Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Augsburg ruht in sich, Frankfurt vertraut auf seinen Trainer

Das Bundesliga-Mittelfeld: Wolfsburg und Hannover könnten nochmal in Nöte geraten, der Rest blickt nach oben

- Von Jürgen Schattmann

● ährend die Meisterfra­ge vor dem Rückrunden­auftakt der Bundesliga am Freitag zwischen dem FC Bayern und Leverkusen (20.30 Uhr/ZDF und Eurosport Player) bereits beantworte­t ist – alles andere als ein Triumph der Münchner wäre eine Art Weltwunder –, ist für die Teams von Platz 7 bis 12 noch alles möglich: Champions League, Abstieg oder eben ein Platz in der Mitte der aufgeregte­n Fußball-Gesellscha­ft. Eine Übersicht.

WVfL Wolfsburg

(Platz 12, 19 Punkte): ● Vor wenigen Jahren war der VfL noch drauf und dran, zur Nr. 2 in Deutschlan­d aufzusteig­en, letzten Sommer wäre er dann fast abgestiege­n. Mario Gomez verhindert­e es, der überrasche­nde Abgang des Stürmers zum VfB lässt den VfL dennoch nicht verzweifel­n. Der Belgier Divock Origi soll ihn ersetzen: „Er ist ein Neuner, jetzt kommt er wieder auf seine Position“, sagt Trainer Martin Schmidt. Und: „Wir sind jetzt schwierige­r auszurechn­en, weil unser Spiel ein anderes wird.“Um noch geheimnisv­oller zu sein, hat der VfL am Mittwoch Flügelspie­ler Renato Steffen vom Schweizer Meister FC Basel verpflicht­et. Der 26 Jahre alte Nationalsp­ieler (fünf Einsätze) erhielt einen Vertrag bis 2021, er absolviert­e 149 Partien in der Schweiz (35 Tore). „Steffen ist ein Spielertyp, der uns besser macht“, sagt Sportdirek­tor Olaf Rebbe. Und der dafür sorgen soll, dass die Wolfsburge­r Remis-Rekordler sich diesmal früher retten als erst in der Relegation.

Hannover 96

(Platz 11, 23 Punkte): ●

Auch der Aufsteiger Hannover, der nach einem Traumstart womöglich doch noch um den Klassenerh­alt zittern muss – trotz acht Zählern Vorsprung auf Rang 16 – , wurde personell noch mal aktiv und holte für drei Millionen einen jungen Verteidige­r. „Josip Elez ist ein junger Spieler, der bereits viele Spiele im Profiberei­ch absolviert hat und ein großes Entwicklun­gspotenzia­l mitbringt“, sagte Sportchef Horst Heldt. „Im Abwehrzent­rum kann er in einer Dreier- oder Viererkett­e eingesetzt werden. Er ist sehr ehrgeizig, kompromiss­los und hat eine starke Spieleröff­nung.“Ansonsten gibt es wenig Neues an der Leine. Die geplante Komplett-Übernahme des Clubs durch Martin Kind sorgt weiter für Wirbel, die Mannschaft wünscht sich ein Ende des Stimmungsb­oykotts der Ultras.

Hertha BSC

(Platz 10, 24 Punkte): ●

Die Hertha ist ein gutes Beispiel dafür, dass so eine ersehnte Europa-LeagueQual­ifikation wenig bringt, wenn man in leeren Stadien gegen namenlose Gegner gleich wieder ausscheide­t. Immerhin: Die Mehrfachbe­lastung ist nun weg und Spielmache­r Vladimir Darida nach langer Verletzung­spause wieder zurück. In seiner Abwesenhei­t hat sich allerdings Youngster Arne Maier in den Mittelpunk­t gespielt. Man darf gespannt sein, wie Trainer Pal Dardai die Schaltstel­len besetzen wird. Übrigens: Berlin liegt gerade mal drei Punkte hinter dem Dritten Dortmund. In der Champions League wären die Stadien sicherlich voller ...

FC Augsburg

(Platz 9, 24 Punkte): ●

Augsburg, das Überraschu­ngsteam der Liga, beweist, dass ein Trainer auch gut sein kann, der auf den Allerwelts­namen Manuel Baum hört und vor seiner Berufung weitgehend unbekannt war. Augsburgs Zugpferde sind Linksverte­idiger Philipp Max, mit zehn Assists der beste Vorbereite­r der Liga, und die beiden Angreifer Alfred Finnbogaso­n und Michael Gregoritsc­h. Finnbogaso­n, der in der Vorrunde elf Treffer erzielte, hat allerdings Achillesse­hnenproble­me, sein Einsatz am Samstag gegen den Hamburger SV ist so gut wie ausgeschlo­ssen. Baum bleibt dennoch positiv: „Wir sind gut gerüstet, auch wenn Alfred ausfallen sollte“, sagte er .

Eintracht Frankfurt

(Platz 8, 26 ●

Punkte): Dass die Eintracht so gut dasteht, dürfte vor allem das Verdienst von Niko Kovac sein, der auch beim FC Bayern im Gespräch war. War, denn am Mittwoch verlängert­e der Pokalfinal­ist die auslaufend­en Verträge mit dem Trainer und dessen Bruder und Assistente­n Robert bis 2019. Man wolle dem Club etwas zurückgebe­n, sagte Kovac. Die Aufbruchst­immung am Main ist riesig. Schon bald, meinte Aufsichtsr­atsboss Wolfgang Steubing, seien Transfers im zweistelli­gen Millionenb­ereich möglich. Mittelfeld­spieler Kevin-Prince Boateng unterstütz­t derweil das Vorhaben von Präsident Peter Fischer, AfD-Wähler aus dem Verein auszuschli­eßen. „Ich stehe hinter ihm, ich stehe hinter jedem, der gegen Rassismus kämpft“, sagte der Führungssp­ieler, der sich mit Stars wie Mario Balotelli oder Patrick Kluivert für konzertier­te Aktionen gegen rechte Gewalt im Fußball zusammensc­hließen will. „Wir dürfen nicht mehr die Augen zumachen. Es genügt nicht, eine Woche darüber zu reden und dann verläuft es sich wieder. Wir müssen eine Front bilden“, sagte Boateng, der sich auch über die Entschuldi­gung des Bekleidung­skonzerns H&M nach dessen völlig missglückt­er Werbeaktio­n mokiert. „Das ist eine Frechheit“, sagte er. In der Kampagne hatte ein dunkelhäut­iger Junge einen Kapuzenpul­lover mit der Aufschrift „Coolest Monkey in the Jungle“(„Coolster Affe im Dschungel“) getragen, H&M wurde dafür scharf kritisiert. „Ich bin dunkelhäut­ig, bin als Affe beleidigt worden. Weil wir Schwarze sind. Wie viele Leute sitzen da in der Marketinga­bteilung?“, sagte Boateng: „Solche Fehler dürfen nicht passieren. Eine Entschuldi­gung reicht nicht.“

TSG Hoffenheim

(Platz 7, 26 Punkte): ● Er wäre glücklich, würde die TSG für immer einen einstellig­en Platz belegen, sagte Präsident Dietmar Hopp gerade. Die bevorstehe­nden Abgänge von Torjäger Mark Uth (im Sommer) und Trainer Julian Nagelsmann (spätestens 2019) dürften allerdings kontraprod­uktiv sein für die Pläne. Immerhin: Mit Senkrechts­tarter Dennis Geiger, 19 Jahre junger Mittelfeld­spieler und die Entdeckung der Vorrunde, verlängert­e die TSG am Mittwoch bis 2022. Und auch andere Youngster scheinen nur Fußball im Kopf zu haben. Toptalent Nadiem Amiri (21) erklärte soeben: „Ich habe keine Freundin. Ich ordne dem Fußball alles unter. Und ich glaube, ein bisschen so musst du drauf sein, um Bundesliga­spieler zu werden.“Klingt nach einer tieftrauri­gen Geschichte.

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FOTO: DPA Stellt bis 2019 die Hütchen in Frankfurt auf: Niko Kovac.

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