieren, etwa über Dimmer, und warmtoniges Licht bis etwa 2900 Kelvin wählen“, erläutert die Expertin. Diese Lichtfarbe wirkt beruhigend und erzeugt eine gemütliche Atmosphäre – ist also ideal für das Wohnzimmer.
Für Wohnräume, die sowohl morgens als auch abends genutzt werden, wurden Leuchten entwickelt, die beide Lichtfarben wiedergeben können. „Diese sensorgesteuerten Systeme können sich der Tageszeit und verschiedenen Tätigkeiten anpassen“, so Schäfer-Feil.
Ist die Anschaffung einer Tages● lichtlampe ratsam?
Durchaus. In der Medizin werden besonders hell leuchtende Lampen, die das natürliche Tageslicht simulieren, zu Therapiezwecken eingesetzt. „Damit können wir das Wohlbefinden der Patienten steigern und Depressionen entgegenwirken“, erklärt die Fachärztin Roth-Sackenheim. Für die heimische Anwendung empfehlen sich im Fachhandel erhältliche Tageslichtlampen mit bis zu 10 000 Lux. „Dieses helle Licht löst im Körper einen Weckreiz aus. Man fühlt sich wacher und insgesamt wohler“, erklärt die Psychiaterin.
Wichtig zu beachten: Das Licht sollte zwar die Augen treffen, man darf aber keinesfalls hineinstarren. Die Leuchte sollte also im Blickfeld stehen, etwa auf Frühstücks- oder Schreibtisch, allerdings mit einem Abstand von mindestens 50 Zentimetern. „Bei 10 000 Lux reicht eine 30-minütige Anwendung, am besten am Vormittag, um den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus nicht zu verschieben.“Bei Zweifeln sollte man mit dem Arzt sprechen.