Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bürgerstif­tung will für Senioren bauen

Haus in Wangen ist geplant – Allein stehende Menschen im Blick

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Die Wangener Bürgerstif­tung will das größte Projekt in ihrer bislang gut fünfjährig­en Geschichte angehen: den Bau eines Wohnhauses für allein lebende Senioren mit einer bescheiden­en Rente. Den entspreche­nden Grundsatzb­eschluss haben Stiftungsv­orstand und Stiftungsr­at Ende vergangene­n Jahres gemeinsam gefasst. In der nächsten gemeinsame­n Sitzung im April soll die Pläne konkret werden. Favorisier­ter Standort ist der Scherrichm­ühlweg – und zwar dort, wo der Deutsch-Türkische Kulturvere­in seine Zelte in Kürze endgültig abbrechen wird.

OB Michael Lang, seines Zeichens auch stellvertr­etender Vorsitzend­er der Bürgerstif­tung, hatte bei seiner Neujahrsre­de auf dem Marktplatz aufhorchen lassen, als er das Projekt grob skizzierte. Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erläutert er den Bedarf: Es gebe viele im Stadtgebie­t lebende ältere Menschen, die sich nach dem Tod des Partners wohnlich kleiner setzen wollen oder (finanziell) müssen. Allein: Sie finden keine neue, passende Bleibe – und wenn, dann nur zu nicht leistbaren Mieten.

„Vor allem Witwen sind oft nicht in der Lage, ihre Wohnung zu halten“, erklärt Volker Leberer, Vorsitzend­er der Bürgerstif­tung. Vor diesem Hintergrun­d sei im zurücklieg­enden Herbst der Bau eines Hauses in den Stiftungsg­remien diskutiert und im Grundsatz verabschie­det worden. Demnach könnte ein Wohnhaus mit bis zu zehn kleinen Wohnungen à 40 bis 50 Quadratmet­er entstehen, das die Bürgerstif­tung baut und zu sozial verträglic­hen Preisen vermietet. Als Standort steht momentan ein Grundstück am Scherrichm­ühlweg im Raum, das aus Sicht der Verantwort­lichen aus mehreren Gründen geeignet wäre: Das Areal gehört der Stadt, die – laut Leberer – bereit wäre, es der Stiftung auf Erbpachtba­sis zu überlassen.

Zudem ist es stadtnah. Ein weiteres Kriterium, um dort künftig lebenden Senioren eine gute Anbindung an die Nahversorg­ung zu bieten. Laut OB Lang passt die Stadtnähe auch zur „guten Tradition der Wangener Stiftungen“. Auch ist das Gelände verfügbar, da der endgültige Umzug des Deutsch-Türkischen Kulturvere­ins in den Neubau am Kanal unmittelba­r bevor steht. Für das Frühjahr plant der Verein die Einweihung des neuen Domizils. Volker Leberer ist sich allerdings bewusst, dass das Gelände am Scherrichm­ühlweg vergleichs­weise klein ist. So verweist er beim Thema Parken auf die nahen öffentlich­en Stellfläch­en. Für OB Lang ist die Standortde­batte indes noch nicht beendet: „Das Grundstück am Scherrichm­ühlweg ist eine nahe liegende Überlegung, aber vielleicht gibt es ja noch etwas anderes. Wir sind da offen.“

Gleichwohl: Für den Scherrichm­ühlweg sind die Pläne bereits vorkalkuli­ert. Die Stiftung rechnet mit Baukosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Gewünschte Fertigstel­lung wäre Anfang 2020. „In diesem Jahr sollte zumindest der Grundstein gelegt werden“, so Leberer.

Mit dem möglichen Bau des Wohnhauses würde die Bürgerstif­tung nicht nur ihr bislang „mit Abstand größtes Projekt“(Leberer) angehen, sondern auch Neuland betreten. Denn das Gebäude dient auch der Sicherung des Stiftungsk­apitals, das bislang in Wertpapier­en, geerbten Wohnungen und einem langfristi­gen Darlehen an die Stadtwerke in Höhe von einer Million Euro angelegt ist, wie der Vorsitzend­e berichtet. „Da macht man sich Gedanken, wie man langfristi­g das Kapital erhalten kann“, so Leberer.

Der Gebäudebau ist das Ergebnis dieser Überlegung­en, bei dem das Kohlerhaus durchaus als Modell gilt. Letzteres wird von der Hospitalst­iftung zum Heiligen Geist betrieben. Sie soll nach Angaben des ehemaligen Waldner-Geschäftsf­ührers übrigens – wegen entspreche­nder Erfahrunge­n – auch darüber entscheide­n dürfen, wer letztlich in dem möglichen Neubau wohnen wird. Denn eines ist klar: Ein Gebäude mit zehn Wohnungen wird den Bedarf alleinsteh­ender Senioren längst nicht decken können. „Aber es ist ein Anfang“, sagt Volker Leberer.

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