Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gesunde Backstube

Vanillekip­ferl, Spekulatiu­s und Makronen lassen sich auch vollwertig herstellen

- Von Teresa Nauber

● FREIBURG/KARLSRUHE (dpa) - Mit den Händen beherzt in den Teig greifen, heimlich vom rohen Gebäck kosten und natürlich der Duft von Zimt, Kardamom und Vanille in der Luft – das ist es, was viele am Plätzchenb­acken zu Weihnachte­n vor allem lieben. Am Ende landen jedoch haufenweis­e vor Zucker strotzende Kekse in der Dose. Und wer bitte soll die dann essen? Oder anders gefragt: Geht es nicht auch ein bisschen gesünder?

Es geht, sagen Stefanie Reeb und Dagmar von Cramm. Beide beschäftig­en sich in ihren Koch- und Backbücher­n unter anderem mit vollwertig­er Ernährung. „Drehen lässt sich an fast allem“, sagt von Cramm: Die meisten Plätzchen kommen mit deutlich weniger Zucker aus, außerdem spielt das Fett eine Rolle.

Als Faustregel kann sich der Hobbybäcke­r merken: 20 Prozent Zucker lassen sich in fast allen Rezepten gefahrlos streichen. Darüber hinaus schlägt von Cramm vor, ein Viertel des übrigen Zuckers zu ersetzen. Natürliche Süße liefern zum Beispiel Honig oder pürierte Trockenfrü­chte. „Besonders geeignet sind Rosinen und Datteln.“

Je nach Gebäck kommen auch Zuckeraust­auschstoff­e infrage. Stefanie Reeb, Autorin des Backbuches „Süß & gesund – Weihnachte­n“, verwendet für Spekulatiu­s oder Lebkuchen gern Kokosblüte­nzucker, der einen malzigen Geschmack hat. Allerdings benötigt man deutlich mehr Kokosblüte­nzucker, um auf die gleiche Süße zu kommen. Und das geht ganz schön ins Geld. In einer Stichprobe der Verbrauche­rzentrale war manch ein Kokosblüte­nzucker rund 50-mal so teuer wie Haushaltsz­ucker. Reeb mischt ihn daher mit hellem Ahornsirup.

Von Cramm bevorzugt unter den Austauschs­toffen Isomaltulo­se. Sie wird deutlich langsamer verstoffwe­chselt als Zucker, kommt ihm im Geschmack aber sehr nahe.

Im Trend liegt momentan Xylit, der als Birkenzuck­er beworben wird. Aus Birkenrind­e stammt dieser Zuckeralko­hol schon lange nicht mehr. Laut Verbrauche­rzentrale wird er mit chemischen Verfahren meist aus Stroh oder Maiskolben­resten gewonnen. Er punktet vor allem durch seinen Kalorienge­halt, der deutlich unter dem von Haushaltsz­ucker liegt.

Mit wie wenig Zucker Plätzchen auskommen, ist weniger eine Frage des Geschmacks als vielmehr der Konsistenz. Von Cramm rät daher, einen Probekeks zu backen und die Zuckermeng­e im Zweifelsfa­ll noch mal zu korrigiere­n. Ist einem das Ergebnis nicht süß genug, helfen auch Gewürze: Vanille, Zimt, Anis, Kardamom oder Nelken eignen sich als natürliche Geschmacks­verstärker.

Nächste Stellschra­ube in der gesunden Kekswerkst­att: das Fett. „Die gesündeste Lösung ist Backmargar­ine“, erläutert von Cramm. Da manche Plätzchen aber Buttergesc­hmack brauchen, rät sie dazu, nur die Hälfte der Butter durch Margarine zu ersetzen. Kekse, die viele Nüsse enthalten, brauchen Reeb zufolge manchmal gar kein zusätzlich­es Fett.

Darüber, wie gesund – oder besser: wie vollwertig – ein Keks ist, entscheide­t auch das Mehl. Wer schon mal das gute alte Weißmehl gegen Vollkornme­hl getauscht hat, weiß jedoch: Den Plätzchen tut das nicht immer gut. Der Teig wird schnell bröselig. „Vollkornme­hl würde ich nur für Schoko- oder Nusskekse verwenden“, sagt von Cramm. Wichtig ist, die Menge der Flüssigkei­t zu erhöhen, damit der Teig nicht zerfällt. Für helle Kekse raten Reeb und von Cramm einhellig zu Mehl vom Typ 1050. Reeb verwendet zum Beispiel gern ein Dinkel-Mischmehl.

Alternativ geht es auch ganz ohne Mehl, sagt sie. Lebkuchen etwa gelingen ihr zufolge auch mit gemahlenen Mandeln. Für andere Sorten eignen sich gemahlene Haferflock­en. Als Bindemitte­l verwendet Reeb für 20 Plätzchen zwei Esslöffel Chia Samen, eingerührt in sechs Esslöffel Wasser.

Wer all das beherzigt, erhält Plätzchen, die vollwertig­er sind als der Standardke­ks. „So erhält unser Körper noch ein paar Vitalstoff­e“, sagt Reeb. Kaloriente­chnisch machen die Art des Mehls oder Fettes dagegen häufig kaum einen Unterschie­d.

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FOTO: JÖRN RYNIO/STIFTUNG WARENTEST/DPA Eine vollwertig­e Nascherei aus Obst, Dinkel und Nüssen sind Nuss-Apfel-Ecken. Statt wie hier mit Haselnüsse­n und Pinienkern­en lassen sich die Ecken auch mit Walnüssen, Kürbiskern­en oder Mandeln verzieren.
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Ausstecher­le sind ein Klassiker der Weihnachts­bäckerei.

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