Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Jähes Ende einer Karriere
Stephen Bannon, ehemals Chefstratege von Donald Trump, verlässt Breitbart News
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WASHINGTON - Es war eine der sachlichsten Meldungen, die man in letzter Zeit bei Breitbart News, dem krawalligen Onlineportal der populistischen Rechten, lesen konnte. Stephen Bannon habe seinen Posten an der Spitze des Nachrichtennetzwerks geräumt, man werde an einem geordneten Übergang arbeiten, Steve bleibe ein „geschätzter Teil unseres Vermächtnisses“. Bannon, ehemals Chefstratege und Wahlkampfleiter von Donald Trump, ist fünf Monate nach seinem Ausscheiden aus der Regierungszentrale so tief gefallen, wie es sich kaum einer vorstellen konnte.
Mit Breitbart, der Webseite, deren Leitung er 2012 nach dem Tod ihres Gründers übernahm, wollte er relevant bleiben. Mit einer bei Breitbart produzierten Satellitenradio-Show sollte seine Stimme weiterhin Gehör finden, auch ohne öffentliches Amt. Dass die Rechnung nicht aufging, liegt auch an „Fire and Fury“, dem Buch, in dem der Journalist Michael Wolff in schonungsloser Zuspitzung das Bild einer chaotischen, von Ränkespielen zerfressenen Administration zeichnet. Mit Bannon in der Rolle des Kronzeugen. Der überschritt den Rubikon, jedenfalls aus Sicht des Präsidenten, indem er sich in gewohnt schnörkelloser Art über die Russlandkontakte des Trump’schen Wahlkampfteams ausließ, mithin über das brisanteste Kapitel Washingtoner Politik. Dass sich Donald Jr., Trumps ältester Sohn, mit einer russischen Anwältin verabredete, nachdem ihm dubiose Mittelsmänner belastendes Material über Hillary Clinton in Aussicht gestellt hatten, war in Bannons Worten „Verrat, unpatriotisch und übler Mist“. Worauf Trump Senior, der bekanntermaßen allergisch reagiert, wenn jemand seine Familie ins Visier nimmt, seinem Ex-Berater unterstellte, den Verstand verloren zu haben.
Die Wut ist noch nicht verraucht
Nur muss das alles noch nicht heißen, dass der 64-Jährige in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Die populistische Wut unter den Fußtruppen der Republikaner, die er kräftig zu schüren verstand, ist noch lange nicht verraucht. Wie das Weiße Haus zuletzt die Weichen stellte, passt vielen nicht in den Kram. Von der Steuerreform, im Eilverfahren im Kongress durchgesetzt, profitieren in erster Linie die reichsten Amerikaner, weniger die „vergessenen Männer und Frauen“, von denen Trump so oft spricht. Dass der Staatschef nun auch zum Weltwirtschaftsforum nach Davos reist, lässt die nationalistische Fraktion zweifelnd fragen, wie ernst er es mit seinen Amerika-zuerst-Parolen eigentlich meint.
Wenn die republikanische Basis demnächst ihre Bewerber für die Kongresswahlen im November bestimmt, könnten hier und da Kandidaten zum Zug kommen, die es eher mit Bannon halten als mit einem womöglich weichgespülten Trump, orakelt der Politikwissenschaftler Norman Ornstein: „Bannon mag die Speerspitze gewesen sein, aber das bedeutet nicht, dass es den Speer nicht mehr gibt.“