Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bürgerstiftung will für Senioren bauen
Haus in Wangen ist geplant – Allein stehende Menschen im Blick
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WANGEN - Die Wangener Bürgerstiftung will das größte Projekt in ihrer bislang gut fünfjährigen Geschichte angehen: den Bau eines Wohnhauses für allein lebende Senioren mit einer bescheidenen Rente. Den entsprechenden Grundsatzbeschluss haben Stiftungsvorstand und Stiftungsrat Ende vergangenen Jahres gemeinsam gefasst. In der nächsten gemeinsamen Sitzung im April soll die Pläne konkret werden. Favorisierter Standort ist der Scherrichmühlweg – und zwar dort, wo der Deutsch-Türkische Kulturverein seine Zelte in Kürze endgültig abbrechen wird.
OB Michael Lang, seines Zeichens auch stellvertretender Vorsitzender der Bürgerstiftung, hatte bei seiner Neujahrsrede auf dem Marktplatz aufhorchen lassen, als er das Projekt grob skizzierte. Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“erläutert er den Bedarf: Es gebe viele im Stadtgebiet lebende ältere Menschen, die sich nach dem Tod des Partners wohnlich kleiner setzen wollen oder (finanziell) müssen. Allein: Sie finden keine neue, passende Bleibe – und wenn, dann nur zu nicht leistbaren Mieten.
„Vor allem Witwen sind oft nicht in der Lage, ihre Wohnung zu halten“, erklärt Volker Leberer, Vorsitzender der Bürgerstiftung. Vor diesem Hintergrund sei im zurückliegenden Herbst der Bau eines Hauses in den Stiftungsgremien diskutiert und im Grundsatz verabschiedet worden. Demnach könnte ein Wohnhaus mit bis zu zehn kleinen Wohnungen à 40 bis 50 Quadratmeter entstehen, das die Bürgerstiftung baut und zu sozial verträglichen Preisen vermietet. Als Standort steht momentan ein Grundstück am Scherrichmühlweg im Raum, das aus Sicht der Verantwortlichen aus mehreren Gründen geeignet wäre: Das Areal gehört der Stadt, die – laut Leberer – bereit wäre, es der Stiftung auf Erbpachtbasis zu überlassen.
Zudem ist es stadtnah. Ein weiteres Kriterium, um dort künftig lebenden Senioren eine gute Anbindung an die Nahversorgung zu bieten. Laut OB Lang passt die Stadtnähe auch zur „guten Tradition der Wangener Stiftungen“. Auch ist das Gelände verfügbar, da der endgültige Umzug des Deutsch-Türkischen Kulturvereins in den Neubau am Kanal unmittelbar bevor steht. Für das Frühjahr plant der Verein die Einweihung des neuen Domizils. Volker Leberer ist sich allerdings bewusst, dass das Gelände am Scherrichmühlweg vergleichsweise klein ist. So verweist er beim Thema Parken auf die nahen öffentlichen Stellflächen. Für OB Lang ist die Standortdebatte indes noch nicht beendet: „Das Grundstück am Scherrichmühlweg ist eine nahe liegende Überlegung, aber vielleicht gibt es ja noch etwas anderes. Wir sind da offen.“
Gleichwohl: Für den Scherrichmühlweg sind die Pläne bereits vorkalkuliert. Die Stiftung rechnet mit Baukosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Gewünschte Fertigstellung wäre Anfang 2020. „In diesem Jahr sollte zumindest der Grundstein gelegt werden“, so Leberer.
Mit dem möglichen Bau des Wohnhauses würde die Bürgerstiftung nicht nur ihr bislang „mit Abstand größtes Projekt“(Leberer) angehen, sondern auch Neuland betreten. Denn das Gebäude dient auch der Sicherung des Stiftungskapitals, das bislang in Wertpapieren, geerbten Wohnungen und einem langfristigen Darlehen an die Stadtwerke in Höhe von einer Million Euro angelegt ist, wie der Vorsitzende berichtet. „Da macht man sich Gedanken, wie man langfristig das Kapital erhalten kann“, so Leberer.
Der Gebäudebau ist das Ergebnis dieser Überlegungen, bei dem das Kohlerhaus durchaus als Modell gilt. Letzteres wird von der Hospitalstiftung zum Heiligen Geist betrieben. Sie soll nach Angaben des ehemaligen Waldner-Geschäftsführers übrigens – wegen entsprechender Erfahrungen – auch darüber entscheiden dürfen, wer letztlich in dem möglichen Neubau wohnen wird. Denn eines ist klar: Ein Gebäude mit zehn Wohnungen wird den Bedarf alleinstehender Senioren längst nicht decken können. „Aber es ist ein Anfang“, sagt Volker Leberer.