Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Rektoren wollen bei Trommlergruppen mitreden
Schulleitungen in Ravenburg streben neues Auswahlverfahren für Troko und Landsknechte an
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RAVENSBURG - Die Schulleitungen der städtischen Gymnasien in Ravensburg wollen künftig stärker mitentscheiden, welche ihrer Schüler am Rutenfest im Trommlerkorps und bei den Landsknechten mitmachen dürfen. Bisher regelten das die Schüler weitestgehend autonom in Wahlen.
In einem Schreiben der Schulleitungen, das sich an die Schüler der infrage kommenden Klassenstufen richtet, heißt es, dass durch eine Neuregelung des Auswahlverfahrens mehr Transparenz erreicht werden solle. Konkret heißt das: Es soll künftig konkrete Vorgaben der Schulleitungen geben, welchen Schüler sie für geeignet hält und wen nicht. So heißt es in dem Schreiben: „Es obliegt der Schulleitung aufgrund von Noten und Verhalten ein Veto gegen nicht geeignete Kandidaten einzulegen. Durch ein Veto ist dieser Schüler nicht mehr wählbar.“
Als nicht wählbar sollen demnach Schüler gelten, die einen Notenschnitt von 3,0 nicht erreichen. Zudem müsse eine Verhaltensnote „gut“vorliegen. Die Zehntklässler dürften sich darüber hinaus im ersten Schulhalbjahr keine Verhaltenseinträge leisten. Weiter heißt es: „Mitglieder der Tommlergruppen, die sich bewährt haben, können auch in den Folgejahren als Mitglieder der Gruppen gewählt werden, sofern sie das wünschen und aus der Sicht der Schulleitungen nichts dagegen spricht.“Die ausgewählten Vortrommler und Zugführer müssen mit den Schulleitungen abgestimmt werden. Tritt ein gewählter Schüler sein Amt in einer Gruppe nicht an, ist diese Position nur in Rücksprache mit den Schulleitungen neu zu berichten.
In dem Schreiben heißt es auch: „Die beiden Gruppen (Troko und Landsknechte, d. Red.) repräsentieren die Gymnasien in besonderer Weise.“Dieser Satz ist Mark Overhage, dem geschäftsführenden Schulleiter der Ravensburger Gymnasien, ganz wichtig: „Wir wollen mit dem herausgegebenem Schreiben die große Wertschätzung für die Trommlergruppen hervorheben. Wir wollen als Schulen mit ihnen ein gutes Verhältnis.“
Wichtig ist Overhage aber auch die Tatsache, dass es sich beim Trommlerkorps und bei den Landsknechten um schulische Gruppen handelt: „Viele haben nicht im Blick, dass das Schülergruppen sind, nämlich die Repräsentanten der Ravensburger Gymnasien.“Mark Overhage weiter: „Für die Schulen muss es die Möglichkeit geben mitzureden, wer nicht in der ersten Reihe stehen und die Gymnasien repräsentieren soll.“Hierbei werde jeder Fall einzeln geprüft.
Schlechtere Schulleistungen wegen Trommler-Engagement
Den Anlass für die geplanten Änderungen erklärt der geschäftsführende Schulleiter so: „Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass es als Folge des Engagements in den Trommlergruppen bei manchen Schülern eine Verschlechterung der schulischen Leistungen gegeben hat.“Das habe bis zum nicht bestandenen Abitur oder zum Wiederholen auf eigenen Wunsch geführt. Das Erreichen des Schulziels sei aber das oberste Ziel. Mark Overhage will in den kommenden Tagen das Gespräch mit den Ehemaligenvereinen der beiden Trommlergruppen suchen. Mit Blick darauf ist er zuversichtlich.
Im Ravensburger Stadtrecht sind die Grundsätze für den Umgang mit den Trommlergruppen des Rutenfests festgelegt. Über das Trommlerkorps und die Landsknechte heißt es da, sie sollten „sich demokratisch organisieren“. Für Schulleiter Overhage stehen die geplanten Änderungen dazu nicht im Widerspruch: „Die Schüler sollen sich nach wie vor demokratisch organisieren - innerhalb ihrer Gruppen.“
Ob durch die Änderungen des Auswahlverfahrens das Ravensburger Stadtrecht verletzt sein könnte, möchte die Stadtverwaltung im Moment nicht kommentieren. Oberbürgermeister Daniel Rapp sagte der „Schwäbischen Zeitung“: „Aus unserer Sicht ist das zu allererst ein Thema der Schulen, der Trommlergruppen und der Schulgemeinschaften.“