Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Jung, laut, perfektionistisch
Band „Mischa“bringt volles Irreal zum Tanzen – 22 Auftritte seit Debüt im Frühjahr
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AULENDORF - 17 Uhr, drei Stunden vor Einlass: Yannick Albrecht, Mimi Elsässer und Julius Rimmele sitzen an dem kleinen Tisch gleich rechts neben dem Eingang der Aulendorfer Bar Irreal. Sie sind Teil der Biberacher Band Mischa, zu der außer ihnen auch Drummer Martin Strobel und Bassist Alexander Obert zählen. Um zu verstehen, was ihr Auftritt heute bedeutet, muss man die Uhr ein halbes Jahr zurückdrehen.
Damals, im März, spielten Mischa ihr allererstes Konzert – ebenfalls im Irreal (SZ berichtete). „Seitdem sind noch einmal 22 Auftritte dazugekommen“, erzählt Gitarrist Julius aus Musbach, mit 19 Jahren jüngstes Bandmitglied. „Im Grunde sind wir nicht nur fünf Musiker, sondern mit unseren Helfern zusammen so was wie eine Familie“, sagt Sängerin Mimi. Kalte Luft strömt herein, denn besagte „Familienmitglieder“tragen eine große Lichtbox hinein, alles läuft nach Plan. Muss es auch bei Mischa, denn die Herangehensweise ist allen im Umfeld klar: Perfektionismus. „Wir haben die Aufgaben klar verteilt“, sagt Pianist Yannick. „Auch musikalisch ist es unser Ziel, nichts Unfertiges herauszubringen, sondern etwas möglichst Perfektes.“Die ersten EP lässt deshalb noch auf sich warten.
Vorband: „Handsome we are“
Mittlerweile ist es 21.30 Uhr am vergangenen Freitagabend: Die Vorband „Handsome We Are“beginnt. Obwohl es der erste Auftritt der Kombo ist, wird schon nach den ersten Tönen klar, dass das keine klassischen Newcomer sind. Sänger und Bassist Johannes Eisenlauer war ebenso wie Drummer Martin Wiedergrün Mitglied der ehemaligen Band Tos. Roman Rendle am Piano ergänzt das Trio, deren Genre sich als Indie-Rock mit Elektroeinflüssen beschreiben lässt. Der von den virtuosen Drums und dem oftmals zur Gitarre umfunktionierten Bass getragene Sound erntet Applaus vom Publikum im Irreal.
22.30 Uhr: Die Musiker von Mischa betreten die Bühne und zeigen von Beginn an, was sie ausmacht: enorme Energie. Sängerin Mimi versteht es, die Zuschauer mit ihrer Bühnenpräsenz in den Bann zu ziehen. Ihre direkten, dabei aber nie plumpen Texte harmonieren mit dem Musikbett, dessen Durchschlagskraft vor allem durch trocken-rockige Riffs von Gitarrist Julius zustande kommt.
Die durchdachte Show hat ihre Glanzmomente im Umschalten von leise auf ganz laut, die schließlich auch die ersten Reihen mitreißt und dazu veranlasst, wie wild im Kreis zu tanzen. Ausgereifte Sound- und Lichttechnik, ein Publikum in Feierlaune, kalter Rauch in den Klamotten: Ein „Gig“wie er im Buche steht. Dennoch meint Julius Rimmele danach: „Es war super – aber an einigen Kleinigkeiten müssen wir noch feilen.“Perfektionismus eben.