Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ärger ums Dorfstadl mit Backhaus

Zukunft des Zollenreut­er Projekts ist weiter ungewiss.

- Von Paulina Stumm

● ZOLLENREUT­E - „Ein Ärgernis“, so hat Bürgermeis­ter Matthias Burth die jüngsten Entwicklun­gen im Zusammenha­ng mit dem in Zollenreut­e geplanten Dorfstadel samt Backhaus bezeichnet. Denn ursprüngli­ch war die Stadt davon ausgegange­n, dass das Projekt über das Leader-Förderprog­ramm Chancen auf eine 60-prozentige Förderung hat. „Jetzt hat uns die Remo-Geschäftss­telle mitgeteilt, dass das Projekt so nicht förderfähi­g ist“, eröffnete das Stadtoberh­aupt dem Gemeindera­t am Montagaben­d.

Ein Anbau an das bestehende Dorfgemein­schaftshau­s als Veranstalt­ungsort und Treffpunkt für Gruppen, Vereine und Institutio­nen, das soll der Dorfstadel in Zollenreut­e werden. In der überarbeit­eten Konzeption ist zudem ein Backhaus vorgesehen (die SZ berichtete). Kostenpunk­t: geschätzte knapp 570 000 Euro, bei einem Eigenantei­l der Stadt Aulendorf von knapp 272 000 Euro. Davon war man in Aulendorf bislang ausgegange­n, nun allerdings könnte die Stadt tiefer in die Tasche greifen müssen.

Backhaus als Bäckerei gewertet

Denn das geplante Backhaus wird als reguläre Bäckerei gewertet mit der Folge, dass es als sogenannte­s „beihilfere­levantes Vorhaben“nur mit 40 Prozent förderfähi­g ist. Damit bleiben der Stadt zwei Möglichkei­ten: für Dorfstadel und Backhaus getrennt Leader-Mittel zu beantragen und zu hoffen, dass es für den Dorfstadel eine 60-prozentige Förderung gibt. Oder den Antrag wie gehabt aufrechtzu­erhalten und gegebenenf­alls mit einer nur 40-prozentige­n Förderung zufrieden zu sein. Damit würde sich der Eigenantei­l der Stadt allerdings auf 357 000 Euro erhöhen. Der Gemeindera­t hat nun festgelegt, dass der Förderantr­ag wie bislang mit Dorfstadel samt Backhaus bestehen bleibt.

„Ärgerlich ist das, weil wir seit dem ersten ablehnende­n Bescheid mit der Geschäftss­telle im Gespräch waren und sie uns aber erst Anfang November informiert hat, dass es andere Fördersätz­e gibt“, machte Bürgermeis­ter Matthias Burth seinem Unmut darüber Luft, dass diese Informatio­n die Stadt nicht früher erreicht hat.

Hintergrun­d ist, dass der Dorfstadel bereits schon einmal als Leader-Förderproj­ekt eingereich­t war, im Februar aber abgelehnt wurde. Mit dem um das Backhaus erweiterte­n Konzept hatte die Stadt ihre Chancen für den derzeit laufenden zweiten Antrag erhöhen wollen.

Ob das Projekt in dieser Runde zum Zug kommt, ist offen. Es sei auch davon abhängig, wie stark die anderen Projekte sind, so Burth. Mit der Bekanntgab­e der Entscheidu­ng wird allerdings bereits im Laufe des Mittwochs gerechnet. Wie und ob es mit dem Projekt weitergeht, wenn es keine Leader-Förderung geben sollte, ist indes unklar.

Noch hat der Gemeindera­t kein grünes Licht für das Dorfstadel gegeben. Er will die Leader-Entscheidu­ng abwarten. Bürgermeis­ter Burth deutet an, sich im Falle einer Ablehnung nach anderen Fördermögl­ichkeiten umsehen zu wollen, etwa Gelder für die Entwicklun­g des ländlichen Raums. Allerdings stimmte das Stadtoberh­aupt mit dem bisherigen Beschluss des Gemeindera­ts überein: „Ohne Förderung sehe ich keine Chance für den Dorfstadel.“

Fürspreche­r und Gegenstimm­en

Zollenreut­es Ortsvorste­her und CDU-Stadtrat Bernhard Allgayer machte sich für den Dorfstadel samt Backhaus stark. Er sehe keine Alternativ­e, um dem größten Aulendorfe­r Ortsteil mit seinen sehr aktiven Vereinen einen Raum zu bieten. „Jetzt noch mal 85 000 Euro mehr zu brauchen, das ist mir auch leidig. Aber für die Zukunft ist es gut investiert­es Geld“, so Allgayer. Er wies auch darauf hin, dass die Ortschaft zugestimmt habe, am Zollenreut­er Ortsrand Bauland zu entwickeln, dafür käme künftig ja auch Grundsteue­r in die Stadtkasse, er könne im Ort schwer vermitteln, wenn am Dorfstadel dann gespart werde. Damit handelte er sich eine Rüge des Bürgermeis­ters ein, der betonte: „Wir sind eine Gesamtgeme­inde, das Geld fließt in den Gesamthaus­halt ein.“

„Es spottet jeder Beschreibu­ng“, befand SPD-Rat Pascal Friedrich zu der Einstufung des Backhauses als potenziell wettbewerb­sverzerren­den Betrieb. Er forderte, hinter dem Projekt zu stehen, auch wenn es schwerfall­e. Ob es überhaupt noch sinnvoll sei, einen Leader-Antrag zu stellen, und was es die Stadt koste, wenn sie nur den Dorfstadel abue und einfach selber bezahle, wollte CDU-Rat Hans-Peter Reck wissen. Knapp 500 000 Euro, so Burth, und damit mehr als mit der geringeren Förderung.

Die Gretchenfr­age stellte indes CDU-Stadtrat Konrad Zimmermann im Hinblick auf Aulendorfs finanziell­e Lage und anstehende Pflichtauf­gaben etwa im Kindergart­enbereich: „Sind die 356 866 Euro für uns finanzierb­ar?“Das Gremium könne mittlerwei­le wieder, so erklärte Kämmerer Dirk Gundel, frei und eigenveran­twortlich entscheide­n, wofür es Geld ausgebe.

 ?? SYMBOLFOTO: RAUNEKER ??
SYMBOLFOTO: RAUNEKER
 ?? SYMBOLFOTO: RAUNEKER ?? Das geplante Backhaus wird als reguläre Bäckerei gewertet und ist damit nur mit 40 Prozent förderfähi­g.
SYMBOLFOTO: RAUNEKER Das geplante Backhaus wird als reguläre Bäckerei gewertet und ist damit nur mit 40 Prozent förderfähi­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany