Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Tourismus ist ein Millionen-Geschäft
Laut einer Studie geben Bad Wurzacher Gäste jährlich 35,9 Millionen Euro aus
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BAD WURZACH - Was bringt der Tourismus der Stadt Bad Wurzach und ihren Einwohnern? Vor dem Hintergrund der kostenträchtigen Neugestaltung des Kurbetriebs stellte die Stadt nun eine Studie dazu vor.
Millionen von Euro werden in den kommenden Jahren in den Bad Wurzacher Kurbetrieb investiert, um ihn zu modernisieren und damit attraktiver zu machen. Viel Geld steckte die Stadt bereits in der Vergangenheit in seinen Eigenbetrieb, unter anderem auch, um die jährlichen Defizite, die seit der Kurreform vor 20 Jahren immer wieder entstanden, auszugleichen. Lohnt sich das? Profitieren die Menschen in der Stadt direkt oder indirekt vom steten Zuschussgeschäft für die Kommune?
Johanne Gaipl, die Leiterin der Bad Wurzach Info, präsentierte dazu kürzlich dem Gemeinderat die Tourismus-Studie des Deutschen Wirtschaftsinstituts Fremdenverkehr (dwif) über die Wertschöpfung des Tourismus in der Ferienregion Allgäu speziell auf Bad Wurzach bezogen.
20 Millionen Euro Nettoumsatz
Vorausgegangen war eine Studie zum selben Thema beim TourismusZweckverband Ferienregion AllgäuBodensee, in der zusammengefasst wurde, dass über 240 Millionen Euro durch den Tourismus in die Region gebracht werden. Grundlage der Studie waren sowohl dwif-Erhebungen, statistische Sonderauswertungen als auch die örtliche Kurtaxe-Statistik. Das Ergebnis, das man daraus ziehen kann, ist: Ja, das lohnt sich.
35,9 Millionen Euro Bruttoumsatz, so die dwif-Statistiker, lassen die Touristen in der Stadt – jährlich. Netto sind es immerhin noch rund 20 Millionen Euro. Rund ein Viertel des Tourismus in der Riedstadt entfallen auf den Kurbetrieb. Er verzeichnete 2016 knapp 6800 Gäste, die rund 43 000 Tage blieben. Sie geben statistisch durchschnittlich 140 Euro pro Tag aus, inklusive der Übernachtungskosten. Sie tun dies sicherlich nicht nur in Bad Wurzach, sondern auch in Nachbargemeinden, aber wohl zum Großteil im Städtle.
Zusätzlich kann man davon ausgehen, dass nicht wenige der Touristen, die in Ferienwohnungen, Gasthöfen, Hotels oder auf dem Wohnmobilstellplatz Urlaub machen (rund 53 000 Übernachtungen 2016), dies tun, weil sie Kureinrichtungen nutzen wollen. Darüber hinaus sind dazu die Einkommen der Kurbetriebsbeschäftigten zu berücksichtigen. Fast drei Millionen Euro hat der Kurbetrieb in seinem Haushaltsplan 2017 an Personalausgaben vermerkt. Geld, das die Menschen, die dort arbeiten, zumindest zu einem Teil in ihrer Heimatstadt ausgeben – für Miete, für Lebensmittel, für Kleidung und und und. Zudem profitiert die Stadt über Gewerbesteuer und ihren Anteil an der Einkommenssteuer von diesem Geld.
Ebenso bleibt auch ein Teil der Ausgaben des Kurbetriebs in der Stadt: für Handwerkerleistungen, für Dinge des täglichen Bedarfs wie Seife oder Wecken.
Mehr als 175 000 Übernachtungen
175 216 Übernachtungen registrierte die Bad Wurzach Info (BWI) 2016 im Kernort und den Ortschaften. Davon entfielen auf die Rehaklinik der Waldburg-Zeil-Kliniken fast 65 000 Übernachtungen (3100 Gäste), das Kurhotel fast 43 200 (6800) und die Evangelische Frauen- und Mütterkurklinik mehr als 14 000(700). In Hotels und Gasthöfen wurde annähernd 25 000 Übernachtungen (9900) registriert, in Privatquartieren fast 23 000 (2700) und auf dem Wohnmobilstellplatz etwa 5000 (2200). Die Zahlen für 2017 will die Bad Wurzach Info im März vorlegen.
Die dwif-Studie geht zudem von 500 000 Tagesgästen jährlich in Bad Wurzach aus. Eine Zahl, die freilich schwer zu greifen ist, denn in dieser Gruppe befinden sich auch die Menschen, die nach Bad Wurzach kommen, um Freunde oder Verwandte zu besuchen. Knapp 25 Euro gibt jeder von ihnen statistisch gesehen in der Stadt aus, beispielsweise im Café, um Mitbringsel zu kaufen oder um zu tanken.
Der Kurbetrieb wie der gesamte Tourismus ist also laut dieser dwifStudie eine große Einnahmequelle für Bad Wurzach. Auf Grundlage dieser Zahlen gesehen, lohnt sich die nun beschlossene Investition von fast acht Millionen Euro bis 2021 auf jeden Fall.