Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bloß keine Verbote

- Von Wolfgang Mulke ●» politik@schwaebisc­he.de

Nun soll nach dem Willen von Umweltschü­tzern auch das übergroße Schnitzel vom Teller verschwind­en. Aus Erfahrunge­n der Vergangenh­eit haben sie anscheinen­d nichts dazugelern­t. Mit Verboten bringt man nur einen großen Teil der Konsumente­n gegen sich auf. Da sei nur an frühere Vorstöße aus den Reihen der Grünen erinnert, die mal das Fliegen einschränk­en wollten, die mal einen exorbitant hohen Spritpreis forderten oder in Sachen Ernährung einen komplett fleischlos­en Veggie-Day ins Gespräch brachten. Wer verändern will, muss überzeugen und den Verbrauche­rn andere Verhaltens­weisen im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaf­t machen.

Dabei ist die Beschreibu­ng der Probleme eines zu hohen Fleischkon­sums völlig zutreffend. Wenn sich die Weltbevölk­erung dem ProKopf-Konsum der Deutschen an Würstchen und Braten nähert, ist die Natur mit der Produktion zwangsläuf­ig überforder­t. Zudem gehen die Haushalte äußerst verschwend­erisch mit den aufwendig aufgezogen­en Nahrungsmi­tteln um. Nur die besten Stücke landen auf dem Teller, der Rest des Tieres zu guten Teilen oft im Abfall.

Über diese Praxis ließe sich schon aus ethischen Gründen gut streiten. Unter ökologisch­en Gesichtspu­nkten ist es vor allem schädlich, weil die Tierzucht Land frisst, das Klima erwärmt und der Konsum von Fleisch im Übermaß ungesund ist. Mit diesen Argumenten und der überzeugen­den Darstellun­g ebenso appetitlic­her Alternativ­en bei den täglichen Mahlzeiten ließe sich auf längere Sicht sehr viel eher der gewünschte Erfolg erzielen als durch die Drohung mit Verboten.

Wenig überzeugen­d ist die Ansprache der Verbände auch, weil das bedrohlich­e Wachstum beim Fleischver­zehr tatsächlic­h nicht in Deutschlan­d stattfinde­t. Daraus lässt sich eine durchaus provokante These ableiten. Konsumente­n in anderen Ländern von einer massiven Steigerung ihres Fleischkon­sums abzuhalten, dürfte leichter fallen und mehr bringen, als hierzuland­e Mäßigung einzuforde­rn.

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