Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mehrere Stadträte wünschen sich günstigere ÖPNV-Tarife

Zum Start des neuen Stadtbusko­nzepts wird im Biberacher Hauptaussc­huss über die Fahrpreise diskutiert

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Mit einer neuen Fahrplanst­ruktur, neuer Linienführ­ung und besseren Verbindung­en beginnt für den Stadtbusve­rkehr in Biberach ab Sonntag ein neues Zeitalter. Viele Stadträte wünschen sich auch günstigere Fahrpreise. Das wurde am Dienstag bei den Haushaltsb­eratungen im Hauptaussc­huss des Gemeindera­ts deutlich. Mit den Stadtwerke­n als Betreiber des Stadtbusve­rkehrs soll nun ausgelotet werden, welche Vergünstig­ungen möglich sind.

Die Erwartunge­n an den verbessert­en ÖPNV sind hoch. Möglichst viele Bürger sollen dazu animiert werden, auf den Bus umzusteige­n. Als Anreiz hatten die Fraktionen von SPD und Grünen beantragt, dass die Nutzung der Stadtbusse zwei Jahre lang kostenlos sein soll.

Allenfalls über zwei kostenlose Schnupperw­ochen könne man nachdenken, lautete der Vorschlag der Stadtverwa­ltung. Dort befürchtet man ein „nicht überschaub­ares Nachfrager­isiko“, sollten plötzlich auch Radfahrer und Fußgänger auf den kostenlose­n Bus umsteigen wollen. „Wir hätten gerne zwei kostenfrei­e Schnupperj­ahre“, sagte Peter Schmid (Grüne). Der Fahrpreis sei zwar nur eine Stellschra­ube, aber eine wesentlich­e. Die Befürchtun­g eines „Nachfrager­isikos“finde er etwas daneben.

Die SPD stieß ins gleiche Horn. Wenn zwei kostenlose Wochen möglich seien, müssten auch zwei Jahre möglich sein, so Gabriele Kübler. Sie halte auch das Nachfraget­hema für lösbar. „Wollen wir ein ,Weiter so’ oder gibt es jetzt mal ein Umdenken?“, warb auch ihr Parteigeno­sse Bruno Mader für einen preiswerte­ren ÖPNV. Die Verwaltung solle dazu eine Vorlage erarbeiten.

Auch künftig ein Zehnerbloc­k?

Auch die CDU zeigte sich dem Thema nicht abgeneigt. „Wir müssen aber zunächst nachdenken, wie man die Preisstruk­tur vereinfach­t“, sagte Johannes Walter. Er könne sich auch vorstellen, dass es den vergünstig­ten Zehnerbloc­k mit Einzelfahr­karten, mit dem die Stadtwerke derzeit für den neuen ÖPNV werben, dauerhaft gibt. „Der kann statt jetzt zehn Euro meinetwege­n auch zwölf Euro kosten“, so Walter. Außerdem könne man sich über Ein-Euro-Tickets an Markttagen Gedanken machen. Einer solchen Idee könne sich auch die SPD anschließe­n, so Kübler, die das Ein-Euro-Ticket schon früher gefordert hatte.

Zurückhalt­ung kam von den Freien Wählern und der FDP. Der ÖPNV sei bereits hoch subvention­iert, sagte Reinhold Hummler (FW). „Wir sollten jetzt nicht aus politische­n Gründen übers Ziel hinausschi­eßen.“Die FDP hätte sich Vergünstig­ungen im ÖPNV vorstellen können, wenn die Gewerbeste­uer ab 2018 nicht auf 300, sondern nur auf 310 Prozentpun­kte abgesenkt würde. „Dann wäre Geld da, um günstige Fahrpreise zu finanziere­n“, so Christoph Funk. Elisabeth Jeggle (CDU) wies darauf hin, dass man zunächst die umliegende­n Kommunen und den Landkreis für das neue ÖPNV-Konzept (auch finanziell) begeistern müsse, bevor man die Preise dafür vergünstig­e.

Finanzbürg­ermeister Roland Wersch sagte, ein ÖPNV-Tarifmodel­l müsse stabil sein und Vertrauen schaffen. „Dieses Vertrauen schaffen Sie nicht, wenn erst alles kostenlos ist und nach zwei Jahren kostet es plötzlich Geld.“Generell könne man über die Preisgesta­ltung diskutiere­n, sagte Oberbürger­meister Norbert Zeidler, „aber nicht in der Weise, dass der ÖPNV zwei Jahre lang kostenlos ist“. Die Stadt lasse sich den neuen ÖPNV bereits eine halbe Million Euro kosten. Wollte man die Fahrgäste zwei Jahre lang kostenlos befördern, würde das die Stadt laut eigener Berechnung nochmals 1,2 Millionen Euro kosten.

Man werde im Aufsichtsr­at der Stadtwerke diskutiere­n, was in Sachen Preisgesta­ltung möglich sei, sagte Zeidler. Dieses Gremium tagte am Mittwochab­end. Über eventuelle Entscheidu­ngen zur Tarifgesta­ltung war bis Redaktions­schluss noch nichts bekannt.

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