Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Christkind­er“feiern an Heiligaben­d Geburtstag

Elisabeth Heinrich, Jutta Lais und Micha Högn sind am 24. Dezember geboren und gehen damit kreativ um

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Manche Menschen feiern ihren Geburtstag an ganz besonderen Tagen. Elisabeth Heinrich, Jutta Lais und Micha Högn aus Bad Waldsee haben das Licht der Welt ausgerechn­et an Heiligaben­d erblickt, und für diese „Christkind­er“fallen daher zwei Ereignisse auf ein bedeutende­s Datum. Wie es sich anfühlt, wenn man an einem 24. Dezember geboren ist und Geburtstag feiert, während andere ihre Weihnachts­geschenke verpacken und den Christbaum schmücken, erzählen die Geburtstag­skinder im SZ-Gespräch.

„Als ich noch klein war, haben meine sechs Geschwiste­r und ich dann eben erst am

25. Dezember die Weihnachts­geschenke bekommen, damit mein Geburtstag an Heiligaben­d im Mittelpunk­t stand“, beschreibt Micha Högn (15) aus Bad Waldsee die Taktik seiner Eltern. Ihr „Christkind­le“sollte in Sachen Geburtstag­spräsente nicht unter die Räder kommen. Inzwischen sieht das der Realschüle­r entspannt: „Wir feiern jetzt immer am Nachmittag meinen Geburtstag, und dabei freue ich mich schon auf die Weihnachts­geschenke, die es am Abend gibt“, schmunzelt der junge Mann, der an diesem Sonntag seinen 16. Geburtstag feiert.

Besondere Wünsche hat Micha Högn keine. „Am ehesten Geld für den Führersche­in“, sagt er. Während es für den Schüler also fast so etwas wie Normalität bedeutet, dass sein Geburtstag und das christlich­e Hochfest zusammenfa­llen, reagiere sein Umfeld eher mit Erstaunen. „Ein Arzt hat mir das einmal gar nicht geglaubt und zuerst meine Mutter angerufen, ob das auch stimmt mit dem 24. Dezember“, erinnert er sich zurück.

Auch Elisabeth Heinrich (62) und Jutta Lais (59) sehen ihren diesjährig­en Geburtstag­en mit Gelassenhe­it entgegen. Es sind eher die anderen, die bei diesem besonderen Datum aufhorchen. „An die Kommentare zu meinem Geburtsdat­um habe ich mich längst gewöhnt“, lacht Heinrich, die 63 Jahre alt wird. „Ja, klar, da wird man immer darauf angesproch­en, aber so besonders ist es ja nun auch wieder nicht“, schmunzelt Lais. Die beiden Frauen haben sich auf Einladung der „Schwäbisch­en Zeitung“bei Glühwein und Punsch am Stadthütte­le über ihre besonderen Geburtsdat­en ausgetausc­ht und erzählt, wie sie alle Jahre wieder ihr eigenes Fest, Heiligaben­d und Weihnachte­n unter einen Hut bekommen.

Die pensionier­te Krankensch­wester Heinrich feiert ihren Geburtstag meistens mit einem großen Frühstück am Vormittag und trennt ihn damit zeitlich von der Bescherung am Abend. „Das sind dann manchmal sogar mehr Gäste als bei meinem Mann, der im Sommer feiert“, sagt die Wahl-Waldseerin. Freunde und Nachbarn kommen vorbei auf ein Schwätzche­n, zumal die meisten Leute frei haben.

Richtig groß gefeiert

„Mein traurigste­r Geburtstag war ausgerechn­et der 50., weil ich da schwer erkrankt war. Dafür war dann aber der 51. richtig groß“, erzählt Heinrich. „Und einmal war ich gerade in Brasilien an Heiligaben­d und tanzte im Sommerklei­d.“Ihren diesjährig­en Geburtstag möchte sie im Januar in einem Lokal nachholen. „Dieses Mal ist der 24. Dezember ja auch noch ein Sonntag, und das ist dann ja wirklich ein bisschen viel auf einmal.“

Das sieht Jutta Lais aus Reute ähnlich, zumal heuer ein runder Geburtstag ansteht. „Das große Fest zu meinem 60. ist erst Mitte Januar bei uns daheim. Das wäre direkt an den Feiertagen nicht machbar, weil jeder selbst Besuch hat und es vieles vorzuberei­ten gibt überall“, weiß die Lehrerin. In ihrer Kindheit und Jugend habe sie „stark“darauf geachtet, dass die Familie vor lauter Festvorber­eitungen den Geburtstag der Tochter nicht vergisst. „Ich weiß noch einmal, da habe ich mir einen Plattenspi­eler gewünscht, der teuer war. Den habe ich dann glaub’ nur bekommen, weil er für Geburtstag und Weihnachte­n zählte“, berichtet Lais.

Unter den Tisch fallen wird ihr Geburtstag an Heiligaben­d aber auch dieses Mal nicht: „Mein Mann und ich frühstücke­n in aller Ruhe, und danach kommen über den Tag verteilt die Gratulante­n“, freut sich die 59-Jährige auf diesen 24. Dezember. „Ich bereite kleine Häppchen vor und es gibt Sekt – und so ab 17 Uhr kehrt wieder Ruhe ein, dann machen wir es uns zu zweit gemütlich, essen und genießen einen ruhigen Heiligaben­d“, sagt Lais. Kinder und Enkel werden erst am zweiten Weihnachts­feiertag erwartet, und dann soll auch in diesem Kreis gemeinsam gefeiert werden.

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FOTO: SABINE ZIEGLER Elisabeth Heinrich (links) und Jutta Lais haben am 24. Dezember Geburtstag und sie gehen mit diesem besonderen Datum kreativ um.
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FOTO: PRIVAT Micha Högn wird an Heiligaben­d 16 Jahre alt.

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