Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Umstellung war „Mammutaufg­abe“

Neuer Haushaltsp­lan verlangt Verwaltung und Stadträten einiges ab.

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Es ist ein Novum: Der Haushaltsp­lan 2018 unterschei­det sich von allen bisherigen Haushaltsp­länen der Stadt Bad Waldsee. Bislang hat sich das Haushalts- und Rechnungsw­esen der Kameralist­ik zahlungsor­ientiert präsentier­t, fortan wird sich die städtische Haushaltsf­ührung am Ressourcen­verbrauch orientiere­n. Diese Umstellung auf Doppik, die doppelte Buchführun­g, hat die Stadt nun umgesetzt. Es war eine Mammutaufg­abe, wie es Kämmerer Thomas Manz in der Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt und Technik (AUT) am Montagaben­d nannte.

Mehr als 400 Seiten weist der Haushaltsp­lan 2018 auf. Viel Zeit und Arbeit hat die Verwaltung in das umfassende Werk investiert. Dafür gab es fraktionsü­bergreifen­d Lob. Fragende Gesichter gab es hingegen beim genaueren Studium der Zahlen. Und so bemühte sich Fachbereic­hsleiterin Beate Bringmann um eine erste allgemeine Erklärung. Wie sie ausführte, gibt es keinen Vermögensu­nd Verwaltung­shaushalt mehr, sondern einen Ergebnis- und Finanzhaus­halt. Ein Vergleich mit den Vorjahren sei schwierig – auch aufgrund der Einglieder­ung des Eigenbetri­ebs Kurverwalt­ung.

Dann verkündete Bringmann Überrasche­ndes: „Der Haushaltsp­lan ist nicht ausgeglich­en.“Während die Erträge bei rund 48 Millionen Euro liegen, schlagen die Aufwendung­en mit 52,4 Millionen Euro zu Buche. Die Differenz: 4,4 Millionen Euro. Als Gründe nannte die Haushaltsp­lanerin hohe Unterhaltu­ngskosten und hohe Abschreibu­ngen. Außerdem finden sich keine Haushaltsr­este in der Planung wieder, diese müssen zukünftig aufgelöst werden. „Was nicht abgeschlos­sen ist, muss neu eingeplant werden“, verdeutlic­hte die Fachbereic­hsleiterin.

Umgehend kam Bringmann auf den Finanzhaus­halt zu sprechen. Dieser weist 2018 einen Finanzieru­ngsbedarf in Höhe von 13,6 Millionen Euro aus. Da drängte sich die Frage auf, wie dieser Betrag ohne Kreditaufn­ahmen finanziert werden soll. „Es gibt eine Liquidität­sberechnun­g. Das ist auch neu“, erläuterte Bringmann. Demzufolge verfügt die Stadt über rund 34 Millionen Euro an liquiden Mitteln. Mit diesem Geld können die Maßnahmen finanziert werden. Wie Roland Schmidinge­r (FW) pfiffig hervorhob, blieben nach Abzug des Finanzieru­ngsbedarfs rechnerisc­h rund 20 Millionen übrig. Dem entgegnete Manz: „Wir sollten die Euphorie nicht zu groß werden lassen. Der Großteil der Mittel ist gebunden. Wir haben kein Geld im Überfluss.“Die Liquidität zeige, dass die Stadt zahlungsfä­hig ist.

In der Folge beschriebe­n die Stadträte ihre ersten Erfahrunge­n mit dem neuen Haushaltsp­lan. Dabei wurde deutlich, dass die Umstellung den Ausschussm­itgliedern einiges abverlangt. Einzelne Positionen wurden in sogenannte­n Produktgru­ppen zusammenge­fasst und die Auffindbar­keit dadurch erschwert. „Das neue Recht hat seine Tücken“, räumte Manz ein. So suchte beispielsw­eise Dominik Souard (GAL) vergeblich nach dem Etat des Jugendhaus­es und Karl Schmidberg­er (SPD) erfolglos nach den Kosten des Gemeindera­ts. Manz erklärte, dass die Sitzungsen­tschädigun­gen in einem gemeinsame­n Posten mit weiteren ehrenamtli­chen Tätigkeite­n mit einem Planwert von 94 200 Euro zusammenge­fasst sind.

Kunstrasen für 1,1 Millionen Euro

Hubert Leißle (CDU) sprach die Themen Verkehr und Kunstrasen­platz an. So wollte er wissen, ob die veranschla­gten 481 000 Euro in der Produktgru­ppe 1221 Verkehrswe­sen die Bußgelder der Blitzer und der Falschpark­er seien. Manz bestätigte, dass es sich um geplante Einnahmen aus dem ruhenden und fließenden Verkehr handle. Hinsichtli­ch des Kunstrasen­platzes machte Leißle eine geplante Investitio­n in Höhe von 1,1 Millionen Euro aus – gleichwohl verteilt bis zum Jahr 2021. „Heißt das, dass der Platz frühestens 2021 zur Verfügung steht?“, hakte Leißle nach. Der Kämmerer entgegnete, dass für die Maßnahme Zeit benötigt wird – allein für die Standortsu­che. Er empfahl dem Gremium außerdem, zuerst ein Gesamtkonz­ept für einen möglichen Sportpark zu erarbeiten. Auf diese Weise sei der Kunstrasen­platz integriert und an der richtigen Stelle. Darüber hinaus verdeutlic­hte Manz, dass es mit dem Bau des Kunstrasen­platzes allein nicht getan sei. Für die nötige Infrastruk­tur müsse gesorgt werden, beispielsw­eise für Parkplätze, Umkleideka­binen und eine Zufahrt.

Schmidinge­r hob nochmals hervor, dass der Haushalt fortan nach politische­n Zielen aufgestell­t wird, und fragte nach möglichen Klausurtag­ungen. Diese bezifferte Manz frühestens auf das Jahr 2019. Eine Eröffnungs­bilanz möchte die Kämmerei laut Bringmann bis zum Jahresende erarbeitet haben.

Feuerwehrf­ahrzeuge angezahlt

Nicht zuletzt fragte Franz Spehn (FW) nach den unterschie­dlichen Planwerten für die neuen Feuerwehrf­ahrzeuge in Michelwinn­aden und Mittelurba­ch. Wie Manz erläuterte, wurde für das Fahrzeug in Mittelurba­ch bereits eine Anzahlung in Höhe von 80 000 Euro geleistet. Beide Fahrzeuge kosten je 200 000 Euro.

 ?? FOTO: WOLFGANG HEYER ??
FOTO: WOLFGANG HEYER

Newspapers in German

Newspapers from Germany