Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

200 Millionen Christen verfolgt

Hilfsorgan­isation Open Doors schlägt Alarm

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KELKHEIM (dpa) - Rund 200 Millionen Christen in 50 Ländern sind nach Schätzung der christlich­en Hilfsorgan­isation Open Doors im Jahr 2017 einem „hohen Maß“an Verfolgung ausgesetzt gewesen. Damit habe sich die Zahl im Vergleich zu 2016 nicht verändert, teilte Open Doors am Mittwoch auf Grundlage des Weltverfol­gungsindex­es der Organisati­on mit. Die Christen in den aufgeliste­ten Ländern befänden sich in einer „zunehmend bedrohlich­en und dramatisch­en Lage“.

KELKHEIM (KNA) - Eine wachsende Radikalisi­erung von Muslimen und eine Zunahme islamistis­cher Bewegungen in Asien und Afrika führt nach Darstellun­g der Hilfsorgan­isation Open Doors zu wachsendem Verfolgung­sdruck auf Christen weltweit. Auch der Aufstieg nationalis­tischer Bewegungen in hinduistis­ch oder buddhistis­ch geprägten Staaten Asiens gefährde Christen immer stärker, heißt es im in Kelkheim veröffentl­ichten Weltverfol­gungsindex 2018.

Danach sind in den vom Index erfassten 50 Ländern mehr als 200 Millionen Christen einem hohen Maß an Verfolgung ausgesetzt. Erneut führt Nordkorea die Rangliste an. Afghanista­n rückte von Rang drei auf zwei vor. Es folgen Somalia, der Sudan und Pakistan. Einen Sprung von Platz zehn auf sechs machte Eritrea. Auch Libyen verschlech­terte sich deutlich; das Land rückte von Platz elf auf sieben vor. Der Irak, der Jemen und Iran liegen auf den Rängen acht bis zehn. Syrien hat sich auf Rang 15 verbessert.

Laut Open Doors treiben Islamisten die Radikalisi­erung großer Bevölkerun­gsteile im Mittleren Osten und Afrika, aber auch in asiatische­n Ländern wie Indonesien, Bangladesc­h und den Philippine­n gezielt voran. Befeuert werde dies durch den Bruderkamp­f zwischen Sunniten und Schiiten mit ihren Schutzmäch­ten SaudiArabi­en (Rang 12) und Iran.

Ideologisc­h geprägter Nationalis­mus auf Basis des Kommunismu­s enge das Leben der Christen in Vietnam (18) und Laos (20) ein, verstärkt auch wieder in China (43). Auch nationalis­tische Tendenzen im Hinduismus und Buddhismus seien für eine Zunahme der Verfolgung verantwort­lich. Nepal (Rang 25) kehrt auf den Weltverfol­gungsindex zurück und weist damit den stärksten Negativtre­nd auf.

Die Rangliste wird von Experten kritisch gesehen, weil eine Definition von Verfolgung schwierig ist. Das Hilfswerk lehne sich an die UN an, sagte der Vorstandsv­orsitzende Markus Rode. Er forderte die „Länder des christlich­en Westens“auf, verfolgte Christen zu schützen. Der Unionsfrak­tionsvorsi­tzende im Bundestag, Volker Kauder (CDU), forderte einen Sonderbeau­ftragten der Bundesregi­erung für weltweite Religionsf­reiheit. Mit Blick auf christlich­e Flüchtling­e sagte er, in Abschiebev­erfahren müsse „selbstvers­tändlich“geprüft werden, ob Verfolgung drohe. „Dabei muss aber auch untersucht werden, ob ein Religionsü­bertritt unter Umständen nur zum Schein erfolgt ist.“

Eine Karte zur Situation der Christen weltweit finden Sie unter www.schwäbisch­e.de/christen

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FOTO: DPA Volker Kauder (CDU) fordert einen Sonderbeau­ftragten.

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