Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kreisräte besichtige­n Geschwiste­r-Scholl-Schule

Vor-Ort-Termin in Leutkirch vor der Entscheidu­ng über Neuordnung des Ausbildung­sangebots – Investitio­nen sind notwendig

- Von Simon Nill www.schwaebisc­he.de/ gss-besichtigu­ng

LEUTKIRCH - Mehr als 30 Kreisräte haben am Dienstag die Leutkirche­r Geschwiste­r-Scholl-Schule besichtigt. Sie wollen einen umfangreic­hen Überblick erhalten – etwa über aktuelle Ausbildung­sangebote, über die Ausstattun­g oder den Zustand der Räume. Denn in naher Zukunft soll der Kreistag eine Entscheidu­ng darüber treffen, in welcher Form die Profile der berufliche­n Schulen im Landkreis Ravensburg neu strukturie­rt werden.

Bei einem Rundgang durch die Geschwiste­r-Scholl-Schule werden den Besuchern vor allem die aktuelle Ausstattun­g und wichtige Handlungsf­elder aus Sicht der Schulleitu­ng vor Augen geführt. Konkret nehmen die Kreisräte etwa einen Raum unter die Lupe, der für die Pflegeausb­ildung genutzt wird. Besichtigt werden aber auch eine Ausbildung­sküche, das Lehrerzimm­er, die Elektrower­kstatt oder die KfzWerksta­tt. Dabei spricht Schulleite­r Heinz Brünz einen bestehende­n Investitio­nsstau an, der sich in den vergangene­n Jahren angesammel­t habe.

Nachhaltig­e Investitio­nen fordern die Verantwort­lichen der Geschwiste­r-Scholl-Schule beispielsw­eise bei der Gebäudedäm­mung oder beim Ausbau der kabellosen Internetve­rbindung. Außerdem seien Modernisie­rungen von Werkstätte­n und Klassenräu­men, ein Konzept für den Mensabetri­eb, ein Versammlun­gsort für Schüler oder die Reparatur des Turnhallen­bodens erforderli­ch.

Brünz spricht sich für K2 aus

Um die Zukunft der Leutkirche­r Berufsschu­le nachhaltig zu sichern, begrüßt Leiter Heinz Brünz eine Strukturre­form der berufliche­n Schulen. Es gelte vor allem, sachlich auf die sinkenden Schülerzah­len an den fünf Standorten im Landkreis zu reagieren. Vor den Kreisräten spricht er sich für das Modell „K2“aus, das auch von der Kreisverwa­ltung favorisier­t wird. Nach diesen Plänen soll ein Großteil der gewerblich­en Ausbildung künftig an der Geschwiste­rScholl-Schule gebündelt werden. Dazu zählen Berufsfeld­er wie die Kfz-Mechatroni­k oder die Metalltech­nik, die in Wangen künftig wegfallen würden. Leutkirch könnte somit zu einem „Industrie 4.0“-Standort für das Allgäu werden. Im Gegenzug würde in Wangen ein „Kompetenzz­entrum Milch und Agrarwirts­chaft Allgäu“entstehen.

Wichtig ist Heinz Brünz, dass über die Neuordnung des Ausbildung­sangebots auf sachlicher Ebene diskutiert wird. Schließlic­h müssten sich alle Beteiligte­n den Realitäten stellen. Bei Umsetzung des K2-Modells müsste Leutkirch unter anderem das Profil „Gesundheit“im Gesundheit­sund Sozialwiss­enschaftli­chen Gymnasium nach Aulendorf abgeben. „Das würde uns wehtun“, meint Brünz am Dienstag. Vor allem, weil dann Synergieef­fekte verloren gingen. Bisher könnten Lehrkräfte für die Pflegeausb­ildung in Leutkirch auch im Bereich „Gesundheit“ des Gymnasiums unterricht­en.

Zudem plädiert Brünz in einem kurzen Vortrag dafür, dass der Unterricht im Fachbereic­h Landwirtsc­haft in Wangen – und nicht in Ravensburg – über die Bühne gehen soll. Vor allem, weil die Strecke nach Ravensburg für viele Berufsschü­ler aus Leutkirch und der Umgebung zu lang wäre. „Die Schüler arbeiten überwiegen­d im eigenen Betrieb“, meint er. Und ab 16.30 Uhr stehe bei Landwirten die tägliche Arbeit auf dem Programm.

Generell, betont Brünz mehrfach, habe die Geschwiste­r-Scholl-Schule ihre Hausaufgab­en in den vergangene­n Jahren erledigt. Er nennt in diesem Zusammenha­ng eine positive Entwicklun­g von Schülerzah­len aus dem Kfz- sowie dem Metallbere­ich. Einen Wunsch äußert der Schulleite­r indes im Hinblick auf den Zeitrahmen: „Bitte entscheide­n Sie bald.“Denn die Schulen bräuchten Planungssi­cherheit für das kommende Schuljahr.

Bei einer anschließe­nden Fragerunde melden sich einige Kreisräte zu Wort. Siegfried Spangenber­g (Grüne) will etwa wissen, ob in manchen Bereichen weiterhin zwei Ausbildung­sstandorte denkbar sind. „Da bin ich nicht dafür“, entgegnet Brünz. Bei einem prognostiz­ierten Schülerrüc­kgang von 13 Prozent mache eine Bündelung durchaus Sinn. Auch, weil beispielsw­eise Maschinen nicht doppelt angeschaff­t werden müssten.

Qualität durch Zweizügigk­eit

Ein kurzes Statement gibt Hans-Jörg Leonhardt (CDU) ab. Ihm ist die Bekämpfung des Fachkräfte­mangels besonders wichtig. Deshalb hält er es für wichtig, dass Kompetenzz­entren gebildet werden. Thema bei der Diskussion­srunde ist auch eine „Zweizügigk­eit“, die bei einer Bündelung in manchen Bereichen möglich wäre. Gemeint ist, dass zwei Klassen parallel unterricht­et werden können. Auch das sei ein Qualitätsm­erkmal, sind sich Brünz und Schuldezer­nent Franz Baur einig.

Gesprochen wird in der Aula der Geschwiste­r-Scholl-Schule auch über die längeren Anfahrtswe­ge, die viele Schüler künftig zu bewältigen hätten. Dazu hat Baur eine klare Meinung: „Wir glauben, dass die Verbesseru­ng in der Qualität die Nachteile der kürzeren Anfahrtswe­ge überwiegt.“

Ob das auch die Kreistagsm­itglieder so sehen, wird die Entscheidu­ng über die Neuordnung der Ausbildung­sangebote zeigen. Schon am 25. Januar könnte – nach weiteren Schulbesuc­hen im Landkreis – ein Schlussstr­ich unter die Diskussion gezogen werden. Widerspruc­h regt sich bislang vor allem aus den Reihen des berufliche­n Schulzentr­ums in Wangen. Sowohl Lehrer als auch Schüler machen dort gegen die Pläne mobil. Mittlerwei­le ist aus Wangen auch eine Online-Petition angestreng­t worden.

Ein Video vom Besuch der Kreisräte gibt’s unter

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FOTO: SIMON NILL Heinz Brünz (rechts) führt die Kreisräte auch in einen Raum, der für die Pflegeausb­ildung genutzt wird.

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