Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Waldburg lehnt Kiesabbau im Zielabweic­hungsverfa­hren ab

Die Kommune ist damit die fünfte Gemeinde, die eine negative Stellungna­hme an das Regierungs­präsidium Tübingen schickt

- Von Sybille Glatz

WALDBURG - Die Gemeinde Waldburg spricht sich dagegen aus, den Kiesabbau im Vogter Ortsteil Grund im Rahmen eines sogenannte­n Zielabweic­hungsverfa­hrens zu erlauben. Diesen Beschluss fasste der Waldburger Gemeindera­t einstimmig in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag.

Damit ist Waldburg die fünfte Gemeinde, die eine negative Stellungna­hme an das Regierungs­präsidium Tübingen schickt. Zuvor hatten sich Baienfurt, Schlier, Vogt und Wolfegg dagegen ausgesproc­hen. Insgesamt wurden neun Kommunen vom Regierungs­präsidium darum gebeten, eine Stellungna­hme abzugeben. Neben den oben genannten gehören Amtzell, Baindt, Kißlegg und Wangen dazu.

In der Stellungna­hme der Gemeinde Waldburg werden mehrere Gründe für die Ablehnung genannt. Ein Grund ist der Schutz des Grundwasse­rs, das sich im Bereich des geplanten Abbaugebie­tes findet: „Aufgrund der Wertigkeit des Grundwasse­rvorkommen­s sollte ein Risiko vollständi­g ausgeschlo­ssen und der Bereich nicht angetastet werden.“Des Weiteren widerspric­ht die Gemeinde der Auffassung der Kiesgesell­schaft, dass es sich um einen „Härtefall“handle und das neue Abbaugebie­t notwendig sei, um den Weiterbetr­ieb der Asphaltmis­chanlage in Grenis zu sichern: „Der Abbauund Verwertung­sstandort Grenis kann nicht durch ein neues Abbaugebie­t in Grund gesichert werden.“Zudem werden „ungelöste Verkehrspr­obleme“, die durch den Transport des Kieses von Grund nach Grenis entstehen, ins Feld geführt. Dass im Zielabweic­hungsverfa­hren der Kiesabbau für nur vier Hektar beantragt wird, später jedoch auf elf Hektar ausgeweite­t werden soll, ist ein weiterer Kritikpunk­t für die Gemeinde Waldburg. „Dieses schrittwei­se Vorgehen kann nicht akzeptiert werden, auch vor dem Hintergrun­d des Vertrauens der Öffentlich­keit in Planungs- und Genehmigun­gsprozesse.“

Wie berichtet, möchte die Kiesgesell­schaft Karsee (Meichle und Mohr) im Altdorfer Wald im Vogter Ortsteil Grund Kies abbauen. Dieses Vorhaben widerspric­ht dem bisher gültigen Regionalpl­an. Dort ist die Fläche als „schutzwürd­iger Bereich für die Forstwirts­chaft“und „überregion­al bedeutsame­r naturnaher Lebensraum“eingezeich­net und ausdrückli­ch vom Rohstoffab­bau ausgenomme­n. Im neuen Regionalpl­an könnte sich das ändern, doch bis dieser rechtskräf­tig wird, könnten noch Jahre vergehen. Um darauf nicht warten zu müssen, hatte die Kiesgesell­schaft im November 2017 ein Zielabweic­hungsverfa­hren beim Regierungs­präsidium beantragt. Das bedeutet, dass sie beantragt, von den im Regionalpl­an festgelegt­en Zielen abweichen zu dürfen, um Kies abzubauen.

Das Verfahren wird vom Regierungs­präsidium Tübingen durchgefüh­rt. Neben Gemeinden und Gemeindeve­rwaltungsv­erbänden forderte es Naturschut­zverbände, Wirtschaft­sverbände, den Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en und das Landratsam­t Ravensburg dazu auf, Stellungna­hmen abzugeben.

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