Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„The Square“räumt beim Europäischen Filmpreis ab
BERLIN (dpa) - Erst die Goldene Palme, dann die Nominierung für den Auslands-Oscar und jetzt die Ehrung als bester europäischer Film des Jahres: Die schwedische Gesellschaftssatire „The Square“von Ruben Östlund räumte bei der Verleihung des 30. Europäischen Filmpreises aber nicht nur in der Königskategorie ab. Fünf weitere Preise holte die in der Kunstszene spielende Komödie am Samstagabend in Berlin.
Die Deutschen gingen immerhin nicht ganz leer aus: Maria Schrader erhielt für ihr Stefan-Zweig-Biopic „Vor der Morgenröte“mit Josef Hader in der Hauptrolle den Publikumspreis. Keine Chance gegen die starke Konkurrenz hatte dagegen Paula Beer, die für ihre Rolle in dem Drama „Frantz“als beste Darstellerin nominiert war. In dieser Kategorie gewann Alexandra Borbély für ihren Auftritt in dem ungarischen Berlinale-Gewinner „Körper und Seele“.
Auch Regisseur Simon Verhoeven hatte kein Glück: Sein Flüchtlingsfilm „Willkommen bei den Hartmanns“verlor gegen den großen Sieger des Abends „The Square“. Hauptdarsteller Claes Bang wurde außerdem als bester Schauspieler geehrt. Der Däne Bang spielt einen Museumschef in der Sinnkrise, der mit seinen eigenen Vorurteilen konfrontiert wird. Weitere Preise gab es für „The Square“in den Sparten Regie, Drehbuch und Szenenbild.
Vor Aufregung zitternd nahm die französisch-amerikanische Schauspielerin Julie Delpy (47) den Preis für einen „Europäischen Beitrag zum Weltkino“entgegen. Die Rede von Akademiepräsident Wim Wenders zum 30. Filmpreis-Geburtstag fiel sehr politisch aus. Der sichtlich aufgewühlte Regisseur hielt ein flammendes Plädoyer für Europa und gegen erstarkenden Nationalismus. „In eine Depression zu verfallen, wird uns nicht helfen“, sagte Wenders. „Europa ist nicht das Problem, sondern die Lösung“, so der Filmemacher. „Lang lebe unser vielfältiges und freies europäisches Kino.“