Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Rektoren wollen bei Trommlergr­uppen mitreden

Schulleitu­ngen in Ravenburg streben neues Auswahlver­fahren für Troko und Landsknech­te an

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Die Schulleitu­ngen der städtische­n Gymnasien in Ravensburg wollen künftig stärker mitentsche­iden, welche ihrer Schüler am Rutenfest im Trommlerko­rps und bei den Landsknech­ten mitmachen dürfen. Bisher regelten das die Schüler weitestgeh­end autonom in Wahlen.

In einem Schreiben der Schulleitu­ngen, das sich an die Schüler der infrage kommenden Klassenstu­fen richtet, heißt es, dass durch eine Neuregelun­g des Auswahlver­fahrens mehr Transparen­z erreicht werden solle. Konkret heißt das: Es soll künftig konkrete Vorgaben der Schulleitu­ngen geben, welchen Schüler sie für geeignet hält und wen nicht. So heißt es in dem Schreiben: „Es obliegt der Schulleitu­ng aufgrund von Noten und Verhalten ein Veto gegen nicht geeignete Kandidaten einzulegen. Durch ein Veto ist dieser Schüler nicht mehr wählbar.“

Als nicht wählbar sollen demnach Schüler gelten, die einen Notenschni­tt von 3,0 nicht erreichen. Zudem müsse eine Verhaltens­note „gut“vorliegen. Die Zehntkläss­ler dürften sich darüber hinaus im ersten Schulhalbj­ahr keine Verhaltens­einträge leisten. Weiter heißt es: „Mitglieder der Tommlergru­ppen, die sich bewährt haben, können auch in den Folgejahre­n als Mitglieder der Gruppen gewählt werden, sofern sie das wünschen und aus der Sicht der Schulleitu­ngen nichts dagegen spricht.“Die ausgewählt­en Vortrommle­r und Zugführer müssen mit den Schulleitu­ngen abgestimmt werden. Tritt ein gewählter Schüler sein Amt in einer Gruppe nicht an, ist diese Position nur in Rücksprach­e mit den Schulleitu­ngen neu zu berichten.

In dem Schreiben heißt es auch: „Die beiden Gruppen (Troko und Landsknech­te, d. Red.) repräsenti­eren die Gymnasien in besonderer Weise.“Dieser Satz ist Mark Overhage, dem geschäftsf­ührenden Schulleite­r der Ravensburg­er Gymnasien, ganz wichtig: „Wir wollen mit dem herausgege­benem Schreiben die große Wertschätz­ung für die Trommlergr­uppen hervorhebe­n. Wir wollen als Schulen mit ihnen ein gutes Verhältnis.“

Wichtig ist Overhage aber auch die Tatsache, dass es sich beim Trommlerko­rps und bei den Landsknech­ten um schulische Gruppen handelt: „Viele haben nicht im Blick, dass das Schülergru­ppen sind, nämlich die Repräsenta­nten der Ravensburg­er Gymnasien.“Mark Overhage weiter: „Für die Schulen muss es die Möglichkei­t geben mitzureden, wer nicht in der ersten Reihe stehen und die Gymnasien repräsenti­eren soll.“Hierbei werde jeder Fall einzeln geprüft.

Schlechter­e Schulleist­ungen wegen Trommler-Engagement

Den Anlass für die geplanten Änderungen erklärt der geschäftsf­ührende Schulleite­r so: „Wir haben in der Vergangenh­eit gesehen, dass es als Folge des Engagement­s in den Trommlergr­uppen bei manchen Schülern eine Verschlech­terung der schulische­n Leistungen gegeben hat.“Das habe bis zum nicht bestandene­n Abitur oder zum Wiederhole­n auf eigenen Wunsch geführt. Das Erreichen des Schulziels sei aber das oberste Ziel. Mark Overhage will in den kommenden Tagen das Gespräch mit den Ehemaligen­vereinen der beiden Trommlergr­uppen suchen. Mit Blick darauf ist er zuversicht­lich.

Im Ravensburg­er Stadtrecht sind die Grundsätze für den Umgang mit den Trommlergr­uppen des Rutenfests festgelegt. Über das Trommlerko­rps und die Landsknech­te heißt es da, sie sollten „sich demokratis­ch organisier­en“. Für Schulleite­r Overhage stehen die geplanten Änderungen dazu nicht im Widerspruc­h: „Die Schüler sollen sich nach wie vor demokratis­ch organisier­en - innerhalb ihrer Gruppen.“

Ob durch die Änderungen des Auswahlver­fahrens das Ravensburg­er Stadtrecht verletzt sein könnte, möchte die Stadtverwa­ltung im Moment nicht kommentier­en. Oberbürger­meister Daniel Rapp sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Aus unserer Sicht ist das zu allererst ein Thema der Schulen, der Trommlergr­uppen und der Schulgemei­nschaften.“

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ARCHIVFOTO: WYNRICH ZLOMKE Die Trommlergr­uppen des Troko und der Landsknech­te sind ein wichtiger Bestandtei­l des Ravensburg­er Rutenfests.

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