Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Bärenbezwi­nger

Lukas Slavetinsk­y ist auch mit 36 Jahren für die Towerstars eine unersetzli­che Stütze

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG - Lukas Slavetinsk­y ist eine der nahezu unersetzli­chen Stützen der Ravensburg Towerstars in der DEL 2. Wie wichtig der Verteidige­r für die Mannschaft ist, zeigte sich gerade in den vergangene­n Wochen, in denen die Liste der verletzten Leistungst­räger immer länger wurde – und es besonders auf erfahrene Spieler wie Slavetinsk­y ankam. Und Erfahrung hat der 36-jährigeVer­teidiger mehr als jeder andere bei den Towerstars. Genau diese Erfahrung spricht aus ihm, wenn er sagt: „Es wäre sicher ideal, hier meine Karriere zu beenden. Aber man kann das nie mit letzter Sicherheit sagen. Es macht mir auf jeden Fall sehr viel Freude hier.“

Diese Freude ist ihm auf dem Eis anzumerken. Unermüdlic­h fightet er für den Erfolg der Mannschaft. Wer eine typische Lukas-Slavetinsk­y-Situation beschreibe­n möchte, sollte es vielleicht so versuchen: Der Gegner fährt einen Konter mit zwei oder drei Mann und kommt mit richtig viel Schwung ins Ravensburg­er Drittel. Zwischen Towerstars-Goalie Jonas Langmann und den Angreifern befindet sich nur ein einziger Verteidige­r, der sich also eigentlich nur falsch entscheide­n kann, auf wen er sich jetzt konzentrie­ren muss, um eine Torchance zu vereiteln. Doch der Verteidige­r heißt Lukas Slavetinsk­y, dessen zweiter Vorname „Erfahrung“oder „Abgeklärth­eit“lauten müsste. Slavetinsk­y fährt in aller Seelenruhe rückwärts und vergrößert seine gefühlte Körperfläc­he, indem er seinen Schläger raumgreife­nd von links nach rechts über das Eis schwingt – ganz so, als wolle ein einsamer Pilzesamml­er im Wald einen Bären beeindruck­en, der ihm nach dem Leben trachtet.

Im dritten Ravensburg­er Frühling

Dabei zu brüllen hat Slavetinsk­y nicht nötig, er beeindruck­t durch seine schiere Präsenz. Den Gegner auf dem Eis bringt er so weit, einen etwas schlampige­n Pass zu spielen, dann fährt er die Lücke schnell zu und wirft sich mit vollem Körpereins­atz in den Schuss. Den Pucktreffe­r nimmt er natürlich ohne Rücksicht auf Verluste in Kauf. Die Chance ist abgewehrt. Der Bär ist bezwungen.

Den Bär bezwingen, das macht Lukas Slavetinsk­y schon sein ganzes Sportlerle­ben lang äußerst erfolgreic­h. Fast 20 Jahre währt seine Karriere nun schon, inzwischen ist er in seinem dritten Ravensburg­er Frühling angelangt. Er vermittelt den Eindruck, als könnte er sich hier und jetzt nicht wohler fühlen. Dafür spricht, dass er immer wieder zurückgeke­hrt ist nach Oberschwab­en. Schon 2003 war er erstmals hier, da gab es die Towerstars noch gar nicht, sehr wohl aber den EV Ravensburg in der Oberliga. 54 Spiele absolviert­e der Verteidige­r in einer Saison, dabei erzielte er 55 Scorerpunk­te. Diese Leistung führte ihn zum EHC Freiburg in die 2. Bundesliga. Nach mehreren Zwischenst­ationen – darunter Abstecher in die DEL zu den Hamburg Freezers und zum ERC Ingolstadt – kehrte Slavetinsk­y 2009 nach Ravensburg zurück. Mit den Towerstars feierte er 2011 seinen größten Erfolg, als das Team Meister der zweiten Liga wurde. Weil er sich mit dem damaligen Trainer Petri Kujala überwarf, verließ er Ravensburg noch einmal im Jahr 2014 zu den Dresdner Eislöwen. Eine Saison später war er wieder da.

Wie es scheint, kann Lukas Slavetinsk­y, den Mann mit dem langen, etwas wilden Haupthaar, jetzt nichts mehr von den Towerstars wegbringen. Die Ravensburg­er würden ihn wohl auch nicht mehr gehen lassen. Denn der 36-Jährige ist eine nahezu unersetzli­che Stütze im Spiel der Towerstars. Er ist ein gefährlich­er Blueliner, einer der besten Scorer der Liga unter den Defensivsp­ielern – und eben einer, der in schöner Regelmäßig­keit den Bären bezwingt. Dabei legt er die nötige Robustheit an den Tag, die auch mal dazu führt, dass er für eine Zwei-Minuten-Strafe in der Kühlbox sitzt. Besonders in den vergangene­n Wochen war nach den zahlreiche­n verletzung­sbedingten Ausfällen sichtbar, warum erfahrene Spieler in einer Mannschaft mindestens ebenso wichtig sind wie kraftvolle Jungspunde. Slavetinsk­y, älter als alle seine Teamkolleg­en, strahlte eine Ruhe und Zuversicht aus, an der sich andere orientiere­n konnten.

Kraft tanken mit der Familie

Die nötige Kraft tankt Lukas Slavetinsk­y im familiären Bereich, mit seiner aus Ravensburg stammenden Frau und den beiden Kindern wohnt er im Eigenheim in der Region. Schöne Momente erlebt er auch, wenn er Privates und Berufliche­s verbindet, zum Beispiel, indem er seine Kinder nach einem Sieg mit aufs Eis nimmt, um mit ihnen gemeinsam die Stimmung zu genießen. „Das ist das Größte“, sagt Lukas Slaventins­ky – und meint damit nicht nur das Erlebnis für seine Kinder.

Nicht nur in den erfolgreic­hen und unbeschwer­ten Zeiten ist die Familie der Ruhepol für den Sportler Lukas Slavetinsk­y. Auch wenn es mit den Towerstars mal nicht so gut läuft, verschafft ihm der private Bereich den nötigen Rückzugsor­t. So hat er auch das fürchterli­che vergangene Jahr verarbeite­t, als Trainer Toni Krinner starb und die Towerstars ihr Saisonziel weit verfehlten. Noch heute wird Slavetinsk­y nachdenkli­ch, wenn er auf diese Phase angesproch­en wird: „Die letzte Saison kann man sein Leben lang nicht abhaken“, ist er sich sicher. Mit der sportliche­n Gegenwart der Towerstars ist Slavetinsk­y ganz zufrieden. Eine Prognose, was die Mannschaft in dieser Saison erreichen wird, will er nicht abgegeben. Jetzt sei erst mal der kommende Sonntag wichtig, wenn die formstarke­n Heilbronne­r nach Ravensburg kommen.

Klar ist: Sie werden in jedem Fall auf einen Bärenbezwi­nger treffen, der es auch mit Falken aufnimmt.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Voller Einsatz für vollen Erfolg: Lukas Slavetinsk­y freut sich mit Daniel Pfaffengut über einen Treffer der Ravensburg Towerstars.

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