Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Experten sprechen über Fütterungsstrategien
Gut besuchte Aulendorfer Wintertagung nimmt das Projekt „Optikuh“in den Fokus
● REUTE-GAISBEUREN - „Immer mehr – immer besser? Milcherzeugung zwischen Ökonomie und Düngeverordnung“, unter diesem Thema ist die diesjährige Aulendorfer Wintertagung gestanden. Knapp 200 Teilnehmer kamen dazu am Freitag nach Reute bei Bad Waldsee, um den sechs Fachvorträgen zu lauschen. In den Fokus nahmen die Referenten der Fachtagung dabei die Ergebnisse des Projekts „OptiKuh“. Deutschlandweit hatten Experten aus Fütterung, Zucht und Tiermedizin dabei gemeinsam erforscht, wie sich die Gesundheit von Milchkühen verbessern, das Klima schonen und die Wirtschaftlichkeit steigern lässt.
„Dass die Reduzierung des Kraftfutters nicht zur Reduktion der Milchleistung geführt hat, weil die Kühe ein bisschen mehr Grundfutter gefressen haben“, nennt Franz Schweizer, Direktor des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg (LAZBW), als eine Erkenntnis des Projekts. Herausforderungen sieht Schweizer durch die neue Düngeverordnung und den Klimaschutz auf landwirtschaftliche Betriebe zukommen. Ein Vortrag nahm sich daher der Frage an, wie sich geringere Kraftfuttergaben in diesem Zusammenhang auswirken. Denn der Kraftfutterzukauf beeinflusst nicht nur den Geldbeutel des Landwirts, sondern auch die Nährstoffströme auf den Höfen.
Weniger Kraftfutter
Martin Höltershinken von der Rinderklinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover sprach zudem über die Auswirkungen unterschiedlicher Fütterung auf die Tiergesundheit. Ein eindrückliches Bild fand der Referent dafür, dass „immer mehr“auch ökonomisch nicht „immer besser“ist. „Wenn Ihnen in der Biogasanlage der rote Teppich ausgerollt wird, sollten Sie sich die Frage stellen, wo die Energie hingeht“, sagte er und lieferte die Antwort gleich mit – in die Milch jedenfalls nicht. Und genau dorthin sollte die Energie aus dem Futter doch gelangen.
„Dass man das Kraftfutter runterschrauben kann und keinen Einbruch in der Milchleistung sieht und dass man ein gutes Grundfutter braucht“, nehme er aus den Vorträgen mit, sagte Teilnehmer Andreas Schelkle – das anhand der Forschungsergebnisse mit Zahlen belegt zu sehen, sei interessant, war man sich am Tisch der Technikerschule Sigmaringen einig. Dass auch weniger Kraftfutter zum Erfolg führen könne, hörte auch Tierarzt Martin Kneer aus Ochsenhausen gerne. Er betreue auch Bio-Betriebe, die Kühe seien aber genetisch gleich zu denen in konventionellen Ställen. Da stelle sich die Frage, ob man mit diesen Kühen auch kraftfutterarm arbeiten könne.
Die Wintertagung, die vom LAZBW mit Sitz in Aulendorf mit ausgerichtet wird, ist eine historisch gewachsene Veranstaltung. In diesem Jahr fand sie zum 56. Mal statt. Sollten in den Anfängen zunächst die Forschungsergebnisse des Vorläufers des heutigen LAZBW veröffentlicht werden, hat sie sich mittlerweile als Fort- und Weiterbildungstag für Landwirte, Berater, aber auch den landwirtschaftlichen Nachwuchs etabliert.
Einen kurzen Videobericht von der Veranstaltung gibt es unter