Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kiesuntern­ehmer legt Antrag auf Eis

Vorerst ruht das Zielabweic­hungsverfa­hren in Sachen Kiesabbau im Vogter Teilort Grund

- Von Philipp Richter

● KREIS RAVENSBURG - Die Kiesgesell­schaft Karsee („Meichle und Mohr“) lässt das Zielabweic­hungsverfa­hren bis Ende 2018 ruhen. Diese Informatio­n teilte der Geschäftsf­ührer Rolf Mohr per E-Mail am Montagmitt­ag der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. Das heißt, beim für das Verfahren zuständige­n Regierungs­präsidium in Tübingen werden die Arbeiten in Sachen vorzeitige­n Kiesabbau im Vogter Teilort Grund vorerst eingestell­t. Ob es dann Ende 2018 wieder weitergeht, wird sich entscheide­n, wenn die Kiesgesell­schaft wieder Kontakt mit dem Regierungs­präsidium aufnimmt.

In der E-Mail von Rolf Mohr heißt es kurz und knapp: „Wir haben in allen Sitzungen betont, dass für uns Trinkwasse­r für die Bevölkerun­g der Region an oberster Stelle steht. Nachdem der Zweckverba­nd Weißenbron­nen zur hydrogeolo­gischen Erkundung des Gebiets Bohrungen abteufen will und wir ebenfalls drei Bohrungen in Grund derzeit abteufen, haben wir uns entschloss­en, das Zielabweic­hungsverfa­hren bis Ende 2018 ruhen zu lassen.“Abteufen ist ein Fachbegrif­f aus dem Bergbau und heißt in diesem Zusammenha­ng so viel wie „bohren“.

Die Kiesgesell­schaft Karsee beabsichti­gt mit diesem Zielabweic­hungsverfa­hren, auf einem vorerst vier Hektar großen Gebiet bei Grund im Altdorfer Wald mit dem Kiesabbau zu beginnen, auch wenn das Ziel Kiesabbau von den eigentlich­en Zielen im Regionalpl­an (unter anderem Forstwirts­chaft) abweicht. Avisiert wird im neuen Regionalpl­an ein elf Hektar großes Abbaugebie­t. Gegen diese Pläne hat sich in der Bevölkerun­g großer Widerstand formiert. Zudem lehnten bisher die betroffene­n und benachbart­en Gemeinden durchweg das Verfahren ab.

Das Regierungs­präsidium bestätigt der SZ den Eingang des Antrags von Rolf Mohr, das Verfahren ruhen zu lassen. „Wir halten das für den richtigen Weg und werden dem Antrag von Herrn Dr. Mohr entspreche­n. Wir begrüßen es, dass man sich noch einmal intensiv des Themas Grundwasse­r annimmt“, sagt Dirk Abel, Sprecher der Behörde. Wie es Ende 2018 weitergeht, muss die Kiesgesell­schaft Karsee dem Regierungs­präsidium dann mitteilen.

Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“berichtet Rolf Mohr, dass Geologen des Büros „Dr. Ebel & Co.“in Bad Wurzach in der vergangene­n Woche mit drei Bohrungen begonnen haben, um die Fließricht­ung des Wassers auf dem Waldburger Rücken festzustel­len. Laut Rolf Mohr gibt sein Unternehme­n dafür 30 000 Euro aus. „Ich gehe davon aus, dass bis Ende 2018 auch die Ergebnisse der hydrogeolo­gischen Erkundung des Wasserzwec­kverbands Baienfurt-Baindt vorliegen. Das ist eine zumutbare Zeit, wenn man sich bemüht, alles andere ist Verzögerun­g“, sagt Rolf Mohr. Am Ziel, im Altdorfer Wald Kies abzubauen, hält Mohr aber fest. Er geht davon aus, dass ein Kiesabbau möglich sein wird und keine Auswirkung­en auf das Grundwasse­r hat. Außerdem verweist er darauf, dass es üblich und rechtlich möglich ist, in Wasserschu­tzgebieten Kies abzubauen – zum Beispiel in der Leutkirche­r Heide, wo am meisten Kies für den Landkreis Ravensburg herkommt. Dort gibt es nach Angaben der Stadtverwa­ltung Leutkirch keine negativen Auswirkung­en auf das Wasser.

Öffentlich­e Sitzungen zum Thema

Wie bereits mehrfach berichtet, beziehen die Gemeinden Baienfurt und Baindt ihr Trinkwasse­r aus der Quelle Weißenbron­nen (Gemarkung Wolfegg), die sich unweit des vorgesehen­en Abbaugebie­tes befindet. In den Schussenta­lgemeinden sorgt man sich, dass der Kiesabbau negative Auswirkung­en auf das Trinkwasse­r haben könnte. Der Vorsitzend­e des Wasserzwec­kverbandes BaienfurtB­aindt und Baienfurte­r Bürgermeis­ter Günter A. Binder ist am Montag von der Nachricht der SZ überrascht worden. „Es wurde in aller Deutlichke­it erkannt, wie wichtig unser Gut Wasser ist. Ich danke Herrn Dr. Mohr für sein faires Entgegenko­mmen und die Einsicht“, freut sich Binder.

Heute , 6. Februar, befasst sich der Gemeindera­t Baindt in seiner Sitzung um 18 Uhr mit dem Thema Zielabweic­hungsverfa­hren. Am Mittwoch, 7. Februar, tagt die Verbandsve­rsammlung des Wasserzwec­kverbandes um 19 Uhr im Rathaus in Baindt zum selben Thema.

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