Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Eine Schule für den Fachkräfte-Bedarf im Sozialwesen
Neues Bildungshaus des Diakonischen Instituts in Weißenau wurde eingeweiht
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RAVENSBURG - Das Diakonische Institut für Soziale Berufe hat seinen Schulbau samt angeschlossenem Wohnheim von Wilhelmsdorf nach Weißenau bei Ravensburg verlegt und auf dem Gelände der vormaligen Bleicherei einen Neubau errichtet. Zur Einweihung referierte Landessozialminister Manfred Lucha.
Zwei politisch relevante Punkte hob Manne Lucha (Grüne) vor den gut 75 Gästen hervor. Zunächst ist es Lucha mit Blick auf Berufseinsteiger ein Anliegen, dass die sozialen Berufe auch durch eine gute Ausbildung sowie Weiter- und Fortbildungsangebote an Attraktivität gewinnen.
In Weißenau hat das Diakonische Institut nun die Ausbildung für Fachkräfte in der Assistenz für Menschen mit Behinderungen konzentriert, und zwar für die Arbeitserziehung (Anleitung im Arbeitsalltag) sowie für die Heilerziehungspflege und -assistenz (Lebensbegleitung).
Für den Minister für Soziales und Integration des Landes Baden-Württemberg steht auch die weitere Ausdifferenzierung und Spezialisierung dieser Berufsbilder für die Tatsache, dass soziale Berufe inhaltlich attraktiv sind und dauerhaft sichere Arbeitsplätze darstellen. Gerade mit Blick auf den allgemeinen Fachkräftemangel auch in der Region ist ihm wichtig, dass soziale Berufe über die Arbeit hinaus auch etwas geben, nämlich unmittelbare Anerkennung und das Gefühl, gebraucht zu werden. Die auch dank des Diakonischen Instituts geförderte Akademisierung der Pflegeberufe eröffne inzwischen auch Aufstiegschancen. Im Zusammenhang mit dem Bedarf an Fachkräften in der Pflege verwies der Minister auf die Möglichkeit, Migranten und Asylsuchenden eine berufliche Zukunft zu bieten. Geflüchtete erhalten für die Zeit einer Ausbildung in der Pflege und für eine Zeit danach einen sicheren Aufenthaltsstatus.
Der zweite Punkt, auf den Lucha Wert legt, gilt den Interessen der Menschen mit Behinderungen. Hier ist seit einem Jahrzehnt ein Prozess in Gang gekommen, der mit den Stichworten Teilhabe, Inklusion und Selbstbestimmung verbunden ist. Menschen mit Handicap sollen nicht in erster Linie versorgt werden, sondern ermutigt werden, selbst aktiv Entscheidungen zu treffen und nicht am Rand, sondern mitten in der Gesellschaft zu leben. Hierfür stehen ihnen die Angehörigen der Pflegeberufe mit Assistenz-Leistungen zur Seite. Lucha zufolge bringt dieser neue Ansatz für die in den Pflegeberufen Tätigen neue Herausforderungen und verlangt eine stärkere Qualifizierung.
Als Geschäftsführer des Diakonischen Werks dankte Ernst Melzer Eschachs Ortsvorsteherin Simone Rürup für den Einsatz dafür, im Umfeld der barocken Klosteranlage einen modernen Bau errichten zu können. Mit dem Bau selbst seien für die verschiedenen Anforderungen stimmige, praktische und ästhetische Lösungen gefunden worden.
Dass die Schule nun die Adresse „Gotthilf-Vöhringer-Weg 1“trägt, freute Lothar Bauer, der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung des Diakonischen Werks. Denn mit diesem Straßennamen ist ein direkter Bezug zum bisherigen Standort in Wilhelmsdorf mit der Gotthilf-Vöhringer-Schule gegeben. Dieses Gebäude entsprach nicht mehr den aktuellen Anforderungen, und so habe man sich entschieden, die Einrichtung ins leichter erreichbare Ravensburg zu verlegen. Angesichts der dortigen Wohnungsknappheit habe man sich weiter dazu entschlossen, den Schulbau durch ein Wohnheim mit 43 Appartements zu ergänzen.
Das Diakonische Werk für Soziale Berufe ist 1997 aus Vorgängereinrichtungen entstanden und gehört zum Diakonischen Werk Württemberg, dem Wohlfahrtsverband der Evangelischen Landeskirche. Über den Standort Weißenau hinaus unterhält das Diakonische Institut mit Sitz in Dornstadt 14 weitere Schulen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie das Studium, darunter in Weingarten für Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie.