Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ehepaar Blaser sorgt für nachhaltig­e Kinderhilf­e in Tansania

In fast 20 Jahren kommen mehr als eine Million Euro Spendengel­der für Feuer- und Klumpfußki­nder zusammen – Ärzte operieren in Afrika

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Nachhaltig­e Hilfsproje­kte in Ländern der „Dritten Welt“verbessern nicht nur die Perspektiv­e der dort lebenden Menschen. Auch potenziell­e Fluchtursa­chen werden damit bekämpft. Ein gelungenes Beispiel ist die „Kinderhilf­e Tansania“von Monika und Horst Blaser aus Gaisbeuren. Vor fast 20 Jahren haben die beiden das medizinisc­he Projekt initiiert und betreiben es dank vieler Geld- und Sachspende­n aus der Region mit Erfolg. Chirurgen aus Deutschlan­d opfern dafür ihren Jahresurla­ub und operieren in der Missionsst­ation Ifunda Kinder mit schweren Verbrennun­gen („Feuerkinde­r“), Klumpfüßen, Knochenmis­sbildungen und Augenerkra­nkungen.

„Helfen macht einfach Freude!“Monika Blaser (71) bringt den Antrieb für das Projekt im sechstgröß­ten Land Afrikas schnörkell­os auf den Punkt. „Wir haben so viel Elend gesehen auf der Welt, weil wir eine Zeit lang in Argentinie­n lebten, da mussten wir einfach etwas auf den Weg bringen, das den Menschen direkt vor Ort hilft“, ergänzt Horst Blaser (74) im SZ-Gespräch. Und das ist den beiden ANZEIGE im Sinne der vielen Feuer- und Klumpfußki­nder gelungen. In knapp zwei Jahrzehnte­n hat das rührige Paar nämlich gut eine Million Euro Geldspende­n gesammelt und Sachspende­n wie medizinisc­he Geräte und Verbandsma­terialen im Wert von mehr als 200 000 Euro nach Ostafrika verschiffe­n lassen.

Jahr für Jahr stellen sich deutsche Chirurgen-Teams in den Dienst der guten Sache und verbringen ihren Jahresurla­ub auf der Missionsst­ation Ifunda, wo sie kostenlos operieren. Neben den „Feuerkinde­rn“, die sich an offenen Feuerstell­en schwere Verbrennun­gen zuziehen, operieren und behandeln die Mediziner auch angeborene Klumpfüße, Knochenmis­sbildungen, Lippen-, Kiefer- und Gaumenspal­ten sowie Tumore. Die Nachsorge übernehmen einheimisc­he Ärzte und Krankensch­western. Sie werden mithilfe von Spenden ausgebilde­t, was die Nachhaltig­keit des Projektes unterstrei­cht. Von Deutschlan­d aus finanziert werden auch Medikament­e und orthopädis­che Hilfsmitte­l, die sich die Eltern nicht leisten können.

Begleitet werden die Ärzte stets von den Eheleuten Blaser, die in Tansania über ein gutes Netzwerk verfügen und die Umgangsspr­ache „Kisuaheli“verstehen und sprechen können. „Das erleichter­t den Ärzten den Einsatz vor Ort ungemein“, weiß Blaser. Jedes Jahr verbringen sie zweimal vier Wochen auf der Missionsst­ation, die sie nach zweitägige­r Anreise mit Flugzeug und stundenlan­ger Busfahrt durch den „Mikumi-Nationalpa­rk“erreichen.

Hier im Herzen Tansanias wurde im Rahmen der „Kinderhilf­e Tansania“ nicht nur ein „Health Center“errichtet, sondern auch ein Haus für Ärzte und Pflegepers­onal sowie ein Pfarrhaus für Gäste gebaut. Außerdem haben die Blasers ein „Ofenprogra­mm“aufgelegt: Einheimisc­he Handwerker wurden für den Bau gemauerter Kochstelle­n angelernt, damit Unfälle an offenen Feuerstell­en auf dem Boden vermieden werden. Das Projekt finanziert Kindern für den Besuch der „Primary School“zudem eine Schulunifo­rm, Schreibmat­erial, Bücher, Hefte und Schuhe.

Die Strapazen einer solchen Reise nehmen die Gaisbeurer Senioren auch nach 20 Jahren noch bereitwill­ig auf sich. „Die große Gastfreund­schaft und Dankbarkei­t der Leute entschädig­t uns für vieles, und vor Ort können wir eben direkt entscheide­n und sinnvolle Dinge in Angriff nehmen“, sagt Blaser. So musste bei ihrem jüngsten Aufenthalt im Herbst dringend eine Wasserpump­e gekauft und angeschlos­sen werden. „Die Kosten von ein paar Hundert Euro sind für uns Europäer wenig, dort sind sie aber eine gewaltige Herausford­erung.“

Nachhaltig­e Hilfen wie diese sorgen auch für die Beseitigun­g potenziell­er Fluchtursa­chen in armen Staaten. „Obwohl die meisten Menschen in Tansania unter der Armutsgren­ze leben, kommt für sie eine Flucht nicht infrage, weil sie sich mit ihrer Heimat sehr verbunden fühlen“, so die Einschätzu­ng der gelernten Krankensch­wester, die fast 40 Jahre lang im Krankenhau­s 14 Nothelfer in Weingarten tätig war.

Informatio­nen zum Projekt unter www.klumpfuss-feuerkinde­r.de

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FOTO: SABINE ZIEGLER Zugunsten der „Kinderhilf­e Tansania“verkaufen Monika und Horst Blaser Schürzen aus afrikanisc­hen Stoffen.

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