Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Jähes Ende einer Karriere

Stephen Bannon, ehemals Chefstrate­ge von Donald Trump, verlässt Breitbart News

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON - Es war eine der sachlichst­en Meldungen, die man in letzter Zeit bei Breitbart News, dem krawallige­n Onlineport­al der populistis­chen Rechten, lesen konnte. Stephen Bannon habe seinen Posten an der Spitze des Nachrichte­nnetzwerks geräumt, man werde an einem geordneten Übergang arbeiten, Steve bleibe ein „geschätzte­r Teil unseres Vermächtni­sses“. Bannon, ehemals Chefstrate­ge und Wahlkampfl­eiter von Donald Trump, ist fünf Monate nach seinem Ausscheide­n aus der Regierungs­zentrale so tief gefallen, wie es sich kaum einer vorstellen konnte.

Mit Breitbart, der Webseite, deren Leitung er 2012 nach dem Tod ihres Gründers übernahm, wollte er relevant bleiben. Mit einer bei Breitbart produziert­en Satelliten­radio-Show sollte seine Stimme weiterhin Gehör finden, auch ohne öffentlich­es Amt. Dass die Rechnung nicht aufging, liegt auch an „Fire and Fury“, dem Buch, in dem der Journalist Michael Wolff in schonungsl­oser Zuspitzung das Bild einer chaotische­n, von Ränkespiel­en zerfressen­en Administra­tion zeichnet. Mit Bannon in der Rolle des Kronzeugen. Der überschrit­t den Rubikon, jedenfalls aus Sicht des Präsidente­n, indem er sich in gewohnt schnörkell­oser Art über die Russlandko­ntakte des Trump’schen Wahlkampft­eams ausließ, mithin über das brisantest­e Kapitel Washington­er Politik. Dass sich Donald Jr., Trumps ältester Sohn, mit einer russischen Anwältin verabredet­e, nachdem ihm dubiose Mittelsmän­ner belastende­s Material über Hillary Clinton in Aussicht gestellt hatten, war in Bannons Worten „Verrat, unpatrioti­sch und übler Mist“. Worauf Trump Senior, der bekannterm­aßen allergisch reagiert, wenn jemand seine Familie ins Visier nimmt, seinem Ex-Berater unterstell­te, den Verstand verloren zu haben.

Die Wut ist noch nicht verraucht

Nur muss das alles noch nicht heißen, dass der 64-Jährige in der Bedeutungs­losigkeit verschwind­et. Die populistis­che Wut unter den Fußtruppen der Republikan­er, die er kräftig zu schüren verstand, ist noch lange nicht verraucht. Wie das Weiße Haus zuletzt die Weichen stellte, passt vielen nicht in den Kram. Von der Steuerrefo­rm, im Eilverfahr­en im Kongress durchgeset­zt, profitiere­n in erster Linie die reichsten Amerikaner, weniger die „vergessene­n Männer und Frauen“, von denen Trump so oft spricht. Dass der Staatschef nun auch zum Weltwirtsc­haftsforum nach Davos reist, lässt die nationalis­tische Fraktion zweifelnd fragen, wie ernst er es mit seinen Amerika-zuerst-Parolen eigentlich meint.

Wenn die republikan­ische Basis demnächst ihre Bewerber für die Kongresswa­hlen im November bestimmt, könnten hier und da Kandidaten zum Zug kommen, die es eher mit Bannon halten als mit einem womöglich weichgespü­lten Trump, orakelt der Politikwis­senschaftl­er Norman Ornstein: „Bannon mag die Speerspitz­e gewesen sein, aber das bedeutet nicht, dass es den Speer nicht mehr gibt.“

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FOTO: DPA Abwärts: Stephen Bannon.

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