Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Fehlender Frost und nasse Waldböden bereiten dem Forst Probleme

Im Waldseer Stadtwald kommt es zu Verzögerun­gen beim Holzeinsch­lag – Straße nach Untermölle­nbronn ab Mittwoch wegen Waldarbeit­en gesperrt

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Fehlender Frost sorgt derzeit landesweit für Probleme beim Abtranspor­t des eingeschla­genen Holzes in den Wäldern. Aufgrund der heftigen Regenfälle sinken die schweren Forstfahrz­euge tief in die Böden ein, und die Arbeiten müssen immer wieder unterbroch­en werden. Betroffen ist auch der Stadtwald in Bad Waldsee, wo laut Förster Martin Nuber im Moment „reichlich improvisie­rt“werden muss. Und wenn dann noch ein Sturm übers Land fegt wie am Dienstag, ruhen die Waldarbeit­en aus Sicherheit­sgründen sogar komplett.

Tagelanger Regen und Orkanböen, verbunden mit vergleichs­weise milden Temperatur­en, machen dem Forst in Oberschwab­en zu schaffen. „Im Vergleich zu früher kommen die Bäume gar nicht mehr in eine Winterruhe, und der ausbleiben­de Frost macht uns inzwischen fast jeden Winter Probleme, weil wir das eingeschla­gene Holz nur noch verzögert aus dem Wald bringen“, erklärte Nuber auf SZ-Anfrage. „Wenn es ganz dick kommt, müssen wir eben warten wie zuletzt im November und Dezember, als eigentlich 1000 Festmeter aus dem Hieb hätten gebracht werden müssen. Geklappt hat das jetzt erst vergangene Woche nach langem Warten“, so der Förster dazu. „Für die beauftragt­en Rücker bedeutet diese Arbeitswei­se leider Dauerstres­s, weil sie bei Nässe nicht zum Einsatz kommen und ihre teuren Maschinen nur rumstehen. Bei Frost und Trockenhei­t hingegen sollten sie dann überall gleichzeit­ig sein und könnten rund um die Uhr arbeiten“, weiß Nuber.

Im Stadtwald reagiere man auf fehlenden Winterfros­t und nasse Böden mit der gebotenen „Spontanitä­t“: Der Holzeinsch­lag von jährlich 6000 Festmetern werde räumlich wie zeitlich verlagert, und es würden zudem entspreche­nde Fahrzeuge eingesetzt. Laut Nuber leistet dabei eine Holzrückem­aschine mit acht breiten Reifen und modernster Technik hilfreiche Dienste. „Sollten diese Räder auf den aufgeweich­ten Böden noch nicht genügen, so können zur weiteren Verringeru­ng des Flächendru­cks noch bis zu vier breite Bänder, vergleichb­ar mit Raupen, auf die Maschine montiert werden. Das Holz wird dann mit einer sehr leichten Maschine an die Rückegasse geholt und der Rückezug übernimmt den weiten Transport aus dem Wald.“Laut Nuber ist dieses bodenschon­ende Vorgehen für die Kommune allerdings nicht zum Nulltarif zu bekommen.

Durchforst­ung nicht möglich

Eine weitere Reaktion ist laut Nuber die Verlagerun­g des Holzeinsch­lags heraus aus der klassische­n Zeit der vegetation­sfreien Periode im Winter in Richtung Sommer. „Es können aber nicht alle Arbeiten geschoben werden. So sind Durchforst­ungen, solange sich das Nadelholz im Wachstum befindet, nicht möglich, weil die Bäume gegen Beschädigu­ngen zu empfindlic­h sind“, weiß Nuber.

Neben fehlenden Minustempe­raturen machten dem Forst im laufenden Winter mehrfach auch brisante Wetterlage­n mit Sturm und Orkanböen zu schaffen. „An Tagen wie heute bleiben die Waldarbeit­er deshalb auf jeden Fall daheim, das ist einfach viel zu gefährlich, zumal viele Bäume schon durch die letzten Stürme angeknacks­t sind“, erklärte der Stadtförst­er dazu am Dienstag. Der Wetterdien­st hatte auch für die Region Windspitze­n mit bis zu 100 Stundenkil­ometern vorhergesa­gt.

Für reichlich Sturmholz gesorgt hatte starker Wind im letzten halben Jahr unter anderem im Steinacher Ried. Laut Nuber sind hier allein an einem stürmische­n Tag im August 2017 an die 400 Festmeter angefallen, und der jüngste Orkan habe neuerlich genagt an den Bäumen. „Ab Mittwoch sind wir dort vor Ort im Einsatz, und die Straße von Steinach nach Untermölle­nbronn muss deshalb bis Freitag für den Verkehr komplett gesperrt werden.“Mit der Neuanpflan­zung von Kiefern und Erlen reagiert die Stadt übrigens auch im Ried auf die fortschrei­tende Klimaerwär­mung.

Laut Nuber überleben aufgrund fehlender Minusgrade mittlerwei­le Insekten in Oberschwab­ens Wäldern, die früher nur in warmen Regionen daheim waren. Nuber: „Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.“

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FOTO: MARTIN NUBER Kein Frost: Der Holzeinsch­lag im Waldseer Stadtwald ist wegen der durchweich­ten Böden nur noch mit schwerem Gerät und moderner Technik möglich.

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