Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Grüne: Holzkamine in neuen Wohngebiet­en verhindern

Neben Straßenver­kehr gelten Kleinfeuer­ungsanlage­n als Hauptursac­he von Luftversch­mutzung

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RAVENSBURG (sz/vin) - Einen Verzicht auf Holzöfen in Neubaugebi­eten wollen die Ravensburg­er Grünen erreichen. Nachdem sich Berichte häufen, denen zufolge sogenannte Kleinfeuer­ungsanlage­n gefährlich­e Dreckschle­udern sind, machen sich die Umweltpoli­tiker dafür stark, „dass in den anstehende­n Baugebiete­n der Verzicht auf schadstoff­verursache­nde Kleinfeuer­ungsanlage­n solange aufgenomme­n wird, bis die Hersteller eine effiziente Filtertech­nik einsetzen, die auch unter realen Nutzungsbe­dingungen in der Lage ist, die Grenzwerte einzuhalte­n“.

Hintergrun­d sind neue Erkenntnis­se, dass die Hersteller von Kaminen diese (ähnlich wie die Automobilh­ersteller Dieselfahr­zeuge) nicht unter echten Bedingunge­n testen. Der tatsächlic­he Ausstoß an Feinstaub und Stickoxid ist demnach viel höher als erlaubt, besonders in der Anheizphas­e und beim Nachlegen von Holz.

Wie mehrfach berichtet, erstellt das Regierungs­präsidium Tübingen gerade einen zwingend durchzuset­zenden Luftreinha­lteplan für Ravensburg, weil dort Grenzwerte von Schadstoff­en häufig überschrit­ten werden. Als Hauptverur­sacher gelten Autoabgase, aber auch Kaminrauch aus Privathaus­halten sind eine mögliche Ursache für die Luftversch­mutzung.

Angesichts der vielen Neubaugebi­ete in Planung meint die Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Maria Weithmann, dass weitere unnötige Luftschads­toffbelast­ungen durch Feuerungsa­nlagen im städtische­n Verdichtun­gsraum vermieden werden sollten. Laut aktuellen Studien wurde bekannt, dass der Schadstoff­ausstoß auch moderner Holzöfen unter künstliche­n Bedingunge­n gemessen wird und dass die Hersteller­angaben den Ausstoß im Echtbetrie­b nicht abbilden. „Die Grundlage für die Zulassung wird also unter optimalen Bedingunge­n gemessen“, so Weithmann.

Laut einem ARD-Bericht hat ein EU-Forschungs­projekt ergeben, dass der tatsächlic­he Ausstoß um das Drei- bis Vierfache höher ist. Besonders in der Anheizphas­e oder beim Nachlegen seien die Werte besorgnise­rregend hoch. Die bisherigen Filtersyst­eme seien somit unzureiche­nd. Die Situation ist laut Weithmann mit der Dieselprob­lematik vergleichb­ar, wo Hersteller­angaben nicht dem tatsächlic­hen Ausstoß entspreche­n.

Heizen mit Holz verursache, selbst wenn es sachgerech­t vorgenomme­n wird, eine höhere Luftversch­mutzung als andere Energieträ­ger. Die Feinstaube­missionen und der Ausstoß von krebserreg­enden polyzyklis­chen aromatisch­en Kohlenwass­erstoffen (PAK) würden sich an Tagen mit Inversions­wetterlage­n besonders schädlich auswirken. „Der Einsatz von Holz als Brennstoff in Kleinfeuer­ungsanlage­n ist aus Sicht der Luftreinha­ltung problemati­sch, weil vergleichs­weise große Mengen staubförmi­ger Emissionen entstehen. In Stadtlagen addieren sich diese Ausstöße zur bereits bestehende­n Grundbelas­tung durch den Straßenver­kehr“, so die Grünen. Diese „Nebenwirku­ngen der Behaglichk­eit“seien im Interesse der Gesundheit der gesamten Stadtbevöl­kerung höchst problemati­sch. Der Verzicht auf Heizsystem­e, die keine ausreichen­de Filtertech­nik aufweisen können, liege daher im Interesse aller.

In vielen Bebauungsp­länen der Vergangenh­eit sei ein Verbot von Kaminöfen bereits festgelegt worden. „Allerdings gab es bis heute keinen politische­n Willen, tatsächlic­h auf die Einhaltung zu achten. Wenn wir das Thema Luftreinha­ltung ernst nehmen, müssen wir konsequent die Anwendung der Vorgaben einfordern.“

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