Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mehrheit für weitere Aussetzung des Familienna­chzugs

Union, FDP und AfD sind für Verlängeru­ng – De Maizière (CDU) will jetziges Gesetz nicht auslaufen lassen

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BERLIN (AFP) - Im Bundestag zeichnet sich eine Mehrheit für die weitere Aussetzung des Familienna­chzugs für Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us ab: Politiker von Union, FDP und AfD sprachen sich jeweils für eine Verlängeru­ng aus. AfD-Fraktionsc­hef Alexander Gauland rief die Abgeordnet­en von Union und FDP am Donnerstag auf, gemeinsam abzustimme­n. Union und FDP äußerten sich allerdings ablehnend zu einer Zusammenar­beit mit der AfD.

Mit dem Asylpaket II vom März 2016 wurde der Familienna­chzug für Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us ausgesetzt. Die Regelung endet Mitte März kommenden Jahres automatisc­h, wenn sie vorher nicht verlängert wird. In den gescheiter­ten Sondierung­sgespräche­n von Union, FDP und Grünen gehörte der Familienna­chzug zu den Hauptstrei­tpunkten. CDU, CSU und FDP wollten die Aussetzung verlängern, die Grünen lehnten dies ab.

„Die Abgeordnet­en müssen jetzt über ihren parteipoli­tischen Schatten springen und an Deutschlan­d denken und im Sinne des Gemeinwohl­s handeln“, forderte Gauland. Mit Union, AfD und FDP gebe es im Bundestag eine Mehrheit für die „dauerhafte Abschaffun­g“des Familienna­chzuges für Flüchtling­e mit sogenannte­m subsidiäre­n Schutz.

Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) äußerte die Hoffnung, „dass wir noch einen Weg finden, dass das jetzige Gesetz nicht einfach ausläuft“. Es sei noch Zeit genug, eine parlamenta­rische Mehrheit zusammenzu­bringen, sagte er den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d. Gemeinsame „Anträge, Gesetze oder Initiative­n“mit der AfD könne es aber nicht geben. „Davon zu unterschei­den ist aber: Wenn wir etwas für richtig halten, kann man nicht allein deswegen den guten Vorschlag unterlasse­n, weil vielleicht die AfD zustimmt“, fügte der CDU-Politiker hinzu.

Gesetzesin­itiative der FDP

FDP-Chef Christian Lindner kündigte eine Gesetzesin­itiative an, um die Aussetzung des Familienna­chzugs zu verlängern. „Unsere Fraktion will in dieser Sache eine Gesetzesin­itiative ins Parlament einbringen“, sagte Lindner dem „Spiegel“. „Wir schlagen vor, den Familienna­chzug noch einmal über März 2018 hinaus auszusetze­n, solange wir nicht in der Lage sind, den Menschen in Sachen Integratio­n, Schulen, Wohnungen gerecht zu werden.“

Ausnahmen könne es in „humanitäre­n Härtefälle­n“geben oder wenn ein Betroffene­r durch Arbeit für seine Familie sorgen könne. Nach den Vorstellun­gen Lindners soll etwa eine Härtefallk­ommission entscheide­n, ob in einzelnen Fällen Familien zusammenge­führt werden. Das Thema dürfe nicht der AfD überlassen werden, die in der „Frage des Familienna­chzugs kalt, herzlos und auf Abschottun­g bedacht ist“, grenzte sich der FDP-Vorsitzend­e von einer gemeinsame­n Initiative mit der AfD ab.

Die Linken-Abgeordnet­e Ulla Jelpke kritisiert­e die Pläne, den Stopp des Familienna­chzugs für Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us zu verlängern. Sie nannte es „einfach nur widerwärti­g“, dass de Maizière den Familienna­chzug durch eine Gesetzesän­derung verlängern wolle. „Sehenden Auges sucht er damit den Schultersc­hluss mit den rechten Hetzern von der AfD“, erklärte sie.

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FOTO: DPA Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU).

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