Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Der Altmeister muss liefern
Biathlon-Legende Ole Einar Björndalen droht Olympia zu verpassen
RUHPOLDING (SID) - Stell dir vor, es ist Olympia – und Ole Einar Björndalen ist nicht dabei. Dieses Szenario wird immer wahrscheinlicher. Der Legende des Biathlonsports droht für die Winterspiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) das Aus.
Der fast 44-Jährige muss am heutigen Mittwoch ab 14.20 Uhr im Einzelrennen über 20 Kilometer beim Weltcup in Ruhpolding liefern, ansonsten wird es sehr eng mit der siebten Olympia-Teilnahme seit 1994 für den achtmaligen Goldmedaillengewinner. Klar ist: Eine Sonderbehandlung wird es auch für Altmeister Björndalen vor dessen 575. (!) Weltcup-Einsatz nicht geben.
„Er bekommt keinen Freifahrtsschein zu Olympia“, kündigte Biathlon-Sportchef Per Arne Botnan zuletzt bereits an: „Er muss sich qualifizieren wie alle anderen.“Heißt: Björndalen muss nach Verbandsvorgabe zweimal unter den besten Zwölf oder einmal unter den Top-Sechs platziert sein. Oder er müsste sich im Chiemgau mit einer Top-Ten-Platzierung noch für den Massenstart am Sonntag qualifizieren.
Doch davon ist der Norweger, der alleine 94 Weltcuprennen, 45 WMund 13 Olympiamedaillen in seiner außergewöhnlichen Karriere gewann, derzeit weit entfernt. Zwei 18. Plätze zum Saisonstart in Östersund im Einzel und in der Verfolgung waren bislang die besten Resultate. In der vergangenen Woche musste sich Björndalen in Oberhof mit den Plätzen 52 (Sprint) und 36 (Verfolgung) begnügen. Einziger Lichtblick in diesem Winter: Beim Staffelsieg in Hochfilzen überzeugte er mit der zweitbesten Laufzeit.
Ansonsten hat der „Kannibale“, wie Björndalen wegen seiner Unersättlichkeit gerade in der Loipe genannt wird respektove wurde, beim Langlaufen so seine liebe Müh und Not. Zwar jubeln ihm die Fans noch immer zu, doch von der früheren Klasse und Leichtigkeit ist wenig geblieben.
Das weiß er selbst. „Der Druck ist da, ich spüre, dass ich noch Einiges zu tun habe“, sagte Björndalen zuletzt dem norwegischen Sender NRK: „Manche Tage laufen gut, andere nicht so. Es ist ein Auf und Ab.“
Erschwerend kommt für Björndalen hinzu, dass er für Ruhpolding vom Verband nicht für die Staffel nominiert wurde. Und selbst wenn Björndalen die Norm erfüllen sollte, ist ein Start in Südkorea nicht sicher, da die Konkurrenz riesig ist in seiner Mannschaft. Die Brüder Johannes Thingnes Bö und Tarjei Bö sowie Emil Hegle Svendsen sind für Pyeonchang gesetzt. Auch Lars Helge Birkeland, Henrik L’Abee-Lund und Erlend Bjöntegaard weisen bereits TopTen-Platzierungen auf und stehen im Weltcup klar vor Björndalen. Und jede Nation darf nur sechs Läufer zu den Winterspielen mitnehmen.
Vertreten wird die Familie Björndalen in Pyeongchang aber auf jeden Fall sein. Ehefrau Darja Domratschewa aus Weißrussland, hat sich ohne Probleme qualifiziert. Beide sind seit 2016 verheiratet, haben eine Tochter. Für die hätte Björndalen im Februar dann mehr Zeit als erhofft.