Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bad Wurzacher sind „hohe Gäste“
52. privat organisierter Hilfstransport nach Weißrussland – „Ergreifende Dankbarkeit“
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BAD WURZACH - Gespendete Kleidung und Brillen haben kürzlich Karl Ehrmann, Alois Fimpel, Franz Häckler und Franz Martin nach Polen und Weißrussland gebracht. Es war der
52. private Hilfstransport der Bad Wurzacher in diese Länder.
Zusätzlich kauften sie in Weißrussland von gespendetem Geld einen beheizbaren Wickeltisch und ein Sauerstoffgerät für das Bezirkskrankenhaus in Berjosa.
Mit einem Kleinbus samt Hänger fuhren die vier Bad Wurzacher kurz nach Allerheiligen los. Im Gepäck befanden sich rund 3,5 Tonnen Kleidung und etwa 500 Brillen. Die Anziehsachen werden von Karl Ehrmann und seiner Frau das ganze Jahr über gesammelt, sortiert und verpackt. Die Brillen spendeten Kunden des Bad Wurzacher Geschäfts Optik Blickfang.
Breslau (Wroclaw) im Südwesten von Polen war die erste Station. „Dort haben wir zunächst in einem Pflegeheim Kleidung und ein Drittel der Brillen abgegeben“, erzählt Karl Ehrmann. Dann führte die Bad Wurzacher ihr Weg weiter zum ihnen wohlbekannten Elisabethenkloster in der Stadt. Auch dort freuten sich die Schwestern sehr über Kleidung für Jung und Alt sowie mehr als 150 Brillen. „Die Schwestern betreiben unter anderem auch eine Armenspeisung. Sie kennen die Bedürftigen, die die Sachen am besten brauchen“, sagt Karl Ehrmann.
Tags darauf ging’s weiter nach Berjosa (Bjarosa). Die 30 000-Einwohner-Stadt liegt im Südwesten Weißrusslands. „An der Grenze kamen wir relativ gut durch. Nach vier Stunden konnten wir weiterfahren“, erzählt Karl Ehrmann. In dem dortigen Bezirkskrankenhaus leisten die Bad Wurzacher mithilfe der Unterstützung aus dem Städtle seit vielen Jahren humanitäre Hilfe.
Diesmal kauften sie vor Ort – da keine technischen Geräte oder Medikamente eingeführt werden dürfen – ein Sauerstoffgerät und eine beheizbare Wickelkommode für das Krankenhaus. Das alte Sauerstoffgerät für Lungenkranke war kaputtgegangen. Die Wickelkommode brauchen vor allem Neugeborene, die eine spezielle Pflege benötigen.
Bei der Übergabe der Geräte dankten Eugen Tarasjuk, stellvertretender Vorsitzender des Bezirkskomitees, Genadij Nowik, stellvertretender Chefarzt des Krankenhauses, Irina Poljanskich, Chefärztin der Geburtshilfe und Gynäkologie, und Therapeut Michail Mut den Gästen „im Namen aller medizinischer Arbeiter des Krankenhauses für die wertvollen Geschenke, die vielen Menschen Nutzen bringen werden“. So heißt es in der Übersetzung eines Artikels der Zeitung „Majak“aus Berjosa. In diesem werden Karl Ehrmann, Alois Fimpel, Franz Häckler und Franz Martin als „Wohltäter“, „deutsche Freunde“und „hohe Gäste“bezeichnet. „Ihre humanitäre Mission ist reale Bestätigung unserer Freundschaft“, schreibt Autor Dimitrij Musika.
„Die Dankbarkeit der Menschen ist jedes Mal aufs Neue ergreifend“, sagt Karl Ehrmann. „Sie zu spüren, ist uns wiederum eine große Freude, und so profitieren beide Seiten.“
Die Krankenhausleitung zeigte den Bad Wurzachern zu deren großen Überraschung den Krankenwagen, den sie vor vielen Jahren geschenkt hatten. „Er hat inzwischen mehr als 800 000 Kilometer auf dem Tacho und tut immer noch gute Dienste“, erzählt Karl Ehrmann.
Er und seine Mithelfer fuhren zum Abschluss noch in zwei Dörfer der Umgebung, wo sie die restliche Kleidung und das letzte Drittel der Brillen verteilten. Die Menschen dort leben in ärmlichen Verhältnissen. Ein Ofen in der Stube ist Kochstelle und einzige Heizung zugleich. Fließend Wasser gibt es nicht, nur Brunnen. Durch die Orte führen bessere Feldwege.
Diese Verhältnisse haben sich in den vielen Jahren der Bad Wurzacher Hilfstransporte so gut wie nicht geändert. Seit 1993 organisieren allen voran Karl Ehrmann und Alois Fimpel diese Fahrten in das Land, das noch heute unter der Atomreaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 leidet.
Zehnmal fuhren die Bad Wurzacher nach Minsk. Dann vermittelte ihnen ihre Dolmetscherin den Kontakt nach Berjosa. Dort war am Krankenhaus die Not noch größer als in der Hauptstadt.
52-mal sind die Bad Wurzacher mittlerweile nach Weißrussland gefahren. Die Zahlen der Hilfsaktion sind mehr als beeindruckend: „Etwa 100 Tonnen an Kleidung, drei Millionen Euro Spendengelder, vor allem für für Medikamente und medizinische Geräte, 200 000 Kilometer gefahren“, zählte Karl Ehrmann bereits vor dem „Jubiläumstransport“Nummer 50 auf.
Ganz wichtig ist ihm dabei, dass nicht nur er und seine Mitstreiter den Dank der Menschen verdienen. „Ohne die großartige Unterstützung bei uns zu Hause wäre das alles nicht möglich“, sagt er. „Dafür möchte ich allen Spender und Unterstützern ganz herzlich danken.“
„Alle von uns gesammelten Spendengelder gehen zu 100 Prozent an die Bedürftigen“, betont Ehrmann. Dafür stehen er und seine Mitstreiter gerade. Die Fahrten werden vom Busunternehmen Ehrmann finanziert, die Übernachtungen, die Verpflegung und zum Beispiel die Visagebühren bezahlen die Helfer aus eigener Tasche.
Der nächste Hilfstransport ist schon wieder in Planung. Ehrmann hofft, dass bis dahin so viel Spendengeld zusammenkommt, dass dem Krankenhaus ein Lasergerät für Operationen gekauft werden kann. „Diesmal hat es dafür nicht mehr gereicht.“
Wer Geld oder Kleidung spenden will, kann sich an Karl Ehrmann wenden: Telefon 07564 / 9365041. Auch Helfer sind stets willkommen.