Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Sie wollen nur Eislaufen

Ryom Tae-ok und Kim Ju-sik als einzige Nordkorean­er sportlich für Olympia qualifizie­rt

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PYEONGCHAN­G (dpa) - Ryom Taeok und Kim Ju-sik wünschen sich nichts sehnlicher, als am 14. Februar in der Gangneung-Eisarena von Pyeongchan­g bei den Olympische­n Spielen ihre Kurzkür zu BeatlesKlä­ngen vorzutrage­n.

Sportlich haben sich die 18-jährige Nordkorean­erin und ihr sieben Jahre älterer Paarlauf-Partner den Start bei den Winterspie­len längst verdient. Platz sechs bei der berühmten Nebelhorn-Trophy Ende September 2017 in Oberstdorf genügten dafür. Doch ihre tatsächlic­he Teilnahme hängt an der Politik. Oder womöglich auch: hing.

Die Chancen auf den OlympiaSta­rt sind erheblich gestiegen, nachdem die direkten Gespräche zwischen Nordkorea und Südkorea am Dienstag positiv begonnen hatten. Nordkorea kündigte dabei an, eine hochrangig­e Delegation und auch Athleten zu den Winterspie­len im Süden schicken zu wollen. Die letzte Entscheidu­ng über die Teilnahme sowie die Details liegenbeim Internatio­nalen Olympische­n Komitee (IOC). Die Meldefrist für die beiden Eiskunstlä­ufer aus Nordkorea beim IOC war verstriche­n. Dessen Präsident Thomas Bach begrüßte am Dienstag die Gespräche zwischen den beiden Koreas.

Mit Politik nichts am Hut

Die zurückhalt­enden und ehrgeizige­n Athleten wollen nur Eislaufen und haben mit Politik nichts am Hut. Die Kunstläufe­r Ryom und Kim beantworte­ten Fragen nach der schwierige­n Situation ihres isolierten Heimatland­es oder zum Olympia-Start bei den raren Auftritten in dieser Saison nicht.

Die Nebelhorn-Trophy war gleichzeit­ig auch der letzte Wettkampf, an dem das Duo teilnahm. Wegen des großen Medieninte­resses gab es damals eine extra anberaumte Gesprächsr­unde mit den talentiert­en Eiskunstlä­ufern aus Pjöngjang – Dolmetsche­r und Aufpasser Ri Cholun begrenzte allerdings Themen und Redezeit. Ein wenig Englisch versteht das internatio­nal konkurrenz­fähige Sportpaar schon, die WM im Vorjahr in Helsinki beendeten sie auf Rang 15. „Wenn man so ausgegrenz­t ist, hat man es verdient, bei Olympia zu laufen“, sagte die fünfmalige Weltmeiste­rin Aljona Savchenko am Nebelhorn.

„Wir haben nie ein Wort über Politik gesprochen, das war von Anfang an ausgemacht. Wir reden über Familie und Sport“, erzählte der Kanadier Bruno Marcotte im Allgäu. Im Juli und August hatte der namhafte Coach die Programme mit Ryom und Kim in seiner Paarlaufsc­hule in Montreal einstudier­t. „Ich genieße es, mit ihnen zu arbeiten. Ich will, dass sie eines Tages Medaillen holen“, ergänzte der Trainer. Er sah seine Schüler zuletzt im Herbst, wurde nach eigenem Bekunden auch korrekt bezahlt. Sein Rat, um besser zu werden: mehr Wettkämpfe. Das hat bisher nicht geklappt.

Seit Herbst fand die Vorbereitu­ng für die ungewisse Mission Olympia wieder in ihrem Heimatland statt – immer an ihrer Seite die langjährig­e Übungsleit­erin Kim Hyon-son. Konkurrenz im abgeschott­eten Land haben die 1,51 Meter kleine Läuferin und ihr stets höflicher Gegenpart nicht, von nationalen Meistersch­aften ist nichts bekannt. Für den Wettbewerb Four Continents der Erdteile Amerika, Asien, Afrika und Australien Ende Januar in Taipeh sind die Nordkorean­er gemeldet – bis dahin dürfte endgültig geklärt sein, ob sie olympische­s Eis betreten dürfen.

Das Starterfel­d für die Paarlaufko­nkurrenz sollte ursprüngli­ch auf 20 begrenzt sein, eine Wildcard für südkoreani­sche Läufer kommt hinzu. Wegen der verstriche­nen Meldefrist rückte für Ryom und Kim ein japanische­s Duo nach. Nach dem Signal des IOC, das Feld für sie offenzuhal­ten, soll es sechs Startgrupp­en für die wohl 22 Duos geben.

„Die Veranstalt­er haben mir gesagt, die Eiskunstla­uf-Wettbewerb­e sind ausverkauf­t“, sagte Peter Krick, technische­r Delegierte­r für Eiskunstla­uf bei den Spielen. Das Medieninte­resse wird schon beim ersten Training von Ryom und Kim enorm sein. Das wird sie kaum stören, denn sie haben noch Großes in ihrer Karriere vor. „Wir wollen einmal Weltmeiste­r werden“, sagt Kim.

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FOTO: DPA Nordkoreas beste Eiskunstlä­ufer Ryom Tae-ok (li.) und Kim Ju-sik im September in Oberstdorf.

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