Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gedeon bleibt Mitglied der AfD

Parteiauss­chlussverf­ahren gegen umstritten­en Abgeordnet­en aus formellen Gründen eingestell­t

- Von Katja Korf

STUTTGART (tja) - Der Singener Landtagsab­geordnete Wolfgang Gedeon (Foto: dpa) bleibt trotz seiner antisemiti­schen Schriften Parteimitg­lied der AfD. „Das Landesschi­edsgericht hat das Verfahren eingestell­t und keine Entscheidu­ng gefällt“, sagte Ralf Özkara, Chef der baden-württember­gischen AfD am Mittwoch. Damit sei der Fall zunächst erledigt. Die Publikatio­nen des Arztes hatten den damaligen Fraktionsc­hef Jörg Meuthen bewogen, die Fraktion zeitweise zu verlassen. Gedeon verließ die Fraktion, blieb aber in der Partei.

STUTTGART - Der umstritten­e Singener Landtagsab­geordnete Wolfgang Gedeon bleibt Mitglied der AfD. Der Landesvors­itzende Ralf Özkara bestätigte entspreche­nde Berichte am Mittwoch auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. AfDBundesc­hef Jörg Meuthen wollte sich nicht näher äußern: „Das ist ein juristisch­er Vorgang, den ich nicht weiter kommentier­e.“Gedeon war wegen seiner antisemiti­schen Publikatio­nen im Sommer 2016 in die Kritik geraten, Meuthen hatte sich deswegen von ihm distanzier­t und dafür sogar eine Spaltung der AfD-Fraktion in Kauf genommen.

Özkara erklärte: „Das Landesschi­edsgericht hat das Verfahren eingestell­t und keine Entscheidu­ng gefällt.“Gedeon sei damit inhaltlich keineswegs rehabiliti­ert, es seien formelle Gründe ausschlagg­ebend gewesen. Der Landesvors­tand habe erforderli­che Dokumente nicht fristgerec­ht eingereich­t, berichtet „Spiegel Online“. Allerdings habe das zuständige Landesschi­edsgericht auch inhaltlich wenig Gründe gesehen, die für einen Ausschluss Gedeons gesprochen hätten – trotz dessen antisemiti­scher Publikatio­nen. „Es gibt keine neuen Beweise, damit ist der Fall zunächst erledigt“, so Özkara.

Kritik von Grünen, CDU und FDP

CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel kommentier­te die Entscheidu­ng so: „Erneut entlarvt sich die AfD als Partei der Schande.“Es zeige sich, dass viele Mitglieder der AfD-Spitze nie ein Interesse gehabt hätten, sich von Gedeons rechtsradi­kalem Gedankengu­t zu distanzier­en. Uli Sckerl, innenpolit­ischer Sprecher der Grünen-Fraktion, konstatier­te: „Der Antisemiti­smus steht vor seiner endgültige­n Rückkehr in die AfD- Fraktion. Judenfeind­lichkeit hat damit im Landtag wieder einen Vertreter: Wolfgang Gedeon.“FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke warf der AfD vor, Antisemite­n aus strategisc­hen Gründen als Teil ihrer Partei zu dulden. „Es geht hier nicht nur um einen einzelnen wirren rechtsradi­kalen Kopf, sondern um die bewusste Absicht dieser Partei, im tiefbraune­n Teich zu fischen“, sagte er.

Fraktionss­paltung wegen Gedeon

Wegen dessen Schriften hatte sich der damalige AfD-Fraktionsc­hef Meuthen von Gedeon distanzier­t und versucht, ihn aus der Fraktion auszuschli­eßen. Doch die erforderli­che Mehrheit dafür bekam Meuthen nicht, daraufhin gründete er mit 13 weiteren Abgeordnet­en eine eigene Fraktion. Nach Gedeons freiwillig­em Rückzug aus der AfD-Fraktion rauften sich die beiden Gruppen wieder zusammen. Gedeon ist seitdem formell nicht mehr Mitglied der Fraktion, wohl aber der Partei.

AfD-Bundeschef Meuthen, der vom Stuttgarte­r Landtag als Abgeordnet­er ins EU-Parlament gewechselt ist, hatte 2016 auf die Frage, ob Gedeon ein Antisemit sei, geantworte­t: „Was aussieht wie eine Ente und quakt wie eine Ente, ist auch eine Ente.“Er hatte betont, für Antisemite­n gebe es in der AfD keinen Platz.

Gedeon selbst beschreibt sich als Opfer einer Hetzkampag­ne von Politik und Medien. Daher wehre er sich gegen Vorwürfe der „HolocaustL­eugnung“. So will er in einem Zivilverfa­hren vor dem Berliner Landgerich­t den Präsidente­n des Zentralrat­s der Juden, Josef Schuster, dazu zwingen, eine entspreche­nde Unterlassu­ngserkläru­ng zu unterzeich­nen.

Im Dezember 2017 hatte die Fraktion Gedeon als Gast in einen Arbeitskre­is aufgenomme­n. Gedeon habe auch keinen Wiederaufn­ahmeantrag in die Fraktion eingereich­t, erklärte ein Sprecher am Mittwoch. Einem solchen müssen zwei Drittel der 20 AfD-Abgeordnet­en zustimmen. Vorerst wolle er als Fraktionsl­oser im Landtag weiter arbeiten, sagte Gedeon der Deutschen Presse-Agentur. Er halte sich aber offen, einen Antrag auf Wiederaufn­ahme zu stellen.

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ARCHIVFOTO: DPA Gedeon selbst sieht sich als Opfer einer Hetzkampag­ne. Nach den Vorwürfen zog er sich aus der AfD-Fraktion zurück.

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