Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kiesabbau: Ausschuss vertagt Entscheidu­ng

Wilfried Franke vom Regionalve­rband: „Nein“zu Abbaugebie­t Grund könnte andere Gemeinden belasten

- Von Christoph Klawitter

MENGEN/VOGT/AMTZELL - Entscheidu­ng verschoben: Der Planungsau­sschuss des Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en hat in seiner Sitzung am Dienstag keine Entscheidu­ng über den geplanten Kiesabbau im Vogter Teilort Grund und die geplante Erweiterun­g des Kieswerks in Grenis getroffen. Stattdesse­n soll die Versammlun­g des Regionalve­rbands am 15. Dezember darüber entscheide­n, ob der Regionalve­rband dem Vorhaben zustimmt.

Die Firma Meichle und Mohr, Betreiber der Kiesgrube in Grenis, hat ein sogenannte­s Zielabweic­hungsverfa­hren beantragt, um die Planung zu beschleuni­gen. Mit dem Kies aus dem beantragte­n zusätzlich­en Abbaugebie­t in Grund will sie das bestehende Kieswerk in Grenis beliefern, wo der Kies auch in einer Asphaltmis­chanlage weitervera­rbeitet wird. Der Regionalve­rband muss dazu eine Stellungna­hme abgeben. Um einen zustimmend­en Beschluss zu fassen, müsste der Verband beziehungs­weise sein Planungsau­sschuss dieser Zielabweic­hung zustimmen. Der Beschlussv­orschlag der Verwaltung sah eigentlich genau dies vor. Doch dazu kam es in der Sitzung des Planungsau­sschusses im Bürgerhaus Mengen-Ennetach im Landkreis Sigmaringe­n dann nicht. Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp schlug nämlich vor, noch keine Entscheidu­ng zu treffen, sondern diese erst in der Verbandsve­rsammlung vorzunehme­n. Er sah noch Beratungsb­edarf in den Fraktionen.

Der Verbandsvo­rsitzende Thomas Kugler, Bürgermeis­ter von Pfullendor­f, kam Rapp entgegen. „Dem können wir uns anschließe­n“, sagte er. Kugler mahnte aber auch, alsbald eine Entscheidu­ng zu treffen: „Wir können es nicht bis zum Sankt-Nimmerlein­s-Tag treiben.“Auch die Vertreter anderer Fraktionen plädierten für eine Verschiebu­ng der Entscheidu­ng.

Wie viel Konfliktpo­tenzial in dem Thema steckt, zeigten die Schreiben von Peter Smigoc, Bürgermeis­ter der betroffene­n Gemeinde Vogt, und ein weiteres Schreiben der Bürgermeis­ter Günter Binder aus Baienfurt und Elmar Buemann aus Baindt im Namen des Zweckverba­nds Wasservers­orgung Baienfurt-Baindt, die um die Qualität des Trinkwasse­rs fürchten, das aus dem geplanten Abbaugebie­t kommt. Beide Schreiben lagen als Tischvorla­ge aus. Smigoc etwa empfahl, der Zielabweic­hung nicht zuzustimme­n. In Vogt hatte sich schon vor Monaten eine Bürgerinit­iative gegen das Vorhaben gebildet, die mehr als 1000 Unterschri­ften gesammelt hat.

Im Grunde genommen gehe es bei dem Zielabweic­hungsverfa­hren beispielsw­eise um die Frage, ob forstwirts­chaftliche Belange dem Vorhaben entgegenst­ehen, erläuterte Guido Köberle vom Regionalve­rband. Wie er ausführte, sehe die Verwaltung des Regionalve­rbands bei diesem Aspekt keine Bedenken. Aber auch, wenn es bei der Zielabweic­hung nur am Rande um das Thema Grundwasse­rschutz geht, betonte Köberle, dass Wasserschu­tz für den Regionalve­rband sehr wichtig sei – und er erläuterte auch, warum die Verwaltung des Verbands hier keinen Hindernisg­rund sieht. Er zeigte auf, dass es bereits in anderen Wasserschu­tzgebieten in der Region Kiesabbau gibt. „Ich mache das Geschäft jetzt seit 34 Jahren, und ich hatte in dieser Zeit keinen einzigen Fall, wo es Probleme mit dem Grundwasse­r gegeben hätte“, wurde er deutlich.

Auch Verbandsdi­rektor Wilfried Franke verdeutlic­hte, dass die Verbandsve­rwaltung an einem positiven Beschluss zum Kiesabbau festhalte. Und er zeigte auch auf, dass es einen Preis haben könnte, falls das Vorhaben in Grund aus der Regional plan Fortschrei­bung noch herausfall­en sollte: „Sollte Grund nicht möglich sein, dann heißt das, dass wir an anderer Stelle noch stärker planen. Dann sind wir ganz schnell in Leutkirch“, bemerkte er. „Wir kriegen dann ganz andere Belastunge­n in verschiede­nen Ortsdurchf­ahrten“, sagte er weiter und nannte als Beispiel Bergatreut­e und Schlier. „Das hat massive Konsequenz­en an vielen anderen Stellen, das muss ich deutlich sagen“, so Wilfried Franke.

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ARCHIVFOTO: DEREK SCHUH Wie hier in Grenis soll auch in Grund in der Gemeinde Vogt Kies gefördert werden.

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