Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Prozess um Panzer-Posse
Modeschöpfer Harald Glööckler verwendete Militärfahrzeuge für Kunstprojekt – Importeur hat jetzt ein Problem mit der Justiz
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BENSHEIM (dpa) - Zwei Panzer und der Modeschöpfer Harald Glööckler – wie passt das zusammen? Beide Stichworte fallen am Mittwoch in einem Prozess wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz im hessischen Bensheim. Angeklagt ist ein 49-Jähriger. Der Mann hat laut Anklage 2013 in Großbritannien zwei Bergepanzer gekauft und nach Deutschland gebracht, ohne dass die Fahrzeuge demilitarisiert waren.
Dem Designer Glööckler wirft die Staatsanwaltschaft überhaupt nichts vor. Er kommt nur ins Spiel, weil er aus den beiden Panzern (Typ Combat Engineer Tractor FV 180) Kunstobjekte gegen den Krieg gemacht hat. Er sei aber über die militärische Ausrüstung der beiden Tanks „in Unkenntnis“gewesen, sagt Oberstaatsanwältin Susanne Spandau am Rande des Prozesses.
Für Spandau geht es übrigens gar nicht um die Frage, ob die Bergepanzer noch hätten schießen können oder nicht. Einem Gutachter zufolge haben solche Panzer keine Kanone, stattdessen eine Schaufel. Sie werden für Bauarbeiten eingesetzt. Für die Anklage ist der entscheidende Punkt, dass die Fahrzeuge noch voll gepanzert waren – also geschützt wie für einen wirklichen Einsatz. „Es war noch die Originalpanzerung gewesen“, sagte Spandau. Damit gelte das Kriegswaffenkontrollgesetz.
Der Verteidiger des Angeklagten sieht es anders. Die umstrittenen Gefährte seien „ohne Schussvorrichtung“gewesen, betont Verteidiger Peter Gillert. „Das sind Raupen mit Schaufeln“– also Baumaschinen wie jeder andere Bagger auch. „Mein Mandant wusste nicht, dass es sich um Kriegswaffen handelte.“Er habe „ohne Vorsatz“gehandelt.
Polizisten machten Selfies
Der 49-jährige Angeklagte, ein deutscher Unternehmer für Landmaschinen, soll die beiden Panzer erst zu seinem Firmengelände in Lautertal im Odenwald gebracht haben. Dann habe er sie für 30 000 Euro weiterverkauft. Untergestellt worden seien sie auf dem Gelände des Flugplatzes Schönhagen südlich von Berlin. „Der zweite Käufer ging davon aus, dass sie demilitarisiert waren“, sagt Spandau. Der Angeklagte kenne sich mit Militärfahrzeugen aus: „Ihre Homepage sieht nicht so niedlich aus, wie Sie das hier schildern.“Glööckler wurde auf die Panzer nur durch Zufall aufmerksam. Der Designer habe zwei dieser Militärfahrzeuge genommen und sich ans künstlerische Werk gemacht, sagte ein Zeuge. Die umgebauten Panzer hätten aber nicht vom Flughafen zur Vernissage wegfahren können, weil der Motor gestreikt habe. Beim Nachschauen sei festgestellt worden, dass die Panzerung vollständig vorhanden war. Ausgestellt wurden die Kunstobjekte nie.
Dass niemand die Panzer überprüft habe, kommt auch dem Zeugen komisch vor. „Auf dem Flughafen haben Polizisten begeistert Selfies von den Panzern gemacht“, erzählt der 40-Jährige. „Das hat aber keinen interessiert.“Der Prozess wird am 11. Dezember fortgesetzt.